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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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paar von uns beauftragt haben, ‘n Auge und ‘n Ohr für dich offenzuhalten.«
    George mußte wieder lachen. »Na wunderbar!« sagte er gutmütig. »Das hat mir gerade noch gefehlt, daß ihr Typen versucht, mich unter die Haube zu bringen.«
    »Nich so abfällig, George. War bestimmt nicht das Schlechteste, was dir passieren könnte. Romeo hatte nich einen einzigen Bohemier auf seiner Seite, und schau, wie’s ihm ergangen ist.«
    »Is mir klar. Und es ist auch wirklich nicht so, daß ich das nicht zu schätzen wüßte. Nur - ich glaub einfach nicht, daß es bei mir auf die Art laufen wird.«
    »Mag sein«, gab der Top bereitwillig zu. »Es gibt ‘n Haufen Leute, die einfach warten müssen, bis der Groschen von selber fällt. Bei denen is nich die kleinste Schiebung drin. Aber man kann sich doch wohl ‘n bißchen umkucken, während man wartet.«
    »Ich kuck mich ja um«, sagte George. »Finden ist das Problem.«
    Ohne Vorwarnung ging die Kanone in der Mitte des Lagers los und sprühte eine erstaunliche Fontäne von weißen Rosen in die Luft. Die Blüten fielen in einem Umkreis von acht Metern zu Boden und jagten mehreren Zebras und vor allem Fantasy, die diese Salve nicht angeordnet hatte, einen gehörigen Schrecken ein.
    Der Top amüsierte sich königlich. »O Mann, George, o Mann! Wenn man vom Teufel spricht, was?«
    Eine Rose war in Georges Schoß gelandet. Wie gezielt. Und am Stiel war mit einem Faden - einem scharlachroten Faden - ein Briefchen befestigt. Wider alle Wahrscheinlichkeit war der Brief AN DEN TAGTRäUMER adressiert. Innen standen drei Worte: ICH LIEBE DICH . Unterschrieben war die Botschaft nicht.
    »Das ist unmöglich«, sagte George nüchtern. »Das kann nicht speziell für mich sein.« Nicht einmal der Wind hätte die Rose so zielsicher von der Kanone zu ihm hintragen können. Irgendwo in der Nähe begann ein Hund zu bellen.
     
    VI
     
    Montag, 11 Uhr 25.
    »Luther!« rief Blackjack. »Luther, was zum Teufel ist in dich gefahren? Luther!«
    Luther gab keine Antwort. Er stand angespannt da und bellte wie ein Hund, der auf eine frische Fährte gestoßen ist. Dann schoß er los: am Sperrholzschild vorbei und, angezogen vom verführerischen Duft, den ihm eine Brise zugeweht hatte, nach Provopolis hinein.
    »Luther!«
    Der Mischling fegte haarscharf am Chef der Cornellianer für Christus vorbei und warf ihn beinahe um. Er blieb kurz stehen, um Auroras Beine zu beschnuppern, dann stürzte sich Luther kopfüber in einen Schützengraben und durchlief ihn in seiner ganzen Länge, wobei er nicht weniger als drei Blaue Zebras zu Fall brachte. Er kam unweit des Bunkers im Windschatten von George und dem Top wieder zum Vorschein.
    George, der gerade hatte aufstehen wollen, plumpste auf seine vier Buchstaben zurück, als der Hund sich ihm an die Brust warf und ihn rücklings gegen die Betonwand drückte. Wäre dies ein Angriff gewesen, so hätte seine literarische Laufbahn - ja sein Dasein als Subjekt - hier wohl ein jähes Ende gefunden. Luther war jedoch nur von der innigsten Zuneigung beseelt, und zu deren Bekundung leckte er George das Gesicht in einer Weise ab, als hoffte er, einen Schatz zutage zu fördern.
    »Hallo, Hund«, sagte der Top beiläufig, während George unter einer Breitseite von Schmatzern zusammenbrach. Der Geruch, den George und seine Kleidung im Lauf des jahrelangen Aufenthalts in Ithaca angenommen hatten - der Geruch nach Hügeln und Regen -, brachte Luther schier um den Verstand.
    »Uachhh!« protestierte George und schnappte nach Luft. »Uachhh, ist ja gut! Ich krieg keine Luft, klar?«
    Er schaffte es, den Hund zu streicheln und ihn mit derselben Bewegung ein paar Schritte zurückzuschieben. Als Luther anfing, liebevoll an seiner Hand zu knabbern, ließ George den Blick auf der Suche nach einem ganz bestimmten Augenpaar über das Lager wandern. Vorhin, gerade vor Luthers Auftauchen, hatte er sich nach jemandem umgesehen, der möglicherweise den Kanonenschuß abgepaßt haben könnte, um ihm die Rose zuzuwerfen, und er hatte einen Moment lang gemeint, ein Gesicht zu sehen, das ihn, halb hinter einem Haufen von Sandsäcken versteckt, angeschaut hatte. Doch jetzt war sie weg - wenn es sie überhaupt gegeben hatte.
    »Herzlichen Dank auch«, sagte George zu dem Hund und versuchte, dabei einen strengen Ton anzuschlagen. Doch er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen: Luther hatte ihm die Vorderpfoten in den Unterleib gerammt, und das kitzelte. Der Hund verstand seine Worte ohnehin

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