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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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fuhr der Wolfshund fort, »wird durch Vernichtung bestraft.«
    »Auch für die Vernichtung ist Gott allein zuständig. Hunde können nur morden. Das ist es doch, was du in Wirklichkeit meinst, nicht wahr?«
    Drakon sah ihn nachdenklich an. »Du hast Mut, Krätze. Viel mehr, als Booth gehabt hat. Kannst du kämpfen?«
    »Absolut nicht.«
    »Kannst du nicht, oder willst du nicht? Es fällt mir irgendwie schwer zu glauben, daß du ein Feigling sein sollst.«
    »Ich werde mich nicht an deinem Morden beteiligen. Raaq kann mir das Leben nehmen, aber meine Seele als Dreingabe bekommt er nicht.«
    »Kein Feigling also. Nur ein Dummkopf. Das ist auch eine typische Krätzeneigenschaft. Jetzt begreifst du wohl, warum wir so strikt auf die Einhaltung unserer Rassengesetze achten müssen.«
    »Einen übermäßig intelligenten Eindruck machte Booth nicht gerade«, bemerkte Luther.
    »Booth war ein bedauerlicher Ausnahmefall«, erwiderte der Wolfshund. »Aber in gewisser Weise ist auch das deine Schuld. Je mehr Krätzen es auf der Welt gibt, desto weniger Reinrassige gibt’s, und desto geringer ist die Kopfzahl jeder einzelnen Rasse. Da Spaniels in dieser Gegend knapp waren, hatten Booths Vorfahren nicht genügend Auswahl und trieben Inzucht.«
    »Und das ging ins Auge«, hakte Luther nach. »Vielleicht ist das also gar kein so gutes System.«
    »Ach, Krätze. Selbst eine reinrassige Mißgeburt ist unendlich wertvoller als deinesgleichen, begreifst du das denn nicht?«
    Doch Luther ging nicht darauf ein. »Wenn das stimmt«, sagte er, »dann müßt ihr jedes neue Mitglied eures Ordens aber genauestens unter die Lupe nehmen, um sicher zu sein, daß seine Vorfahren in Ordnung waren...«
    »Abstammungsnachweis«, sagte der Wolfshund. »Jeder Reinrassige muß einen Abstammungsnachweis erbringen, und zwar bis auf wenigstens fünf Generationen zurück. Wir haben schon Mittel und Wege, um sicherzustellen, daß keiner dabei lügt.«
    »Nur fünf Generationen?« sagte Luther mit gespieltem Erstaunen. »Was ist das schon? Da, wo ich herkomme, müssen bei den Reinrassigen zwölf Generationen stimmen.«
    Das verschlug ihnen allen die Sprache. Luther konnte über die Wirkung seiner Behauptung nur staunen. Nicht wenige von den Reinrassigen begannen darüber hinaus, deutliche Anzeichen von Besorgnis an den Tag zu legen.
    »Zwölf?« rief Judas unter nervösen Zuckungen aus. »Zwölf wäre nicht fair, ganz und gar nicht fair. Wie kann man von einem Hund erwarten, daß -«
    »Er lügt!« Der Wolfshund bohrte seinen Blick in Luthers Gedanken. »In dem Dreckloch, aus dem er kommt, gibt’s überhaupt keine Reinrassigen!«
    »Ja, aber warum wirst du denn gleich nervös?« erkundigte sich Luther. »Du bist der Führer, Drakon. Dein Stammbaum ließe sich doch bestimmt zwölf Generationen zurückverfolgen! Oder sollte er etwa nicht ganz astrein sein?«
    »Mein Stammbaum ist makellos!« betonte Drakon. »Und du, Krätze, wirst sterben. Langsam und qualvoll.« Er warf den Dobermännern einen Blick zu. »Zerb -«
    Der Exekutionsbefehl wurde von einer neuen Gedankenstimme unterbrochen, die laut und verängstigt aus dem nicht abgesperrten Durchgang drang.
    »... Mister hunt, loz mich! Ich bin an alte kaz, a kezel wos schtert kejnen nit. Sej wein nit wej ton mir, dem altn Jack, wein sej ? Sogt sehe, az nit -«
    »Vorwärts!« kommandierte eine andere Stimme.
    Ein schwarzer Kater ohne Schwanz purzelte, von einem wütend dreinschauenden Malamut gefolgt, an den Wachen vorbei in den Hof. Es dauerte einen Augenblick, bis Luther begriff, daß es sich dabei um Blackjack handelte, denn die Bewegungen und die Haltung des Manxkaters waren ihm äußerst ungewohnt. Schließlich kam er auf des Rätsels Lösung: Blackjack gab sich demütig -und verängstigt dazu.
    »Was haben wir denn hier?« fragte Drakon.
    Judas bellte freudig erregt. »Er hat keinen Schwanz! Guckt euch das an! Ein Kater ohne Schwanz!«
    Ohne zu fauchen oder sonst Verteidigungsbereitschaft zu zeigen, kauerte Blackjack geduckt am Boden und schien sich, wenn überhaupt möglich, noch mehr zu fürchten, als der Spaniel selig. »Ich hab diesen... diesen Kater«, erklärte der Malamut angewidert, »auf der Straße aufgelesen. Er hat mich gefragt, ob ich eine Krätze namens Luther gesehen hätte. Ich dachte, das würde dich vielleicht interessieren, Drakon.«
    »Das ist also dein Reisegefährte«, kombinierte der Wolfshund.
    Für einen Augenblick wirkte der Malamut etwas perplex. Dann entdeckte er Luther und

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