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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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– perfekt proportioniert, nur im Maßstab eine Größe kleiner als die meisten.
    Das Mädchen blickte auf, als hätte sie etwas gehört. Ich folgte ihrem Blick die Straße hinunter zu einer Kolonne reitender Soldaten. Zwei Ritter ritten dem Trupp voraus, gefolgt von etwa einem Dutzend Männern. Sie kamen unter meiner Eiche hindurch und gönnten den Pferden auf der Brücke eine Rast.
    »Sieh sie dir an!«, sagte der dickere der beiden Ritter und nickte zu dem Mädchen hinüber. Ich hörte seine Stimme, als wäre sie in meinem Kopf. »Hübsches, kleines Ding.«
    »Nimm sie dir!«, sagte der andere. Ich erkannte die Stimme sofort und sah das Gesicht vor mir, merkte, wer es war. Lear – jünger, kräftiger, längst nicht so grau, und doch Lear, ganz ohne Frage. Die Adlernase, die kristallblauen Augen. Er war es.
    »Nein«, sagte der jüngere Mann, »wir müssen bei Einbruch der Dunkelheit in York sein. Wir haben keine Zeit, ein Wirtshaus zu suchen.«
    »Komm her, Mädchen!«, rief Lear.
    Das Mädchen stieg vom Ufer zur Straße hinauf, mit gesenktem Blick.
    »Hierher!«, bellte Lear. Das Mädchen eilte über die Brücke, bis es direkt vor ihm stand.
    »Weißt du, wer ich bin, Mädchen?«
    »Ein Edelmann, Sir.«
    »Ein Edelmann? Ich bin dein König, Mädchen. Ich bin Lear.«
    Das Mädchen fiel auf die Knie und hielt die Luft an.
    »Das hier ist Canus, der Herzog von York, der Prinz von Wales, Sohn König Bladuds, Bruder König Lears, und er will dich haben.«
    »Nein, Lear!«, sagte der Bruder. »Das ist Wahnsinn.«
    Inzwischen zitterte das Mädchen.
    »Du bist des Königs Bruder und kannst dir nehmen, wen du willst, wann du willst«, sagte Lear. Er stieg von seinem Pferd. »Steh auf, Kind!«
    Sie tat es, als erwartete sie, geschlagen zu werden. Lear nahm ihr Kinn in seine Hand und hob es an. »Du bist ein hübsches Ding. Sie ist ein hübsches Ding, Canus, und sie gehört mir. Ich schenke sie dir.«
    Die Augen des Königsbruders wurden groß, und Begehren sprach aus ihnen, doch er sagte: »Nein, wir haben keine Zeit …«
    »Auf der Stelle!«, brüllte Lear. »Du nimmst sie dir auf der Stelle!«
    Mit diesen Worten packte Lear das Mädchen vorn am Kleid und zerriss es, legte ihre Brüste frei. Als sie sich bedecken wollte, drückte er ihre Arme auseinander. Dann hielt er sie fest und bellte Kommandos, während sein Bruder sie auf dem breiten, steinernen Geländer der Brücke schändete. Als Canus fertig war und atemlos zwischen ihre Beine sank, stieß Lear ihn beiseite, hob das Mädchen an der Taille hoch und warf es über das Geländer in den Fluss.
    »Säubere dich!«, rief er. Dann klopfte er seinem Bruder auf die Schulter. »Sie soll dich heute Nacht nicht bis in deine Träume verfolgen. Alle Untertanen sind des Königs Eigentum, und es steht mir frei, sie zu verschenken, Canus. Du kannst alle Frauen haben, bis auf eine.«
    Sie stiegen auf ihre Pferde und ritten davon. Lear hatte nicht einmal nachgesehen, ob das Mädchen schwimmen konnte.
    Ich konnte mich nicht rühren, konnte nicht schreien. Während das Mädchen vergewaltigt wurde, hatte ich mich gefühlt, als wäre ich an einen Baum gefesselt. Jetzt beobachtete ich, wie sie aus dem Fluss kroch, ihr Kleid in Fetzen hinter ihr, und sich schluchzend am Ufer zusammenrollte.
    Plötzlich wurde ich aus dem Baum gerissen wie eine Feder von einer verirrten Bö, und ich landete auf dem Dach eines zweistöckigen Hauses in einem Dorf. Es war Markttag, und alle waren auf den Beinen, wanderten von Karren zu Karren, von Tisch zu Tisch, feilschten um Fleisch und Gemüse, Töpferwaren und Werkzeug.
    Ein Mädchen stolperte die Straße entlang, ein hübsches kleines Ding, vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre alt, mit einem winzigen Säugling im Arm. Sie blieb an jeder Bude stehen und zeigte ihr Kind her, doch die Dorfbewohner belohnten sie nur mit dreckigem Gelächter und schickten sie zur nächsten Bude.
    »Er ist ein Prinz«, sagte sie. »Sein Vater war ein Prinz.«
    »Geh weiter, Mädchen! Du bist verrückt. Kein Wunder, dass dich niemand will, Dirne.«
    »Aber er ist ein Prinz!«
    »Er sieht aus wie ein ertränkter Welpe, Metze. Du hast Glück, wenn er die Woche überlebt.«
    Von einem Ende des Dorfes zum anderen wurde sie verspottet und verhöhnt. Eine Frau, die offenbar des Mädchens Mutter war, wandte sich nur ab und verbarg ihr Gesicht vor Scham.
    Ich schwebte über dem Mädchen, als es zum Rand des Dorfes lief, über die Brücke, auf der man es geschändet hatte, und

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