Fool on the Hill
rechtzeitig den Kopf, um zu sehen, wie Spinnweb vom Regal stürzte. Schon auf halber Höhe war er tot und verschwand, wie es in der Natur der Kobolde liegt: Sein Körper löste sich in Nichts auf, und seine Kleider wurden zu grauen Lumpen, die sachte flatternd hinabschwebten. Sein Nadelschwert schlug mit einem leisen Klingen auf dem Boden auf.
»Herrgott!« krächzte Macduff. »Wat is’nn nu -«
»Nein!« hörte man Saffron von oben schreien. Weitere Ratten schwärmten aus dem Käfig, und zwei von ihnen stürzten sich auf sie. Die eine brach, von drei Nadelbolzen getroffen (Puck, Hamlet und Mostrich hatten jeder eine Armbrust), sofort tot zusammen; die andere aber hielt sich so weit vom Rand des Regals entfernt, daß die Kobolde sie nicht ins Visier bekamen. Irgendwie hörten sie inmitten des Krachs, den die Tiere veranstalteten, das unverkennbare Zischen von Saffrons Klinge, die aus der Scheide fuhr, doch was danach geschah, konnten sie nicht mehr erkennen - sie hatten eigene Probleme.
Ohne sich von der Höhe abschrecken zu lassen, stürzten sich die übrigen Ratten - Zer und acht weitere - vom Regal. Eine starb, von einer Armbrust getroffen, bereits mitten im Flug, zwei landeten unglücklich und konnten sich nicht mehr rühren, aber die restlichen sechs verteilten sich, nach Blut und Freiheit lechzend, im Raum. Zwei von ihnen warfen Mostrich zu Boden, bevor er nachladen konnte; wenige Sekunden später war er tot.
Nachdem Mostrich sich aufgelöst hatte, blieben unten nur noch fünf Kobolde: Jaquenetta, ihre drei Lehrlinge und Angus. Von denen, die noch oben auf den Regalen waren, verfügten nur Puck und Hamlet über Fernkampfwaffen; die anderen machten sich schleunigst an den Abstieg. Lennox verlor in der Eile den Halt, schlug hart auf und brach sich ein Bein. Eine Ratte entdeckte ihn und rückte zum Todesbiß vor.
»Dat denks’ du di so, du schietiger Bastard!« rief Lennox aus, zog blitzschnell sein Schwert und spießte die Kreatur im Ansprung auf. Sie zuckte einmal und brach dann tot zusammen. »Wie smakt di dat?«
Damit verlor er die Besinnung. Zwei Frösche hüpften über seinen zusammengesunkenen Körper, quakten vergnügt und schenkten der Schlacht, die um sie tobte, keinerlei Beachtung.
»Da, du Schietkerl!« Macduff landete auf dem Rücken einer Ratte und rammte ihr das Schwert wie einen Speer ins Genick. »Dat is för S’pinnweb!«
»Un dat för Mostrich!« schrie Angus, als er, keine anderthalb Meter von ihm entfernt, mit einem Vorschlaghammer nach einer weiteren Ratte ausholte. Das Tier taumelte benommen zurück, schoß dann wieder vor und riß Angus einen Klumpen Fleisch aus dem Schenkel. Gerade als es ein zweites Mal zubeißen wollte, nahmen es ross und Caith in die Mitte und erledigten es.
Zwei weitere Ratten gingen auf Jaquenetta los. Ohne zu zögern, öffnete sie den Käfig mit den Katzenjungen. Hilf mir, flehte sie stumm, als das erste Kätzchen - ein schwarzes, kurzhaariges -herauskam. Das Gehirn des Tieres empfing ihren Gedanken und interpretierte ihn als ein plötzliches Hungergefühl; es schob sich am Schatten neben der Käfigtür vorbei und stürzte sich auf die Ratten.
Nicht im geringsten eingeschüchtert, rannten die Nager das Kätzchen über den Haufen und begannen, es zu zerfleischen.
»O Gott«, murmelte Jaquenetta und zog das Schwert. Doch noch ehe sie dem Kätzchen zu Hilfe eilen konnte, schlugen zwei Armbrustbolzen, von oben abgeschossen, in die Ratten ein.
Puck ließ seine Augen aufmerksam über den Fußboden schweifen, und als er im Gewühl von Kobolden und Versuchstieren keine lebende Ratte mehr entdeckte, richtete er seine Aufmerksamkeit auf das Regal, wo Spinnweb sein Leben gelassen hatte.
»Saffron.« Puck hängte sich die Armbrust über den Rücken, zog das Schwert und kraxelte so schnell wie möglich nach oben.
Saffron Dey lag in einer Blutlache. Sie hatte sich nicht aufgelöst, lebte also noch, doch schien der Tod nicht mehr weit zu sein. Die Ratte lag, von ihrem Schwert durchbohrt, neben ihr hingestreckt. Saffron hatte das Tier erlegt, war aber selbst böse zugerichtet worden.
»Jesus und Troilus.« Puck kniete sich neben sie und strich ihr mit der Hand über die Stirn. Er hatte erwartet, sie würde verschwinden, ohne das Bewußtsein wiederzuerlangen, doch unter seiner Berührung öffnete sie die Augen, und plötzlich hatte Puck Angst. Saffron begann, aus übel zerrissener Kehle zu lachen.
Im selben Augenblick kletterte Hamlet, auf der Jagd nach der letzten
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