Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
Menschen Böses tun, überlebt sie meist, das Gute aber steckt in ihren Knochen, wie man hört.«
    »Edgar, mein Junge, wo du auch sein magst, vergib mir, vergib mir!« Der alte Mann rollte auf den Boden und wirkte überrascht, als das Schwert, von dem er sich durchbohrt glaubte, zu Boden fiel. »Lear, verzeiht mir, dass ich Euch nicht besser diente!«
    »Sieh sich das mal einer an!«, sagte ich. »Man kann sehen, wie seine schwarze Seele von der Leiche aufsteigt.«
    »Wo?«, sagte Drool.
    Ein hektischer Zeigefinger an meinen Lippen brachte ihn zum Schweigen. »Oh, welch grässlich Aasgeier reißen des armen Gloucesters Seele nun in Fetzen! Oh, des Schicksals Rache überkommt ihn! Er leidet!«
    »Ich leide!«, sagte Gloucester.
    »In die tiefsten Tiefen des Hades steigt er hinab! Um nie mehr von dort aufzustehen.«
    »Hinunter in den Abgrund steige ich. Auf ewig ohne Licht und Wärme.«
    »Oh, der kalte, kalte Tod hat ihn geholt«, sagte ich. »Und welch ein Arsch er doch im Leben war! Vermutlich wird er jetzt von Milliarden stachelpimmeliger Teufel durchgefickt.«
    »Der alte, einsame Tod hat mich geholt«, sagte der Graf.
    »Nein, hat er nicht«, sagte ich.
    »Bitte?«
    »Ihr seid nicht tot.«
    »Dann aber bald. Ich bin in die kalte Klinge gestürzt. Das Leben rinnt mir feucht und klebrig durch die Finger.«
    »Ihr seid auf eine Puppe gestürzt«, sagte ich.
    »Nein, bin ich nicht. Es ist ein Schwert. Ich habe es von dem Soldaten dort genommen.«
    »Ihr habt meinem Lehrling meinen Puppenstock geklaut. Ihr habt Euch auf eine Puppe gestürzt.«
    »Du bist ein Schlitzohr, Pocket. Du bist nicht vertrauenswürdig und würdest selbst noch einen Mann verspotten, der sein Leben lässt. Wo ist dieser nackte Irre, der mir vorhin geholfen hat?«
    »Ihr habt Euch auf eine Puppe gestürzt«, sagte Edgar.
    »Dann bin ich gar nicht tot?«
    »Korrekt«, sagte ich.
    »Ich habe mich auf eine Puppe gestürzt?«
    »Genau das sagte ich gerade.«
    »Du bist ein böser kleiner Mann, Pocket.«
    »Nun, Mylord, wie fühlt Ihr Euch, nachdem Ihr von den Toten auferstanden seid?«
    Der alte Mann stand auf und kostete den Wein an seinen Fingern. »Besser«, sagte er.
    »Gut. Dann lasst mich Euch Edgar von Gloucester vorstellen, ehedem der nackte Irre, der Euch nach Dover zu Eurem König bringen wird.«
    »Hallo, Vater«, sagte Edgar.
    Sie umarmten sich. Es folgte einiges Geheul und Gebettel um Vergebung, kindisches Geknutsche, und alles in allem war das Ganze eher eklig. Ein Augenblick stillen Schluchzens der beiden Männer verging, dann hub der Graf erneut zu klagen an.
    »O Edgar, welch Unrecht hab ich dir getan, und keine Vergebung deinerseits kann meine Scham mehr ungeschehen machen!«
    »Himmelarsch!«, sagte ich. »Komm schon, Drool! Wir folgen Lear nach Dover und suchen Zuflucht bei den Froschfickern.«
    »Aber der Sturm tost nach wie vor«, sagte Edgar.
    »Seit Tagen wandere ich durch diesen Wind. Ich bin nass, und mir ist so kalt, wie einem nur sein kann, und zweifelsohne wird mich jeden Augenblick ein Fieber niederringen und meinen zarten Leib mit schwerer Hitze beuteln, doch bei den muschimümmelnden Hoden der Sappho, ich werde keine Stunde mehr dem Klagen dieser verwirrten Blindschleiche über ihre Untaten lauschen, wenn es noch eine Unmenge Untaten zu tätigen gilt. Carpe diem, Edgar . Carpe diem. «
    »Fisch des Tages?«, sagte der rechtmäßige Erbe der Grafschaft Gloucester.
    »Ja, genau. Ich appelliere an den Fisch dieses Scheißtages, du Vollstoffel! Ich mochte dich lieber, als du noch Kröten gefressen und Dämonen gesehen hast. Drool, lass ihm den halben Proviant hier, und pack dich so warm wie möglich ein! Wir machen uns auf die Suche nach dem König. Wir anderen sehen uns in Dover.«

4. Akt
     
    »Was Fliegen sind den müßgen Knaben,
das sind wir den Göttern.
Sie töten uns zum Spaß.«
    Gloucester
König Lear, IV. Akt. Szene 1
     

20
     
    Ein hübsches kleines Ding
     
    Einen Tag lang stapften Drool und ich durch kalten Regen, über Berg und Tal, durch Heidekraut und über Straßen, die kaum mehr als morastige Räderfurchen waren. Drool gab sich heiter, was angesichts der finsteren Machenschaften durchaus bemerkenswert war – jedoch ist Unbeschwertheit wohl ohnehin der Segen eines Idioten. Er sang und platschte fröhlich durch die Pfützen. Besonnenheit und Wachsamkeit lasteten auf meinen Schultern, sodass verschärftes Grollen und Schmollen meiner Stimmung besser angemessen schien. Ich bereute, dass ich keine

Weitere Kostenlose Bücher