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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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traditionelle Symbol des Advocatus. »Was für ne Vollnull?«
    »Reagan natürlich.«
    Löwenherz lächelte. »Diese Vollnull, mein Freund«, gab er zu bedenken, »ist eine öffentlich gewählte Null. Gleich zweimal hintereinander. Und das letztemal hat er - außer in Minnesota, und das ist nicht unbedingt die Stimme der Nation, wenn du verstehst, was ich meine - in allen Staaten die Mehrheit gekriegt. Ein gewisses Quantum an Gehirnsubstanz muß der Mann schon haben, um die ganzen Leute für sich zu gewinnen, glaubst du nicht?«
    »Reagan hat kein Hirn«, beharrte Woodstock. »Der Kerl ist senil.«
    »Meinst du. Aber was ist mit den Demokraten, ha? Die haben sich ausgerechnet Walter Mondale als Gegenkandidaten ausgesucht. Die werden also auch schon ein bißchen alt im Kopf, ja?«
    »Geraldine Ferraro war keine schlechte Entscheidung«, warf Myoko ein.
    Löwenherz riß in gespieltem Entsetzen die Augen auf, während er ihr unter dem Tisch heimlich die Hand drückte. »Die kommt doch aus Queens!«
    »Was zum Teufel hat das damit zu tun?« fragte Woodstock empört.
    »Wenn wir irgendwie die Garantie gehabt hätten«, schlug Aphrodite vor, »daß Mondale direkt nach seinem Wahlsieg tot umgefallen und Gerry dann eingesprungen wäre, dann vielleicht...«
    »Reagan wird bestimmt bald verrecken«, weissagte Bettelstab hoffnungsfroh. »Es ist eine Frage von Tagen, bis der Nullfaktor wirkt und er den Arsch ein für allemal zukneift. Das ist ja überhaupt der Grund, warum sie ihn wiedergewählt haben: Er war noch nicht im Amt gestorben.«
    Myoko ließ sich das durch den Kopf gehen. »Zählt es auch als Nullfaktor«, fragte sie, »wenn Washington bombardiert wird, bevor Air-Force-Eins ihn da rausholen kann?«
    »Das war der Vollnullfaktor«, erwiderte Bettelstab. »Damen und Herren«, sagte Woodstock. »Wir wollen uns doch bitte schön bemühen, die Diskussion nicht ins Kindische abgleiten zu lassen.«
    Von plötzlichem Durst getrieben, stand Aphrodite in diesem Augenblick auf und steuerte die Theke an. Trotz der Wärme, die im Fiebertraum herrschte, trug sie noch ihren Langmantel (ein vollständig mit roten Klettverschlußapplikationen bedecktes Gewand: Wenn Aphrodite jemanden umarmte, dann hielt das).
    »He, Geschichtenerzähler«, sagte sie, während sie auf den Hocker neben George kletterte, und gab bei Marley Rostfrei, dem Barkeeper, eine Bloody Mary in Auftrag.
    George lächelte ihr zu. »Lang nicht gesehen. Wie läuft’s?«
    »Och, mittelmäßig. Bettelstab überschlägt sich heut abend mal wieder, um mich zu verführen.«
    »Echt? Und wirst du von seinem Angebot Gebrauch machen?«
    »Machst du Witze? Kuck dir doch mal an, was der anhat, George.« Bettelstabs Mantel war aus durchsichtigem, aalglattem Vinyl. »Das gibt keinen Halt«, sagte Aphrodite mit einem Blick auf ihre Klettverschlußarme. »Du glaubst doch wohl nicht, daß ich einem solchen Typen traue?«
    »Du könntest ihm ja einen Pulli stricken.«
    »Hmm...« Ihr Drink kam, und sie nahm einen tüchtigen Schluck. »Und du?«
    »Mir geht’s gut«, sagte George; er zappelte mit den Beinen und wippte dauernd auf seinem Hocker. »Ich meine, ich weiß auch nicht, es liegt irgendwie was in der Luft. Ich kann’s nicht richtig erklären, aber die letzten paar Wochen hab ich das verdammte Gefühl, als... als müßte was kommen.« Er zuckte mit den Schultern. »Weiß auch nicht.«
    »Und was hör ich da von einer heimlichen Verehrerin?«
    »Was denn, hat der Top die Geschichte mit der Rose ausgetratscht?«
    »Ja, aber verpaß ihm jetzt keinen Kinnhaken dafür. Besoffen, wie er ist, würd er momentan eh nix spüren. Hat sie sich schon gemeldet?«
    »Ist ja gar nicht gesagt, daß es eine Sie ist. Ach Scheiße, ich weiß noch nicht mal, ob’s nicht einfach ein Zufall war.«
    »Gibt keinen Zufall«, beruhigte ihn Aphrodite. »Oha«, sagte sie dann, »die Wollust ruft, wenn mich nicht alles täuscht.« »Ha?« George sah sich um. Benny Profane hatte sich wieder das Mikro gegriffen und grölte gerade eine Punkversion von »Heartbreak Hotel«. Bettelstab stand entmantelt auf der Tanzfläche und forderte Aphrodite winkend zu einer Runde Slamdance heraus.
    »Na, vielleicht besteht für den Knaben ja doch noch Hoffnung«, sagte sie. Sie stellte den Rest ihres Drinks vor George auf die Theke. »Sei ein Schatz und trink für mich aus, ja? Wenn wir uns das nächstemal übern Weg laufen, müssen wir Liebesgeschichten austauschen.«
    Sie gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die

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