Fool on the Hill
schloß die Augen und wendete den Kopf ab. Er konnte die Geräusche zwar nach wie vor hören, doch glücklicherweise dauerte die Hinrichtung nur einen Augenblick. Während dieses kurzen Augenblicks geschah etwas Merkwürdiges; Luther spürte, wie seine Angst dahinschwand und eine seltsam geistige Ruhe an ihre Stelle trat. Und wieder fielen ihm Moses’ Worte ein.
»Genug!« befahl der Wolfshund, und die Dobermänner wichen mit blutigen Fängen und Lefzen zurück. Was vom Spaniel übriggeblieben war, hatte nicht mehr allzuviel Ähnlichkeit mit einem Hund - oder überhaupt einem Tier. Die Dobermänner kehrten an ihren jeweiligen Platz am Fuß des Kieshaufens zurück, und einer der Mastiffs trat vor, um den Kadaver wegzuschleifen.
»So«, sagte der Wolfshund. »Was wäre der nächste Punkt auf der Tagesordnung?«
Die Dogge, die vor Luther stand, bellte zaghaft auf.
»Hallo, Aleister«, begrüßte ihn der Wolfshund. »Hast du was für uns?«
Die Dogge und die übrigen Hunde, die Luther umringten, traten etwas beiseite, so daß er für die Menge sichtbar wurde. Die Augen des Wolfshundes weiteten sich, und die Dobermänner stimmten ein verbissenes Gebell an.
»Krätze«, sagte der Wolfshund fröhlich. »Aleister, du hast eine Krätze für uns auf getrieben.«
»Na ja, nicht ich allein«, wiegelte die Dogge bemüht bescheiden ab. Der Boxer und die zwei Schäferhunde warfen ihm einen ärgerlichen Blick zu. »Ich hatte Helfer.« »Dann werden wir euch alle belohnen müssen. Wo habt ihr ihn gefunden?«
»Direkt draußen auf der Straße«, warf der Boxer ein, bevor die Dogge antworten konnte. »Er saß einfach da, als ob er auf etwas warten würde.«
Der Wolfshund verdaute die Information. »Könnte er auf eine andere Krätze gewartet haben? Oder gleich mehrere davon?«
»Ich weiß nicht, Drakon.« Der Boxer sah nervös aus, als befürchtete er, für seine Unachtsamkeit bestraft zu werden. »Es war schon möglich. Tut mir leid, wir hätten wohl noch etwas warten müssen.«
»Dann werden wir nachher eine Suchaktion starten. Sobald wir mit dem hier fertig sind. Ich kann keine rumstreunenden Krätzen in der Stadt gebrauchen.« Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Luther. »Tritt vor, Krätze.«
Immer noch unerklärlich ruhig, gehorchte Luther und begab sich an die Stelle, wo der Spaniel gestanden hatte. Der Boden vor ihm war mit Blut befleckt.
»Wie heißt du, Krätze?« fragte der Wolfshund.
»Man nennt mich Luther.«
»Was heißt ›man‹? Warst du mit anderen zusammen, bevor man dich aufgegriffen hat?«
»Meines Wissens bin ich der... die einzige ›Krätze‹ hier an diesem Ort.«
Der Wolfshund kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. Konzentrierte sich.
»Du lügst«, sagte er. »Nein, nicht direkt... aber du verheimlichst etwas. Du warst unterwegs, und du hattest einen Reisegefährten. Wer war das? Was für ein Tier?«
Er kann in mich hineinsehen, begriff Luther. Genau wie Malcolm. Aber Malcolms Blick ist schärfer.
»Warum beantwortest du dir die Frage nicht selbst?« forderte ihn Luther heraus. »Wenn du dazu imstande bist?«
»Entdecke ich in deinen Worten eine Spur von Impertinenz? Oder willst du den Helden markieren?«
»Du bist entschlossen, mich zu töten«, erwiderte Luther. »Ich brauche deine Gedanken nicht zu lesen, um das zu wissen. Du wirst das Ganze vielleicht etwas aufmotzen und eine große Schau daraus machen, um deinen Spaß zu haben, aber schlußendlich wird’s doch nur darauf hinauslaufen, daß ein Hund einen anderen tötet. Raaq ist in euren Herzen, in jedem einzelnen von euch, und es ändert wohl nichts an der Sache, ob ich ›impertinent‹ bin oder nicht.«
Mehrere Terrier heulten vor Vergnügen, während die Dobermänner ein Basso Continuo knurrten. Der Wolfshund nickte bloß.
»Eindrucksvolle Rede. Mein Name ist Drakon, falls du das noch nicht mitgekriegt haben solltest. Ich bin der Führer in diesem Reich. Ich brauche dir wohl nicht zu erklären, worin dein Verbrechen besteht, oder?«
»Es gibt nichts zu erklären.«
»Du bist eine Krätze. Eine widernatürliche und ekelerregende Mischung von Rassen, die von Rechts wegen nichts miteinander zu tun haben sollten. Nach unserem Gesetz ist schon deine bloße Existenz ein Verbrechen.«
Jetzt bellte Luther erheitert auf. »Solltest du damit sagen wollen, daß ich dadurch ein Verbrechen begangen habe, daß ich geworfen wurde, dann mußt du mich für Gott halten. Für die Schöpfung ist er verantwortlich.«
»Dieses Verbrechen«,
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