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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Jesse lächelte, unwiederbringlich vertan ist. Ich möchte nicht, daß du einmal diesen Verlust empfinden mußt. Kapierst du?«
     
    III
     
    »Machen Sie sich keine Sorgen wegen des Schadens, Mr. Smith«, sagte Brian Garroway gerade. »Der linke Scheinwerfer ist hin, aber der Motor ist in Ordnung, und wir werden nicht nach Einbruch der Dunkelheit fahren. Dafür können Sie sich übrigens bei meinem jüngeren Bruder bedanken. Sein Verantwortungsgefühl reicht so eben für den Sandkasten.«
    Brian trug Auroras Gepäck zum Heck seines Kombiwagens, der auf der Smithschen Einfahrt parkte. Der Kombi hatte hinten einen Aufkleber mit der Aufschrift »JESUS FäHRT MIT« und vorne links einen stark verbeulten Kotflügel; der Scheinwerfer war tödlich verwundet.
    »Geht’s dir auch bestimmt gut?« fragte Aurora ihren Vater leise, während Brian die Heckklappe aufschloß. »Ich schwör dir, beim Frühstück dachte ich, du stündest kurz vor einem Nervenzusammenbruch.«
    »Alles in Ordnung«, sagte Walter. Sie musterte ihn unsicher und bemerkte jetzt erst, wie rot seine Augen waren. Ihr kam plötzlich ein Gedanke, den sie gleich darauf als absolut lächerlich abtat.
    »Was würdest du dazu sagen«, fuhr Walter fort, »wenn ich dir anbieten würde, dich zu fahren?«
    »Mich wohin zu fahren, Papa? Du meinst doch wohl nicht nach Ithaca!«
    »Das Auto steht in der Garage«, sagte Walter. »Der Tank ist fast voll. Wir könnten eine ordentliche Strecke schaffen, ohne einmal anhalten zu müssen. Und wir könnten uns unterhalten, nur wir beide, worüber du willst. Zum Beispiel über meinen ›Nervenzusammenbruch‹.«
    »Papa...«
    »Es ist mein Ernst. Beim Frühstück war ich nicht ganz klar im Kopf, aber jetzt geht’s mir besser. Vielleicht würde mir vor der Abfahrt noch ein bißchen Ruhe guttun, aber ich bring dich hin. Wirklich.«
    »Aber... was ist dann mit Brian?«
    »Soll er doch allein mit seiner Mistkarre fahren«, erwiderte Walter, und Aurora hätte darüber gelacht, wenn er es nicht offensichtlich vollkommen ernst gemeint hätte.
    »Papa«, sagte sie noch mal, »Papa, du mußt doch einsehen, wie albern das Ganze ist.«
    Walter schlug die Augen nieder und nickte dabei.
    »Es ist ganz schön albern, was? Ja, wirklich ganz schön idiotisch ...« Er sah wieder auf. »Aber was meinst du dazu?«
    Für einen winzigen Augenblick - wohlgemerkt, wirklich nur für einen Augenblick - zog Aurora die Möglichkeit in Betracht, seinen Vorschlag anzunehmen und sich von ihm nach Ithaca fahren zu lassen, wenn es ihm denn so viel bedeutete. Und vielleicht, vielleicht entsprang dieses Zögern nicht ausschließlich töchterlicher Fürsorge.
    »Wir müssen, Aurora!« rief Brian, und der Bann war gebrochen.
    »Ich hab dich lieb, Papa«, sagte Aurora und gab Walter einen Kuß auf die Wange. Dann rannte sie zum Kombi. Auf halbem Weg drehte sie sich noch einmal kurz um: »Ich ruf dich an, sobald wir angekommen sind, ja? Versprochen.«
    Walter nickte wieder und mußte seine ganze Kraft aufbieten, damit sich seine Fäuste nicht selbsttätig ballten. Er fühlte sich erschöpft, geschlagen.
    »Alles Gute.«
    Bevor Aurora etwas sagen konnte, antwortete Brian: »Wir kommen schon zurecht, Mr. Smith. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    Die zwei stiegen in den Kombi, schlugen die Türen zu. »Anschnallen«, sagte Brian automatisch, während Aurora schon die Hand nach dem Gurt ausstreckte. Er ließ den Wagen an, legte den Rückwärtsgang ein und begann vorsichtig zurückzusetzen. Walter winkte vom Haus aus, und Aurora winkte zurück... und als sie das Ende der Auffahrt erreichten, griff sie zum Lenkrad hinüber und drückte zweimal auf die Hupe.
    »Jesses!« rief Brian erschrocken. Sein Nervensystem vollführte ein paar rasche Aufwärmübungen. »Was soll das?«
    »Nur mal tschüß sagen«, sagte sie.
    »Na, dann sag’s eben anders, sei so gut, ja? Momentan verstehe ich keinen Spaß, was das Auto angeht.«
    Aurora ging nicht darauf ein und winkte ihrem Vater ein letztesmal zu. Dann fuhren sie davon und ließen Heim und Eltern zurück. Die nächsten paar Minuten herrschte Schweigen im Wagen.
    »Das wird ein gutes Jahr«, sagte Brian schließlich. Er lächelte und drückte ihre Hand. »Vielleicht unser bestes bisher.«
    »Hoffentlich«, sagte Aurora. Sie lächelte zurück, und Brian merkte nicht mal, wie gezwungen das aussah. »Das hoffe ich wirklich.«
    Plötzlich wünschte sie sich sehnlichst, sie hätte den Vorschlag ihres Vaters angenommen.
     
    IV
     
    Für

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