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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Schwanz passiert? Ha? Ha?«
    »Hallo«, sagte Blackjack zu dem Mischling und zog die Krallen halb wieder ein. Den Beagle bedachte er mit einem reservierten Blick.
    Mit einem Mal löste sich der letzte Rest Nebel vor ihnen vollständig auf, und das Licht der aufgehenden Sonne traf den McGraw-Turm und umgab ihn für einen Augenblick mit einer Gloriole. Bei diesem Anblick blieb Luther die Luft weg.
    »Wir haben es geschafft«, sagte er noch einmal.
    Mit einem disharmonischen Geschepper nahm die Meisterin des Glockenspiels ihr zweites Morgenlied in Angriff.
     
    Zweites Buch
     
    Herbstgeschichten
     
    1866
    Vor der Knochenpflanzung
     
    Über einen Feldweg, der einst University Avenue heißen wird, doch einstweilen nur weitere namenlose Schlammsuppe ist, machen sie sich an den Aufstieg zum Gipfel des Hügels. Es geht sich schlecht; trotzdem kommt Mr. Sunshine - er trägt eine helle Laterne, die er, als sie vom Ithaca Hotel loszogen, noch nicht dabei hatte —, noch immer auf eine merkwürdige Weise über die Straßenverhältnisse erhaben, zügig voran. Und wenngleich Ezra schon seit geraumer Zeit kein munterer Jüngling mehr ist, folgt er ihm dicht auf den Fersen, getrieben von einem unerklärlichen Zwang, der sich in dem Augenblick bemerkbar machte, als er zu dieser Nachtwanderung eingeladen wurde.
    Angemessen merkwürdig ist ihre Unterhaltung. Manchmal stellt Mr. Sunshine Fragen über Ithaca oder die geplante Universität; manchmal spricht er selbst in einer Weise darüber, die weitreichende Kenntnisse verrät; manchmal schließlich - und das ist zweifellos das Merkwürdigste überhaupt - nickt er, nachdem Ezra eine Frage beantwortet hat, und fügt ein paar ergänzende Informationen hinzu, die den Eindruck erwecken, als habe er von vornherein mehr gewußt als Cornell selbst. Und manche seiner Kommentare sind hoffnungslos unverständlich.
    Eine solche Bemerkung läßt er etwa fallen, als sie das Tor des städtischen Friedhofs erreichen. Er blickt die Straße entlang, die jenseits des Lichtscheins seiner Laterne im Dunkeln liegt, und sagt: »Hier in der Nähe wird der Schwarze Ritter wohnen - in einem Schwarzen Haus. Hmm, was könnte ich wohl mit ihm anfangen ?«
    Dann richtet er seine Aufmerksamkeit auf den Friedhof und fragt: »Wie heißt dieser Ort?«
    »Eine offizielle Bezeichnung gibt es meines Wissens nicht«, erwidert Ezra. »Er wird allerdings oft die Knochenpflanzung genannt. Eine Art Spitzname.«
    »Knochenpflanzung.« Mr. Sunshine läßt die Silben auf der Zunge zergehen. »Knochenpflanzung - hübscher Ein/all, aber ein bißchen holprig auszusprechen, meinen Sie nicht? Man könnt’s ein wenig glätten.« Cornell zuckt mit den Achseln. »Die Leute werden wohl weiterhin den Namen benutzen, an den sie gewöhnt sind.«
    »Gewohnheiten lassen sich ändern«, sagt Mr. Sunshine. »Es braucht nur seine Zeit. Ich mag Friedhöfe; ich hab schon ein paar gute Geschichten geschrieben, in denen welche vorkamen. Hätten Sie was dagegen, durch... den Knochenacker zu gehen?«
    Wieder dieses Gefühl der Unausweichlichkeit.
    »Ganz und gar nicht, Sir«, antwortet Ezra. »Ganz und gar nicht.«
     
    Die erste Woche
     
    I
     
    Montag früh, 5 Uhr 50.
    Beim ersten Licht des Morgengrauens machte George ein Auge einen Spaltbreit auf. Noch halb im Schlaf, gegen die Morgenkühle in eine mollige Wolldecke gewickelt, fühlte er eine plötzliche Hochstimmung in sich aufwallen, als habe er sich gerade auf ein großartiges Abenteuer eingelassen. In gewissem Sinne war dem auch so - um zehn nach zehn sollte er seine erste Unterrichtsstunde halten -, aber da war noch mehr, da war noch etwas, das sein waches Ich nicht ganz erfassen konnte.
    Auf dem Fenstersims seines Schlafzimmers saß ein Spatz und lugte zu ihm hinein, vielleicht in der Hoffnung auf ein paar Brotkrumen. George lächelte über den Vogel, warf dann einen Blick auf den Drachen, der rechts vom Fenster an einem Stuhl lehnte... und verspürte wieder dieses seltsame Hochgefühl.
    Es ist was im Anmarsch, dachte der Teil von ihm, der noch schlief. Es wird was passieren.
    Das Semester fängt an, antwortete seine wache Hälfte und drehte sich prompt auf die andere Seite, um noch ein Stündchen Schlaf zu ergattern.
    Draußen regte sich eine Brise, und der Spatz fing überrascht an zu tschilpen.
     
    II
     
    Montag früh, 6 Uhr 30.
    Die Austräger der Unizeitung ›Daily Sun‹ waren schon seit fast einer Stunde unterwegs. Direkt unter dem Impressum hieß es zum Wetter an diesem ersten

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