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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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verschwand.
    Von Blackjacks Worten kein bißchen beruhigt, hockte sich Luther nervös neben einen Telegrafenmast. Er beobachtete die Straße und fragte sich, aus welcher Richtung — und in welcher Form - Raaq ihn anfallen würde.
    Direkt über ihm hatte jemand einen Handzettel an den Mast geheftet. Luther warf einen kurzen Blick darauf und schenkte ihm dann keine weitere Beachtung. Blackjack hätte vielleicht etwas damit anfangen können, aber für ihn war es nur ein sinnloses Sammelsurium von Zeichen.
    Auf dem Zettel stand:
     
    BEKANNTMACHUNG
     
    Städtische Verordnung Nr. 101-bb
    vom 13. April d.J.:
    Mit Rücksicht auf die zunehmende Zahl
    durch streunende Haustiere verursachter Unfälle
    hat der Gemeinderat ein verschärftes Leinengesetz verabschiedet.
    Hunde oder Katzen, die innerhalb der Stadtgrenzen
    streunend aufgegriffen werden,
    werden in das städtische Tierheim gebracht.
    Ordnungsgemäß mit Halsband und Steuermarke
    versehene Tiere
    werden dem Halter, sofern dieser feststellbar,
    gegen Entrichtung der dafür festgesetzten Gebühr
    ausgehändigt.
    Nicht abgeholte Tiere und solche, deren Halter nicht
    festgestellt werden können, werden nach Ablauf einer
    von 30 (dreißig) Tagen veräußert oder eingeschläfert.
    MACHEN SIE SICH NICHT STRAFBAR -NEHMEN SIE IHREN LIEBLING AN DIE LEINE!
     
    II
     
    Nach einer halben Stunde war Blackjack noch immer nicht wieder zurück. Luther befand sich in einem argen Dilemma: Es waren Probleme aufgetaucht, und er hätte sich am liebsten verdrückt, doch war er ganz und gar nicht sicher, ob er Blackjack - oder der Manxkater ihn - dann auch wiedergefunden hätte. Jede weitere Minute, die er hier verbrachte, konnte andererseits noch schlimmere Folgen nach sich ziehen.
    Luther blieb weiter neben dem Telegrafenmasten hocken. Auf der anderen Straßenseite lungerten zwei Deutsche Schäferhunde vor einem unbebauten Grundstück herum. Sie ließen ihn nicht aus den Augen. Vorher war noch ein Boxer bei ihnen gewesen, aber kaum hatten sie Luther ausgemacht, war er schnell in einer Seitenstraße verschwunden.
    Jetzt endlich verstand Luther, was ein Reinrassiger eigentlich war. Die Schäferhunde sahen tatsächlich gleich aus, und die Zeichnung ihres Fells war - im Gegensatz zur unordentlichen, schmutzigen Färbung der Mischlinge, mit denen er aufgewachsen war - klar und markant. Er konnte verstehen, daß solche Hunde sich für etwas Besseres hielten: Sie waren unbestreitbar schön.
    Aber Raaq war in ihnen - oder war in ihnen gewesen und hatte ein Mal auf ihrem Herzen hinterlassen, das ihre Schönheit vollkommen zunichte machte. Habt ihr euresgleichen getötet? hätte Luther sie gefragt, wenn er sich getraut hätte. Andere Hunde? Ich glaube schon. Und dieser Gedanke, vor dem Malcolm ihn so gewarnt hatte - Krätze -, schwelte wie Gift im Geist der Schäferhunde, während sie ihn beobachteten.
    Luther warf einen Blick nach der Gasse und fragte sich, wie weit Blackjack wohl hatte laufen müssen, um die Mieze zu finden.
    »Blackjack?« rief er hoffnungsvoll, als er ein Geräusch aus der Gasse hörte. Aber es war nur eine Zeitung, die eine leichte Brise vor sich hergetrieben hatte. Dann war es wieder still, und die Zeitung blieb wie ein schmutzigweißes Leichentuch liegen.
    Blackjack, dachte Luther. Blackjack, wo bist du?
    Und wo waren die Menschen? Irgendein gütiger Herr würde ihn bestimmt retten, wenn die Schäferhunde beschlossen, ihn anzugreifen. Aber es waren keine Menschen auf der Straße, niemand kam aus den Geschäften, niemand ging hinein.
    Es war, als ob jemand - Raaq? - nicht wollte, daß er entkam.
    Wieder drangen Geräusche aus der Gasse. Diesmal war es eindeutig ein Tier, und Luther wußte jetzt, daß er zu lange gewartet hatte, denn es war ein großes Tier, viel zu groß, um Blackjack sein zu können.
    Eine Dogge kam aus der Gasse getrottet. Der Hund maß an der Schulter gut neunzig Zentimeter, war also mehr als anderthalbmal so groß wie Luther.
    »Hallo, Krätze«, sagte er.
    Da setzte sich Luther in Bewegung. Er kehrte der Dogge den Rücken zu und entfernte sich auf dem Bürgersteig, und der große Hund griff ihn nicht an. Er folgte ihm einfach in einem Abstand von ein paar Metern. Auf der anderen Straßenseite hatten sich die Schäferhunde aufgerafft und verfolgten ihn jetzt ebenfalls.
    Luther lief weiter, mit zunehmender Angst immer schneller.
    »Hallo, Krätze.«
    Der Gruß kam von einem unbebauten Grundstück zu seiner Rechten. Er hatte vorgehabt, hier einzubiegen,

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