Fool: Roman (German Edition)
auserkoren.
Leidenschaft an allen Tagen -
Du musst nur einen Namen sagen.«
»Also, kurze Zusammenfassung, ohne Reim?«
»Zerdrücke eine dieser Kugeln unter der Nase deiner Angebeteten, dann sag deinen Namen. Sie wird deinem Charme verfallen und sich vor Sehnsucht nach dir verzehren«, erklärte Sage.
»Im Grunde also überflüssig, oder?«, sagte ich grinsend.
Die Vetteln lachten sich in einen röchelnden Ringelreihen, dann gab Rosemary die Wolfsfürze in einen kleinen Seidenbeutel und reichte ihn mir.
»Dann bliebe da noch die Frage der Entlohnung«, sagte sie, als ich nach dem Beutel griff.
»Ich bin ein armer Narr«, sagte ich. »Wir beide besitzen nur mein Zepter und eine gebrauchte Schweineschulter. Aber, ich könnte auch warten, bis ihr der Reihe nach mit Kent durchs Heu gerollt seid, falls Euch das genügt.«
»Das könntest du nicht!«, sagte Kent.
Die Vettel hob die Hand. »Der Preis wird später festgelegt«, sagte sie. »Wann immer wir ihn nennen.«
»Also gut«, sagte ich und riss ihr den Beutel aus der Hand.
»Schwör es!«, sagte sie.
»Ich schwöre«, sagte ich.
»Mit Blut.«
»Aber …« Schnell wie eine Katze kratzte sie mit ihrer schartigen Klaue über meinen Handrücken. »Autsch!« Blut quoll aus der Wunde.
»Lass es in den Kessel tropfen und schwöre«, sagte die Hexe.
Ich tat, wie mir geheißen. »Da ich schon mal hier bin: Könnte ich vielleicht ein Äffchen bekommen?«
»Nein«, sagte Sage.
»Nein«, sagte Parsley.
»Nein«, sagte Rosemary. »Äffchen sind aus, aber wir rüschen deinen Kumpel ein bisschen auf, damit seine Verkleidung nicht so kläglich aussieht.«
»Dann macht mal!«, sagte ich. »Wir müssen los.«
2. Akt
»Um wie viel tiefer als ein Schlangenbiss es schmerzt,
ein undankbares Kind zu haben!«
König Lear, I. Akt, Szene 4
10
All Euer gefürchtet Wohlgefallen
Der Himmel drohte uns mit trübem Morgengrau, als wir Burg Albany erreichten. Die Zugbrücke war oben.
»Wer wandelt dort?«, rief die Wache.
»Hier ist Pocket, des Königs Narr, mit seinem Recken Caius!« Caius war der Name, den die Hexen Kent gegeben hatten, um den Zauber an ihn zu binden. Sie hatten ihn verjüngt: Bart und Haare waren rabenschwarz, wie von Natur aus, nicht vom Ruß, das Gesicht war schmal und wettergegerbt, nur seine Augen – braun und sanft wie die einer Milchkuh – verrieten den wahren Kent. Ich empfahl ihm, die breite Krempe seines Hutes ins Gesicht zu ziehen, falls wir alte Bekannte treffen sollten.
»Wo, zum Teufel, wart Ihr?«, rief der Wachmann. Er gab Zeichen, und die Brücke kam herunter. »Der alte König hat die ganze Grafschaft auf den Kopf gestellt, um Euch aufzutreiben. Hat sogar unsere Herrin beschuldigt, sie hätte Euch mit einem Stein um den Hals in die Nordsee werfen lassen.«
»Das gibt einem doch zu denken. Offenbar bin ich in ihrer Achtung gestiegen. Gestern Abend noch wollte sie mich nur hängen sehen.«
»Gestern Abend? Schluckspecht, elender! Wir suchen Euch seit einem Monat!«
Ich sah Kent an und er mich, dann wir die Wache. »Seit einem Monat ?«
»Verfluchte Hexen …«, raunte Kent mir zu.
»Sobald Ihr auftaucht, sollen wir Euch zu unserer Herrin bringen«, sagte der Wachmann.
»Oh, bitte, seid so gut, edler Wächter! Eure Herrin sieht mich doch besonders gern gleich am frühen Morgen!«
Der Wachmann kratzte sich am Bart und schien zu überlegen. »Hübsch gesprochen, Narr. Vielleicht könntet ihr zwei ein kleines Frühstück und frisches Wasser im Gesicht gebrauchen, bevor ich euch zu meiner Herrin bringe.«
Mit dumpfem Schlag setzte die Zugbrücke auf. Ich führte Kent hinüber, und die Wache nahm uns am Innentor in Empfang.
»Ich bitte um Verzeihung, Sir«, sagte der Wachmann und richtete seine Worte an Kent. »Ihr hättet doch nichts dagegen, bis zum achten Glockenschlag zu warten, um erst dann des Narren Heimkehr zu verkünden, oder?«
»Wenn deine Wache beendet ist, mein Freund?«
»Aye, Sir. Ich weiß nicht, ob ich der Überbringer der freudigen Botschaft sein möchte, dass der vermisste Narr wieder da ist. Des Königs Ritter haben vierzehn Tage aller Welt die Hölle heiß gemacht, und ich hörte, wie unsere Herrin den Schwarzen Narren als einen der Gründe dafür nannte.«
»Beschuldigt, sogar noch in Abwesenheit?«, sagte ich. »Ich hab es Euch gesagt, Caius, sie betet mich an.«
Kent klopfte dem Wachmann auf die Schulter. »Wir eskortieren uns selbst, mein Freund, und sagen deiner Herrin, wir seien am
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