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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Chaos vom Tag zuvor noch ziemlich nervös, war die Campuspolizei zeitig zur Stelle und hielt, während mehr und mehr Menschen auf den Platz strömten, Ausschau nach etwaigen Unruhestiftern. Um Viertel nach elf stand eine repräsentative Auswahl von GeiWi-, Agri-, SozÖk- und Hotelfachstudenten erwartungsvoll herum, und mit ihnen Delinquentenfächler, Bohemier, Blaue Zebras und eine Handvoll eifriger Ingenieure, die sich als Aufklärer betätigten. Traditionsgemäß würde sich der Drache auf dem Parkplatz der Sibley Hall in Bewegung setzen, am Gebäude vorbei über den Quad ziehen, bei der Lincoln Hall auf die East Avenue einbiegen und weiter zum Engineering Quad rollen. Dort würden ihn die Ingenieure angreifen und mit Schlamm, Tomaten, vergammelten Kohlköpfen - windkanalgetesteten vergammelten Kohlköpfen - und, sollte im Lauf der nächsten halben Stunde eine grundlegende Wetteränderung eintreten, mit Schneebällen bewerfen. Überstand der Drache die Attacke - und der einzige, der jemals umgefallen war (der letztjährige nämlich), hatte dies ohne jede Unterstützung seitens der Ingenieure geschafft -, würde er den Rundgang fortsetzen, rechts auf die Campus Road, wieder rechts auf die Central Avenue einbiegen und schließlich zwecks Einäscherung zum Arts Quad zurückkehren.
    »Ideales Wetter«, bemerkte Tchikovsky, der den Anschluß des Drachenschwanzes an den bereits zusammengebauten Rest beaufsichtigte. Während dieses Kopplungsmanövers liefen eine schwanzlose Katze und zwei Hunde vorbei; Harp bückte sich, um sie zu streicheln, doch sie wichen ihm geschickt aus und setzten ihren Weg fort.
    Verna von Grautsch, der führende Kopf, drängelte sich durch die Zuschauer, die den Parkplatz füllten. »Alles in Ordnung?« fragte sie.
    »Könnt gar nicht besser laufen«, meinte Tchikovsky. »Das Wetter ist ideal: kein Hauch seit heute früh, keine Wolken und kein Frost wie im letzten Jahr.«
    »Es gibt noch ein Gewitter«, entgegnete Verna, nicht so erfreut wie er. »Riechst du’s nicht?«
    »Schätze, ich hab keine Nase für Gewitter. Es sieht nicht danach aus, und im Radio haben sie gesagt -«
    »Kannste vergessen. Wie hält sich der Drache?«
    Der Körper des Ungeheuers reckte sich fast fünfzehn Meter senkrecht in die Höhe; das innere Holzgerüst war auf Räder montiert wie ein Belagerungsturm. Die Haut war aus schwerer Leinwand und mit dunkelgrünen Schuppen aus Pappe bedeckt. Oben auf dem Rumpf saß die Spezialkonstruktion des Kopfes mit dem eingebauten Flammenwerfer; unter der Kinnlade ragten zwei klauenbewehrte Arme lang und bedrohlich aus dem Brustkorb heraus. Die Flügel des Drachen waren ebenfalls aus Leinwand, doch aus einem dünneren Gewebe und so aufgehängt, daß sie, sollte der Wind doch zu stark wehen, an den Körper angelegt werden konnten. Auf dem Boden erstreckte sich der - inzwischen angekoppelte - Schwanz an die zehn Meter weit nach hinten. Er hatte keine Räder, sondern sollte von einer ausgewählten Gruppe von in ihm verborgenen Architekten hochgehoben und getragen werden, während eine zweite Gruppe den Körper an Seilen hinter sich herzog.
    »Er hält sich ausgezeichnet«, sagte Tchikovsky mit verzeihlichem Stolz. »Sogar noch besser als erwartet. Ich dachte, der Kopf t könnte Probleme aufwerfen, aber der zusätzliche Tank für das| Feuer scheint das Gleichgewicht nicht zu stören.«
    »Wir können also um zwölf los?«
    »Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt. Aber| hör mal.« Er senkte die Stimme. »Der Flammenwerfer macht mir immer noch ein bißchen Sorge.«
    »Warum? Die letzten technischen Fehler sind vorgestern abend behoben worden. Es dürfte eigentlich keinerlei Probleme mehr geben.«
    »Ich spreche nicht von der Technik.« Tchikovsky senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Es ist nämlich ein Feuerwehrhauptmann da. Wegen der Einäscherung zum Schluß.«
    »Und?«
    »Ach, komm schon, Verna. Die Feuerspuckerei ist nicht offiziell genehmigt. Wenn ein Feuerwehrmann zuschaut und das Ding auf einmal anfängt, die Menge anzublasen...«
    »Der Winkel ist so gewählt, daß das Feuer weit über Kopfhöhe abgeht. Das weißt du auch, du hast schließlich an dem Ding mitgebaut. Wenn nicht Mary Poppins mit ihrem Regenschirm vorbeisegelt, besteht keinerlei Gefahr, daß -«
    »Ich weiß, daß es ungefährlich ist«, unterbrach sie Tchikovsky, »und du weißt, daß es ungefährlich ist, aber was wird der Feuerwehrhauptmann sagen?«
    Der führende Kopf ließ sich das durch den Kopf

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