For the Win - Roman
er war, inmitten seines Erbrochenen und der schlechten Luft und der Unordnung, und bis zur nächsten Nacht oder sogar der darauffolgenden abwarten musste. Und er hatte nicht einmal Internet.
Scheiße.
Er hatte ein paar Schlaftabletten in seinem umfangreichen Erste-Hilfe-Set, in das er alles eingepackt hatte, was er kriegen konnte – nur für alle Fälle. Er fand die versiegelte Plastikkiste fest in einem der Drahtregale verstaut, neben den beiden wertvollen Kartons mit Prepaidkarten. Unverzüglich drückte er zwei Kapseln aus der Sichtverpackung und goss sich einen sparsamen Schluck Wasser in die winzige Tasse. Dann hielt er kurz inne: Was, wenn sie seinen Container fanden, während er im Reich der Träume weilte?
Na ja, was, wenn sie ihn fanden, wenn er bei vollem Bewusstsein war? Er konnte ja schlecht davonlaufen.
Was für ein Idiot er doch war.
Er schluckte die Kapseln. Dann fing er an, so gut es ging ein wenig aufzuräumen. Er nahm ein paar überzählige T-Shirts als Lumpen, drehte die Matratze auf die saubere Seite und fragte sich gerade, wann das Schlafmittel wohl zu wirken anfangen würde, als er feststellte, dass er viel zu müde war, um noch irgendwas zu tun. Er streckte sich auf der Matratze aus und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Eigentlich hätten die Kapseln keine Nachwirkungen haben sollen, doch als er wieder zu sich kam, fühlte sich sein Kopf an wie in Schaumstoff gepackt. Vielleicht lag es auch an seiner Nahtod-Erfahrung. Nach Schiffszeit war es mitten in der Nacht, und theoretisch musste es auch draußen schon dunkel sein. Vielleicht konnte er sich rausschleichen, sich den Schaden ansehen und seine Antenne wieder in Position bringen? Zumindest würde er dann wissen, ob man ihn verhaften würde, sobald sie in Shenzhen einliefen.
Doch als er sein Versteck verließ und behutsam versuchte, die Tür des Containers zu öffnen, fand er sie versperrt. Sie klemmte nicht bloß oder hatte sich leicht verzogen, sondern wurde anscheinend von einem anderen Container blockiert. Er würde schon mehrere Tonnen Fracht bewegen müssen, um aus dieser Tür herauszukommen. Oder auch nicht.
Er setzte sich auf den Boden. Im Inneren des Containers war es dunkel wie in einer Coladose, und seine Stirnlampe warf wilde Schatten auf die Wände, seine Batterien (er dankte seiner weisen Voraussicht, sie mit drei Lagen Stahlband fixiert zu haben) und die Luke in sein Allerheiligstes.
Seiner Schätzung nach waren es nur noch drei Tage bis Shenzhen, plus oder minus etwaiger Kurskorrekturen wegen des Sturms. Theoretisch konnte er es schaffen. Er hatte genügend Wasser, Essen und Strom, wenn er mit allem etwas sparsam umging. Die Webblys würden aber vorher Nachricht von ihm erwarten – und er würde vor Langeweile wahrscheinlich durchdrehen.
Er überlegte, ob er sich irgendwie durch die Außenwand schneiden konnte. Möglich wäre es – die Bastlerforen waren voll mit Ratschlägen gewesen, wie man einen Container am besten zerlegte und einer neuen Bestimmung zuführte. Doch er hatte nicht das nötige Werkzeug dafür. Das Einzige, was er möglicherweise hinbekommen konnte, war, mit seinem Akkubohrer ein Loch in die Außenwand zu bohren. Er hatte ihn schon bei der Konstruktion seines Verstecks benutzt und ein paar Bohrköpfe in der Werkzeugkiste dabei. Mit dem größten Aufsatz würde er vielleicht ein etwa daumengroßes Loch in den Stahl bohren können, vorausgesetzt, er schaffte es, vernünftig vorzubohren. Die Außenwände waren jedoch sehr viel dicker als alles, womit er bei seinen Innenarbeiten bisher zu tun gehabt hatte.
Außerdem würde er einen höllischen Lärm veranstalten, doch er war weit genug vom Deckshaus entfernt. Wenn nicht gerade jemand in der Nähe patrouillierte, würde man ihn über das Donnern des Meers und das Dröhnen der Dieselmotoren hinweg nicht hören. Er fand, es sei das Risiko einer Entdeckung wert, denn durch das Loch würde er die Antenne nach draußen verlegen können, auf diese Weise ins Internet kommen und zumindest herausfinden, ob er in Sicherheit war.
Am besten machte er sich gleich an die Arbeit. Er kramte seinen Werkzeugkasten aus einer der festgeschraubten Kisten. Er hatte auch ein Ladegerät und einen Wechselrichter dabei, damit er den Bohrer mit den Batterien aufladen konnte, und schloss beides schon mal an, denn er würde eine Menge Saft brauchen, um durch die Ecke zu kommen, wo Wand und Decke aufeinandertrafen.
Ein paar Stunden später sah er ein, dass die Decke eine
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