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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Hotel, das von Arbeiterinnen aus dem verarmten Bundesstaat Uttar Pradesh geführt wurde. Die Sympathie beruhte auf Gegenseitigkeit: Die Frauen ergriffen gern die Gelegenheit, die ernsten Kinder zu bemuttern, während diese sich in jenem unverständlichen Kauderwelsch aus indischem Englisch, Gamersprache, chinesischen Flüchen und Hindi unterhielten, das Ashok für sich mittlerweile Webbli getauft hatte – analog zu Hindi .
    Die Webblys waren heute früh auf den Beinen. Übermüdet trafen sie ein und verlangten nach Chai und Masala Coke, Dosas und Aloo Poories. Die Frauen schafften große Mengen Pfannkuchen und frittierte Kartoffelbrötchen herbei, und Mala bezahlte mit einem Bündel abgegriffener Rupienscheine. Ashok nahm zu ihrer Linken Platz, Yasmin zu ihrer Rechten, die Augen halb geschlossen. Die Armee war gestern noch spät unterwegs gewesen, als kleine Belohnung für ihre wirklich exzellenten Leistungen, und hatte sich in einem kleinen Kino im Herzen Dharavis drei Filme am Stück angesehen. Ashok hatte sich entschuldigt, auch wenn er auf Malas Befehl hin mit ihnen trainiert hatte. So sehr er die Webblys auch mochte, er war nicht wie sie. Er war kein Spieler und würde auch nie einer werden, gleich, wie viele Kämpfe er mit ihnen focht.
    »Okay«, sagte Mala, »wir haben folgende Möglichkeiten: Wir können uns ein neues Café suchen. Es gäbe noch das 1000 Palmen , wo wir früher gekämpft haben … « Sie nickte Yasmin zu und ließ den Rest unausgesprochen: Als wir noch Pinkertons waren und es gegen die Webblys ging. »Ich bin mir aber sicher, dass Banerjee irgendeine Vereinbarung mit dem Besitzer hat.«
    »Banerjee hat in jedem Café in Dharavi die Finger drin«, erklärte Sushant. Er hatte auf Yasmins Wunsch hin ausgiebig nach Ausweichmöglichkeiten für sie gesucht. Alle in der Armee wussten, dass er eine Schwäche für Yasmin hatte – bloß Yasmin selbst schien es nicht zu bemerken.
    »Und was ist mit Mrs. Dotta?«, fragte Yasmin. »Denkt an all die Arbeit, die sie in ihr Geschäft investiert hat.«
    Mala nickte. »Ich hab sie schon dreimal angerufen. Sie geht nicht ans Telefon. Vielleicht haben sie ihr Angst gemacht oder das Handy abgenommen. Oder … « Wieder musste sie den Satz nicht zu Ende führen: Oder ihr ist etwas zugestoßen. Die Gefahr bestand durchaus, das wusste Ashok – sie alle lebten gefährlich. »Wir müssen aber noch über etwas anderes reden … Der Streik hat begonnen.«
    Ashok machte einen Satz. Was? Es war noch zu früh, Wochen zu früh! Es gab noch so viel zu planen! Er zog sein Handy heraus und stellte fest, dass es noch ausgeschaltet war. Ungeduldig wartete er, bis es gebootet hatte, während die Armee um ihn aufgeregt diskutierte. Er hatte Dutzende von Nachrichten verpasst: die von Schwester Nor und ihren Lieutenants, von den Spezialisten, die den großen Schwindel mit ihm vorbereiteten, von dem amerikanischen Jungen, der die Verbindung zu den Mechanischen Türken hielt. Die ganze Nacht hindurch hatte es online wie offline Kämpfe gegeben; die Chinesen waren auf der Straße, auf der Flucht vor der Polizei, und formierten sich gerade neu. In den Spielen war die Hölle los. Und er hatte sich am Café mit betrunkenen Schlägern gestritten, Aloo Poories gegessen und Chai in sich geschüttet, als wäre es ein Tag wie jeder andere! Er bekam Herzklopfen.
    »Wir müssen online gehen«, sagte er. »Ganz dringend.«
    Mala, die gerade die Möglichkeit erörtert hatte, irgendwo eine Wohnung mit genügend PC s und Internetanschluss auszustatten, schaute überrascht auf. »So schlimm?«
    Er hob sein Handy. »Nicht gesehen?«
    »Ich hab nicht mehr nachgeschaut, seit du mich abgeholt hast. Solange wir keinen Platz zum Arbeiten haben, gibt es nicht viel, was wir tun können. Es ist also schlimm.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    Alle sahen ihn gespannt an. »Sie brauchen unsere Hilfe«, erklärte er.
    »In Ordnung«, erwiderte Mala. »Gut. Dann gehen wir und holen uns Mrs. Dottas Laden zurück. Er gehört Banerjee nicht. Jeder in der Straße weiß das. Sie werden auf unserer Seite stehen. Das müssen sie einfach.«
    Ashok schluckte. »Mit Gewalt?« Er dachte an den Jungen: betrunken oder high vom vielen Schnüffeln, furchtlos und mit leerem Blick, die zitternde Machete in der Hand.
    Der Blick, den Mala ihm zuwarf, war genauso Furcht einflößend. Sie konnte das: sich einfach so verwandeln, in einer Sekunde, einem einzigen Augenblick. Sie konnte sich von einem hübschen jungen Mädchen,

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