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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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hindurch und begann ihren Soldaten, die das Café wieder auf Vordermann gebracht hatten, Befehle zuzubellen. Augenblicke später saßen alle wieder aufgeregt an ihren Rechnern – Schultern gerade, Headsets übergestülpt, Maus in der Hand – und schlossen sich wohlgemut dem Kampf in einer anderen Welt an.
    Ashok machte sich auf den Weg in Mrs. Dottas Büro und fand Yasmin zusammengekauert am Boden. Sie hatte die Hände vor sich ausgestreckt und drehte sie hin und her, sodass sie sich wie Schlangen wanden.
    »Yasmin?«,flüsterteer.»Yasmin?« Sieblickteihnan.InihrenAugenstandenkeineTränen,abersiezeigtenbodenloseTrauer.»IchhabedenSteingeworfen«,sagtesie.»DenStein,derdenkleinenJungenerwischthat.DenStein,derihnamMundgetroffenhat.Daswarich.Er … «Sieschluckte.
    »Er hat uns mit einer Machete angegriffen«, erwiderte Ashok. »Er hätte uns umgebracht … «
    Sie schnitt mit der Hand durch die Luft. Es war eine gewalttätige Geste, wie er sie von ihr nicht gewohnt war. »Wir haben uns selbst in die Lage gebracht , in der wir ihn haben töten müssen! Mala war das. Mala, die immer gewinnen will, bevor die Schlacht überhaupt losgeht – indem sie den Gegner einfach vernichtet . Und dann redet sie von Gandhi ?«
    Yasmin sah aus, als wollte sie etwas kaputtschlagen. Die kleinen Hände waren zu Fäusten geballt. Dann beugte sie sich auf einmal vor und musste sich übergeben, wieder und wieder, bis ihr Magen schon ganz leer war, doch immer noch krampfte sie sich zusammen.
    Zwischen den Anfällen brachte Ashok sie nach draußen. Halb führte, halb trug er sie vors Café in den prasselnden Regen. Die schmalen Rinnsteine waren heillos überfüllt. Die ganze Gasse hatte sich in einen reißenden Bach verwandelt, der schon bis zu Mrs. Dottas Türschwelle stand. Yasmin kauerte sich auf der Schwelle nieder und spuckte Chai und Galle ins strömende Wasser. Ihr Hidschab war im Nu völlig durchnässt, und ihr langes Kleid klebte an den schmalen Schultern und hob und senkte sich mit ihrem schweren Atem. Auch Ashok war nass bis auf die Knochen, und als der Regen ihm das angetrocknete Blut vom Gesicht wusch, spürte er im Mund wieder den Kupfergeschmack. Er hätte Yasmin gern ein paar tröstliche Worte gesagt, doch der Regen war einfach zu laut.
    SchließlichstandsieaufundsuchtebeiihmHalt.ErlegtedenArmumsie,dankbarfürdieNäheeinesanderenMenschen,dennsieerlösteihnvondereigenenTaubheit.EtwasverbandsieindiesemMomentmiteinander,übertrugsichüberdenSchlagihrerHerzenoderüberihreHautvoneinemzumanderen.EinenAugenblicklanghatteAshokdasGefühl,endlichjemandengefundenzuhaben,derihnvölligverstandunddenervölligverstand.DochdieserMomentgingvorüber.PeinlichberührtverharrtensienochkurzinihrerungeschicktenUmarmung,dannlöstensiesichwortlosvoneinanderundkehrteninsCafézurück.InzwischenhatteirgendjemanddasErbrocheneaufgewischt.YasminnahmaneinemfreienRechnerPlatzundlauschteaufdasGeplapper,umsichindieSchlachteinzufinden.AuchAshokgingzuseinemComputerhinüberundbereitetesichaufdasGesprächmitSchwesterNorvor.
    Am ersten Tag des Streiks hatte Wei-Dong mit seiner zweiten wichtigen Mission alle Hände voll zu tun. Seine erste war es gewesen, die Prepaidkarten nach China zu bringen, deren Zugangscodes Schwester Nor nun unter den Kämpfern verteilte.
    Die zweite Mission bestand darin, weitere Mechanische Türken für ihre Sache zu rekrutieren, und war in gewisser Hinsicht sehr viel schwieriger. Wei-Dong hatte sich nie für einen guten Anführer gehalten – in der Schule war er immer ein Einzelgänger gewesen – , aber Schwester Nor hatte sich die Zeit genommen, ihm mögliche Strategien aufzuzeigen, wie er seine Kollegen von ihrem einzigartigen Vorhaben überzeugen konnte.
    Technisch gesehen war es an sich kein Problem. Als Mitarbeiter hatte er Zugang zu den entsprechenden Boards, die Coca-Cola alle zehn Minuten aktualisierte. Dort konnte man einsehen, in welchen Bereichen des Spiels welcher Mitarbeiter im Einsatz war, wie viele Anfragen er pro Stunde abarbeitete, wie zufrieden die Spieler, die per Zufallsprinzip und gegen eine kleine Belohnung von einem Bot befragt wurden, mit seinen Entscheidungen und rollenspielerischem Geschick waren. Der Plan dahinter war, die Mitarbeiter zu motivieren, indem man ihnen zeigte, wie viel besser ihre Kollegen waren. Es funktionierte sogar: Wei-Dong hatte sich so manche Nacht Mühe gegeben, seine Statistiken aufzupeppen, bloß um immer wieder von einem noch manischeren MT überflügelt zu werden. Und natürlich musste

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