For the Win - Roman
bin ich.«
»Alles klar. Schick mir die Bilder! Und pass auf dich auf.«
Zwei weitere Hubschrauber flogen über sie hinweg. Er tippte, dass ihr Ziel die brennende Fabrik in Jianying Gongyequ war, und hoffte, dass sich niemand mehr da drinnen aufhielt.
Am Abend kam Mr. Banerjee mit einer neuen Schlägertruppe. Diesmal waren es keine dürren Halbstarken, sondern Erwachsene – schmutzige Männer mit Messern und Keulen, die nach Betel, Schweiß und Rauch und Hochprozentigem rochen. Der Gestank eilte ihnen voraus wie eine Warnung. Unter lautstarkem Gelächter zogen sie durch Dharavi, sodass die Webblys sie schon von fern hören konnten. Mrs. Dottas Nachbarn kamen an die Fenster und schickten ihre Kinder verängstigt in Deckung.
Angeführt wurde der Zug von Mr. Banerjee in seinem schicken Anzug. Der Schlamm schmatzte unter seinen schönen Schuhen. Er hielt vor der Tür des Cafés, stützte die Hände in die Hüften und zündete sich eine Zigarette an. Es wirkte alles wie eine große Show. Gelassen zog er an der Zigarette und blies eine Rauchwolke in die heiße, schwüle Luft.
Er wartete.
Mala humpelte zur Tür und öffnete. Das Café hinter ihr lag still und dunkel da.
Keiner von ihnen sprach ein Wort. Die Nachbarn schauten besorgt zu.
»Mala«, sagte Mr. Banerjee schließlich und breitete die Hände aus. »Sei doch vernünftig.«
Mala trat unter das Vordach und nahm etwas unbeholfen im Schneidersitz Platz. Mit klarer, lauter Stimme sagte sie: »Ich arbeite hier. Das ist mein Job. Ich verlange ein sicheres Arbeitsumfeld, einen angemessenen Lohn und faire Bedingungen.«
Mr. Banerjee grunzte. Die Männer hinter ihm lachten. Er machte einen Schritt nach vorn, doch dann blieb er stehen.
Einer nach dem anderen, ganz diszipliniert, traten Malas Soldaten aus dem Café. Dann setzten sie sich hin, bis der gesamte Eingangsbereich voll sitzender Kinder war.
Mr. Banerjee grunzte wieder, dann lachte er. »Das kann doch nicht dein Ernst sein«, sagte er. »Du willst, du willst, du willst. Als ich dich gefunden habe, warst du noch eine Dharaviratte, ohne Geld, ohne Arbeit, ohne Hoffnung. Ich habe dir gute Arbeit geboten, gute Bezahlung, und jetzt willst du immer mehr und mehr?« Er stieß einen Laut der Verachtung aus und winkte ab. »Du wirst jetzt mein Café verlassen und deine Schulfreunde gleich mitnehmen, oder man wird dir wehtun. Sehr weh sogar.«
Die Nachbarn gaben entsetzte Laute von sich, doch Mr. Banerjee beachtete sie nicht.
»Sie werden uns nicht wehtun«, sagte Mala. »Sie werden wieder nach Hause gehen, in Ihre schicke Wohnung, und Sie und Ihre feinen Freunde werden sich nicht weiter in unsere Angelegenheiten einmischen.«
Mr. Banerjee antwortete nicht, rauchte nur seine Zigarette in der Nacht und starrte sie an. Sein Blick war der eines Wissenschaftlers, der gerade eine neue Spezies Insekten entdeckt hat.
»Du richtest großen Schaden an, Mala. Ich weiß, was du vorhast. Du mischst dich da aber in etwas ein, das eine Nummer zu groß für dich ist. Ich sage es dir noch einmal: Verschwinde aus meinem Café.«
Mala gab nur ein leises, verächtliches Geräusch zur Antwort. Es klang wie ein Spucken.
Mr. Banerjee hob die Hand, und Stille breitete sich aus. Seine Leute machten sich bereit.
Doch da hörten sie etwas anderes: Den Klang von Schritten, hunderten, tausenden Schritten. Eine ganze Armee kam von beiden Seiten heranmarschiert und kesselte sie ein. Ashok führte die linke Flanke an und die alte Mrs. Rukmini und Mr. Phadkar die rechte.
Es waren Gewerkschafter – Textilarbeiter, Stahlarbeiter, Dockarbeiter. Ashoks Anrufe und Fotos hatten sich bezahlt gemacht. Die Gewerkschafter waren von hunderten SMS aus den Betten geworfen worden. Hastig hatten sie sich angezogen, zusammengefunden und waren von Bussen durch ganz Mumbai bis nach Dharavi gebracht worden. Ashok hatte sie zu Mrs. Dottas Laden geführt und sich flüsternd bei den Gewerkschaftsführern für ihre Hilfe bedankt.
Nur ein paar Schritte vor den übel riechenden Gangstern hielten die Arbeiter an. Ashok ließ den Blick von den sitzenden Kindern zu der stehenden Menge schweifen und nahm langsam und betont Platz.
Die vornehmen älteren Damen an der Spitze des anderen Zuges taten es ihm gleich. Die Geste breitete sich aus, nach hinten durch die ganze Gruppe. Und falls irgendjemand von den Arbeiterinnen und Arbeitern einen letzten Gedanken an Sari oder Hose verschwendete, ehe er sich im Schmutz Dhararvis niederließ, so äußerte er ihn nicht, und
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