Fool on the Hill
doch nun sah er, daß ein Golden Retriever und zwei Schnauzer ihm den Weg versperrten. Er ging geradeaus weiter, am Grundstück vorbei. Der Retriever und die Schnauzer schlössen sich der Deutschen Dogge
an.
Jetzt wurde es noch schlimmer. Jetzt redeten sie über ihn.
»Ziemlich mickrig, was?« meinte einer der Schnauzer, der selbst ein ganzes Stück kleiner als Luther war.
»Irgendwie schon«, räumte die Dogge ein. »Aber ich wette, er ist ein streitbarer Bursche.«
»Wie jede Krätze«, meinte der Retriever. »Was glaubst du, wo er herkommt?«
»Ist doch völlig egal. Krätzen sind allgegenwärtig. Es gibt einfach viel zuviel von der Mistbrut.«
»Was glaubst du, was Drakon mit ihm machen wird?«
»Das dürfte nicht schwer zu erraten sein.«
»Ich würd ihn an Zerberus verfüttern, wenn ich Drakon war.«
Gezwungen, ihnen zuzuhören, vernahm Luther plötzlich aus den tieferen Schichten seines Bewußtseins, wo er seine besten Erinnerungen aufbewahrte, ganz andere Worte. Moses’ Worte.
»Du sollst niemals einen anderen Hund töten, noch mit einem kämpfen. Es wird vielleicht der Tag kommen, da du dich dazu genötigt fühlst, da du absolut keinen anderen Ausweg siehst, aber denke immer daran, daß ein Hund, der Raaq in sein Herz einläßt, ohnehin tot ist.«
»Aber Malcolm sagt -«
»Hör nicht auf Malcolm. Malcolm ist nix Besonderes, überhaupt nix Besonderes. Denk nur daran, wie leicht es ist, sich dem Haß hinzugeben, und erinnere dich dann, daß der leichte Weg niemals der richtige ist. Niemals. Und damit war Malcolm abgehakt.
Hör mir gut zu, Luther, Gott gab dem Hund vier Beine, damit er rennen kann, und er schenkte ihm einen Verstand, damit er den richtigen Weg findet. Weißt du, welches der richtige Weg ist?«
»Jeder Weg außer Raaqs Weg.«
»Richtig. Halte dich daran.«
»... die blöde Krätze, ob die wohl genausolang betteln wird wie die letzte?« Luther beschleunigte seinen Schritt noch mehr. Ein Stück weiter vorn war eine Kreuzung, und wenn er im richtigen Augenblick Reißaus nahm, konnte er es schaffen. Sie hatten ihn in die Mitte genommen, aber bislang hatten die Schäferhunde noch nicht versucht, ihm den Weg abzuschneiden.
Ein plötzlicher Hakenschlag in eine rettende Gasse, und er konnte...
Der Boxer, der vorher mit den Schäferhunden zusammengewesen war, lief plötzlich heftig hechelnd um die Ecke. Ihm folgten ein Dalmatiner, ein Irischer Setter und ein Bullterrier.
Jetzt gab es keinen Ausweg mehr. Die Schäferhunde überquerten die Straße und zogen die Schlinge zu, Luther wich gegen ein Schaufenster zurück - ausgerechnet von einem Schlachterladen -und wartete, während die anderen Hunde immer näher kamen.
»Hallo, Krätze«, sagte der Boxer.
III
»Gib deinen Stammbaum an, Booth.«
Der Cockerspaniel kauerte in der Mitte eines schmalen Hofs, der zufällig durch die Lage mehrerer aneinanderstoßender Gebäude, größtenteils Lagerhäuser, entstanden war. Es gingen keine Fenster auf den Hof, und die einzigen Ausgänge bestanden in einer verriegelten Hintertür und zwei Gäßchen, von denen eine durch einen Maschendrahtzaun versperrt war. Die Luft war reglos und heiß, Mauern und Boden gleißten in der Mittagssonne. Eine Meute verschiedener Terrierarten hatte sich wie eine Jury an einer Seite aufgestellt, und zwei Mastiffs hielten Wache vor der offenen Gasse; mehrere andere Rassehunde standen oder hockten verstreut herum. Am hinteren Ende des Hofes umringten drei Dobermänner einen hohen Kieshaufen. Oben auf dem Haufen saß das Tier, das gerade telepathiert hatte, ein Irischer Wolfshund - die größte aller Hunderassen. Er maß von der Nase bis zur Schwanzspitze gut zwei Meter und hatte eine Schulterhöhe von fast einem Meter. Sein Fell war makellos weiß, und im Gegensatz zu den meisten der anwesenden Hunde trug er kein Halsband.
»Booth!« rief der Wolfshund, als der Spaniel nicht sofort antwortete. »Gib deinen Stammbaum an!«
Der Spaniel zögerte noch immer, und eine Bulldogge mit nur einem Ohr kam angerannt und zwickte ihn in die Flanke.
»Drakon hat dir einen Befehl erteilt!« sagte die Bulldogge unter wütendem Gebell. »Antworte ihm!«
Das versetzte den Spaniel nur noch mehr in Angst und Schrecken. Der andere Hund begann wieder nach seiner Flanke zu schnappen und trieb ihn im Kreis herum. Die übrigen verfolgten das Schauspiel mit großem Vergnügen.
»Judas!«sagte der Wolfshund schließlich, und die Bulldogge stand augenblicklich stramm. »Laß ihn in
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