Fool on the Hill
die Nachricht so schnell wie möglich erhalten wollen. Glücklicherweise gelang es mir, dort in der Nähe Rover ausfindig zu machen.«
»‘Ove’ waa’ die Lady Baabylon am Besuchen«, steuerte der Puli bei. »Sie lebe hoch.«
Old Surenose fuhr fort: »Ich habe Rover direkt mit der Nachricht auf den Hügel geschickt. Ich selbst habe mich noch eine Weile gründlich umgeschnüffelt, um vielleicht herauszufinden, wo der Mörder hingegangen war. Natürlich mußte ich besonders vorsichtig sein - es handelte sich ja ohne Zweifel um ein sehr großes Tier.«
»Wie steht’s mit einem Rudel?« fragte Bucklette ungeduldig. »Es könnte doch auch ein Rudel gewesen sein, oder?«
»Ein Rudel?« echote der Bluthund. »O nein, nein, es war ein einzelnes Tier, da bin ich völlig sicher. Ich habe nur eines gerochen.«
Ein anderer Reinrassiger meldete sich zu Wort. Es war Skippy, der Beagle, der zur Abwechslung einmal zu verängstigt war, um herumzuhüpfen. »War es... war es wirklich ein Wolf?«
»Ha? Nein, nein, nein, ich denke doch ein Hund. Wie sollte ein Wolf da hinkommen?«
Wieder Bucklette: »Was für ein Hund?«
»Ein großer Hund, wie ich schon sagte.«
»Ja, wie du schon sagtest, aber was für ein großer Hund?«
»Es tut mir leid, ich verstehe die Frage nicht. Ein vierbeiniger; was für welche gibt es denn sonst noch?«
»Reinrassig oder Mischling, du Idiot!«
Old Surenose starrte sie an. »Kannst du den Unterschied riechen?«
»Na ja«, meinte die Colliedame kleinlaut, »das nicht. Aber bist du nicht ein sachverständiger Zeuge?«
Surenose warf einen diskreten Blick in Richtung der Mischlinge. »Wie war das noch?« sagte er. »›Meine Mutter hat Welpen und keine Wundertäter aufgezogen.‹ Ich werde wissen, was es ist, wenn wir es aufgespürt haben. Nicht eher.«
»Hrmmpf«, rief Denmark aus. »Ein ehrlicher Hund. Wie findet ihr das?«
»Vielleicht bist du einfach zu alt«, schlug Bucklette vor. »Vielleicht ist auf deine Nase kein Verlaß mehr. Ich meine immer noch, daß es rasselose Agitatoren waren. Das weiß doch jeder, daß denen nicht zu trauen ist!«
»Das reicht.« Edel, der Bernhardiner, stand finster blickend hinter ihr. »Du hast deine Meinung gesagt. Warum hältst du jetzt nicht für ein Weilchen die Schnauze?«
»Warum sollte ich?«
»Weil ich es sage, weil ich genug von deinem Mist habe, und weil ich auch ein großer Hund bin und dich genausogut vierteilen kann wie ein Wolf.«
»Aha! Dann hast du ja vielleicht die Bulldogge getötet!«
»Ha?« warf Surenose ein. »O nein, hab ich das nicht gesagt? Ich bin ziemlich sicher, daß ich den fraglichen Hund noch nie zuvor gerochen habe. Und ich bin schon eine ganze Weile hier. Natürlich, wenn der Herr Dekan es wünscht, kann ich jeden einzelnen überprüfen.« Er schnüffelte hörbar. »He da, wer hat Ratten gegessen und einen Furz gelassen?«
»Fürwahr, fürwahr«, sagte Dekan Excalibur unvermittelt, wieder einmal verwirrt und krampfhaft bemüht, der Unterhaltung, wenn auch mit gebührendem Abstand, zu folgen. »Sagte eben jemand was von Suchaktion starten?«
Das Spinnennetz
I
Strahlend ging die Sonne auf und erklomm einen wolkenlosen Himmel, der indes danach roch, als würde sich ein weiterer Sturm zusammenbrauen. Überall auf dem North und West Campus, in den Studentenwohnungen von Collegetown und bis hinunter zum Fuß des Hügels fing das allwöchentliche Ritual an - das Mitsichringen, ob man oder ob man nicht die Uni sausen und das Wochenende früh beginnen lassen sollte.
Wenigstens die Architekten hatten keine Last damit. Ihre Veranstaltungen fielen anläßlich des Drachenfestes aus, wodurch ihnen bis zum Beginn der Parade um zwölf noch ausreichend Zeit für die letzten Vorbereitungen blieb. Gegen halb elf hatten sich bereits viele von ihnen auf dem Arts Quad versammelt; die meisten waren kostümiert, viele tranken und steuerten zielstrebig die kritische Masse an. Die Verkleidungen rangierten von schlicht grüngeschminkten Händen und Gesichtern bis hin zu kunstvollen Pappgehäusen in Gestalt berühmter Bauwerke. Ein besonders langer Student kam als Turm von Babel; er mischte sich sturzbetrunken unters Volk, bedachte die Frauen mit sexistischen Äußerungen und zieh die Männer mannigfaltiger sodomitischer Verfehlungen. Da er Esperanto sprach und das Lächeln nicht von seinem Gesicht wich, fühlten sich fast alle von seinem Geschwätz geschmeichelt und machten ihm ihrerseits die herzlichsten Komplimente.
Nach dem
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