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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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wirklich gut funktioniert, braucht es
    schlaue Leute,
    die nur von Schwindlern umgeben sind,
    und die die Chance bekommen, auf etwas sehr Kompliziertes zu wetten,
    von dem sie in Wahrheit nicht sehr viel Ahnung haben.«
    Ashok klatschte, und Mala verbeugte sich leicht ironisch auf ihrem Stuhl.
    »Genau das mache ich hier gerade. Ich entwerfe einen Plan, mit dem wir die Wirtschaft von vier kompletten Welten in Geiselhaft nehmen und am Boden zerstören können, wenn wir das wollen. Und um das hinzukriegen, muss ich mir richtig viel Mühe geben.«
    Mala deutete auf eine Tabelle, die mit allen möglichen Formeln und Notizen vollgekritzelt war. »Erklär mir das da«, befahl sie.
    »Das ist eine andere Lektion«, erwiderte Ashok. »Für einen anderen Tag. Oder vielleicht ein anderes Jahr.«
    Malas Augen verengten sich.
    »HochgeschätzterGeneral«,sagteAshokundtrugsodickauf,dasssiebeidegenaumerkten,wasertat.ErsahihreMundwinkelzucken,alssieihrLächelnzuunterdrückenversuchte.»WennichEuchbittenwürde,michdiehoheKunstdesKriegeszulehren,hättetIhrzweiMöglichkeiten:EntwederkönntetIhrmicheinigenützliche,philosophischePrinzipienlehren,dieeinemimGefechtzugutekommen.OderIhrkönntetmirhierstapelweiseStatistikenundSpezifikationenhinrotzen,überjedeWaffe,Charakterklasse,TechnikoderStrategie,dieEuchjeuntergekommenist.WahrscheinlichkönnteichmirnichteinZehntelvonalledemmerken.DafürfehltmireinfachderHintergrund.Undselbstwenn,könnteichnichtsdamitanfangen,weilichnichtdieselbeharteSchulewieIhrdurchlaufenhabe – jai ho! – ,sodassmirschlichtdasFundamentfehlt,aufdemichdenTempeleurerWeisheiterrichtenkönnte,meinGuru.«
    Er schaute kurz, ob er vielleicht zu dick aufgetragen hatte, kam zu dem Schluss, dass dem nicht so war, grinste und gab als Sahnehäubchen noch ein Namaste obendrauf.
    Mala nickte hoheitsvoll und verzog so lange wie möglich keine Miene. Doch als sie auf ihrem Stock hinaushinkte, war er sicher, ein glockenhelles Kichern von ihr zu hören.
    Matthews erste Portion schmeckte so gut, dass er an dem Wasser, das ihm im Mund zusammenlief, fast erstickt wäre.
    Während der zwei Monate Arbeitslager, in denen es nur Hühnchenfüße mit Reis (und selbst davon nie genug) gegeben hatte, in denen er nachts bis auf die Knochen gefroren hatte und tags fast gegrillt worden war, hatte er den Geschmack von Teigtaschen in seiner Fantasie perfekt rekonstruiert. An den Tagen, an denen er schaufelte, war jedes Eintauchen des Spatenblatts in die Erde wie der Moment, in dem seine Zähne eine Tasche durchbissen, Dampf und Öl entwichen und der Duft des Fleischs ihm in die Nase stieg. Wenn er hämmern musste, waren die runden Steine in seiner Vorstellung ein Hügel zarter Teigtaschen und der plattgetretene Boden das quietschende Styropor darunter. Teigtaschen tanzten vor seinem geistigen Auge, wenn er sich zwischen zwei anderen Gefangenen zum Schlafen auf den Boden legte; sie waren in seinen Gedanken, wenn er morgens aufstand. Die einzigen Momente, in denen er nicht an Teigtaschen dachte, waren die, wenn er Hühnchenfüße mit Reis aß, denn das war so widerlich, dass es ihm die Geister aller Teigtaschen im Nu austrieb.
    Das waren dann die Momente, in denen er darüber nachdachte, was er tun würde, wenn er wieder entlassen wurde. Was er im Spiel machen würde. Was die Webblys wohl vorhatten, und wie er seinen Teil dazu beitragen konnte.
    Der Vollzugsbeamte, der ihn entließ, nahm an, er sei einer der Millionen illegaler Arbeiter, die mit gefälschten Papieren ins Perlflussdelta gekommen waren, um irgendwo in Kanton ihr Glück zu suchen. Er war bereits mitten in einer ernsten, schroffen Moralpredigt, ermahnte Matthew, sich aus Schwierigkeiten herauszuhalten und besser zurück nach Guizhou oder Sichuan zu gehen (oder aus welchem hinterwäldlerischen Armenhaus er sonst stammen mochte), als er schließlich einen Blick auf dessen Papiere warf. Zu seiner Verblüffung stellte er fest, dass Matthew tatsächlich aus Kanton stammte und man ihn demnächst auf Staatskosten zurück nach Shenzhen transportieren würde. Da verstummte er abrupt. Matthew, sich der Situationskomik bewusst, konnte der Versuchung nicht widerstehen, sich überschwänglich bei ihm zu bedanken – auf Kantonesisch.
    Im Zug wurden Teigtaschen angeboten. Die Verkäufer waren hart wirkende Männer und Frauen, deren Gesichter von Jahren der Sorge, des Hungers und Elends mit tiefen Falten gezeichnet waren. Dies waren die Provinzen, die Außenterritorien, das geheimnisvolle China, das

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