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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Laufräder und Sex, und zwar ziemlich genau in dieser Reihenfolge. Sie waren so in diese Gedanken versunken, daß einige von ihnen über den Regalrand hinausliefen und hinunterpurzelten.
    »So«, sagte Caith, während er versuchte, die Nager von einem kollektiven Kopfsprung abzuhalten, »und wie schaffen wir die Burschen jetzt raus?«
    »Durch den Schacht vermutlich«, erwiderte ross. »Vielleicht kann sich Jaquenetta ja als Rattenfängerin betätigen oder so. Oder wir könnten sie gegen Macduff aufhetzen und ihn vorauslaufen lassen...«
    Jaquenetta hatte im Augenblick jedoch anderes zu tun, als zu pfeifen. Sie hatte auf ebener Erde einen Käfig mit Kätzchen gefunden und konnte sich nicht entscheiden, wie sie mit ihnen verfahren sollte. Katzen waren selbst in so zartem Alter außerordentlich gefährlich und unberechenbar. Sie konnten Kobolde sehen, nahmen sie aber aufgrund ihrer durch und durch pragmatischen Veranlagung unweigerlich als etwas anderes wahr: als Nagetiere, als Blätter im Wind, als bloße Schatten - nur nicht als winzige Zauberwesen, deren Existenz jedem gesunden Katzenverstand widersprochen hätte. Aus diesem Grunde konnte kein Kobold hoffen, und mochte er auch der erfahrenste Tierführer sein, ihnen seinen Willen aufzuzwingen. Die Katze würde ihn entweder als Feind oder Beutetier ansehen und angreifen - oder ihn völlig ignorieren.
    Diese Kätzchen aber waren, wie die Aufschrift an ihrem Käfig verriet, für neurologische Experimente vorgesehen, und Jaquenetta war sich keineswegs sicher, ob sie sie einem solchen Schicksal überlassen konnte. Während sie das Für und Wider abwägte, fuhren die übrigen Kobolde fort, die weniger gefährlichen Tiere zu befreien. Menteith sprengte mit einem Knallkörper den Riegel eines Glasbehälters und lachte dann herzhaft los, als eine Lawine von Fröschen heraussprudelte und Angus verschüttete.
    »Du Arschloch!« zeterte Angus, während er sich aus einem Haufen zappelnder Amphibien kämpfte. Auf einem der obersten Regale zog Spinnweb eine Mordsschau für Saffron Dey ab. Da sie ohnehin schon ein Auge auf ihn geworfen hatte, war es eigentlich unvermeidlich, daß die Nacht in seinem Sinne (wonach selbiger ihm auch immer stehen mochte) ausklingen würde; indes ging Spinnweb gern auf Nummer sicher. Um sie zu beeindrucken, führte er eine Serie waghalsiger Saltos vor, bei denen er dem Rand des Abgrunds bedenklich nahe kam, dann wieder zurückfederte und Käfigverriegelungen elegant aufkickte.
    »Das ist ja echt Wahnsinn, wie du das machst«, flötete Saffron hirnlos dazwischen, »aber warum sparst du dir nicht ein bißchen Kraft für später auf? Wer weiß, du könntest sie ja noch brauchen...«
    Sie zwinkerte ihm zu; Lennox, der nah genug bei ihr stand, um ihre Worte mitzubekommen, verzog das Gesicht über diesen völligen Mangel an Feingefühl.
    »Yipp-piii!« schrie Spinnweb triumphierend. Trotz des Gedränges von Rennmäusen, die sie hektisch umwuselten, schaffte er noch eine weitere Serie von Saltos. Er wirbelte zurück und zurück und zurück und zurück, bis er vor einem besonders großen Käfig zu stehen kam. Macduff hielt zwar immer noch das Kristall in der Hand, das heller denn je leuchtete, aber er stand weit unter ihnen, und die Insassen des Käfigs blieben im Schatten verborgen. Ohne das Schildchen an der Tür eines Blickes zu würdigen, versetzte Spinnweb, von Saffrons Anblick gebannt, dem Riegel einen schwungvollen Tritt.
    »Du«, sagte er. »Du bist die schönst-«
    Eine riesige Ratte, eine braune Wanderratte von der Sorte, die gelegentlich Menschenkinder zerfleischt, schoß wie eine behaarte Kanonenkugel aus dem Käfig, schnappte zu und riß Spinnweb, noch bevor er gemerkt hatte, wie ihm geschah, einen Arm ab. Im ersten Augenblick schrie der Kobold nicht einmal, sondern glotzte nur, starr vor Entsetzen, auf den blutigen Stumpf an seiner Schulter.
    Dann sah er die Augen, die Zähne der Ratte, und der gewaltigste Schrei seines Lebens, sein Todesschrei, entrang sich seiner Kehle, und er empfing in dieser extremen Notsituation die Gedanken der Ratte klar und deutlich.
    Ich Zer, dachte die Ratte. Zer killt dich. »ZER!« kreischte Spinnweb besinnungslos, als die Ratte ihm die Brust aufriß. Auch Saffron kreischte, doch auf den Einfall, das Schwert zu ziehen oder Spinnweb zu Hilfe zu eilen, kam sie nicht - wenngleich ihm ohnehin nicht mehr zu helfen war.
    »ZER!« schrie Spinnweb noch ein allerletztes Mal. Angus hob den Kopf, Puck hob den Kopf, alle hoben

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