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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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hatte – oder aber die erfahrenste und am besten aufeinander eingespielte Gruppe, die er je gesehen hatte. Wei-Dong zog seine Vorpal Blade, und auch seine Gildies begannen zu kämpfen. Im Headset hörte er chinesische Flüche aus sechs verschiedenen Provinzen. Unter anderen Umständen hätte sich Wei-Dong ja Notizen gemacht, momentan aber kämpfte er um sein Leben.
    Lu hatte tapfer zwischen ihnen und den Reitern Position bezogen. Ohne Rücksicht auf sich selbst stellte sich der Tank den Angreifern mit Streitkolben und Breitschwert entgegen. Wei-Dong überhäufte ihn mit Heilzaubern; dann versuchte er, mit der Vorpal Blade selbst etwas gegen die Aggressoren auszurichten.
    Die Klinge war dreimal so lang wie er selbst und konnte enormen Schaden anrichten, war aber nicht leicht zu handhaben. Zweimal verletzte er versehentlich Mitglieder der eigenen Gruppe (zum Glück nicht allzu schlimm – sonst hätten sie ihm was erzählt), aber den schwarzen Rittern konnte er nicht einmal einen Kratzer zufügen, sie waren einfach zu schnell.
    Dann ging Lu in die Knie. Einer der Ritter stieß ihm die Lanze in den Hals. Die Augen seines Pferds waren eisig blau, wie der Wasserpfeifenrauch der Raupe, für die das Wunderland bekannt war. Der Ritter hob den zappelnden Lu in die Luft, während ein anderer mit einer verächtlichen Geste sein Schwert hob und ihm den Kopf abschlug. Lu stürzte in zwei Teilen auf den Kiesstrand und verfluchte seine Mörder über das Headset mit einem Ausdruck, den Wei-Dong mit einiger Mühe als »scheiß auf euch und acht Generationen eurer Vorfahren« übersetzte.
    OhneLuwarderRestvonihnenpraktischhilflos.Sieschlugensichwacker,koordiniertendieAttacken,ließendieschwarzenRittermithilfeihrerbestenmagischenWaffenundZauberinFeuerbaden,abersieschieneneinfachunbesiegbar.EheWei-Dongstarb,gelangesihmnoch,einenvonihnenmitderVorpalBladezuerwischen.FlüchtiggenosserdieBefriedigung,denGegnertaumelnundsichandieBrustfassenzusehen,dochgleichdaraufgriffderRittererneutan,zogzweiKurzschwerterundwirbeltesiewieeinZauberkünstlerherum,derMessertricksvorführt.JederVersuch,dieSchlägezuparieren,waraussichtslos.SekundenspäterlagWei-DongimSand,sahdendornenbewehrtenStiefeldesRittersaufseinGesichtzusausenundhörte,wieWangenundNaseunterseinemTrittzersplitterten.GleichdarauffandersichimweitentferntenSeederTränenwieder – nacktundunbewaffnet,nureinGeist.ErmusstesoschnellwiemöglichzumKörperseinerFigurzurück,ehedie Schweine ihm noch die Vorpal Blade abnahmen.
    Übers Headset hörte er seine Gildies sterben, einen nach dem anderen, während er geisterhaft, ätherisch über die Hügel und durch die Täler des Wunderlands rannte. Er erreichte seine Leiche gerade noch rechtzeitig, um den Rittern beim Plündern zuzusehen. Er fuhr in den Körper seiner Figur und erhob sich, hilflos und verletzlich.
    Einer der Ritter schickte ihm eine Chat-Anfrage. Er nahm sie an und blendete die Hintergrundgeräusche von Shenzhen aus.
    »Ihr Farmer seid hier nicht länger willkommen«, erklärte die Stimme. Sie hatte einen Akzent, den er nicht erkannte. Russisch vielleicht? Und sie gehörte einem Kind! »Wir haben jetzt ein Auge auf euch. Kommt noch mal, und wir jagen euch und legen euch wieder um, so oft wie nötig. Hast du das kapiert, Chinajunge?« Nicht nur ein Kind: ein Mädchen – ein kleines Mädchen, das ihn von sonst wo auf der Welt bedrohte.
    »Wieso glaubst du, dass du hier den Ton angibst, Kleine?«, fragte er. »Und wieso glaubst du, ich sei Chinese?«
    Er hörte gehässiges Lachen. »Kleine, ja? Ich gebe hier den Ton an, weil ich dir gerade den Hintern versohlt habe, und das kann ich so oft machen, wie ich will. Und es ist mir ganz egal, ob du in China, Vietnam oder Indonesien sitzt – es macht keinen Unterschied. Wir killen dich und alle anderen Farmer in Wonderland . Ihr seid hier nicht länger willkommen – und dieses Gespräch ist vorbei.« Der schwarze Ritter enthauptete ihn mit verächtlicher Leichtigkeit.
    Hektisch wechselte er zurück in den Gildenkanal und wollte gerade erzählen, was ihm passiert war, als er auf einmal ins Gesicht seines Vaters sah, der ihn mit einem Blick bedachte, mit dem man Milch hätte säuern können.
    »Steh auf, Leonard«, sagte er. »Und komm mit.«
    Er war nicht allein. Neben ihm standen Mr. Adams, der Prorektor, außerdem der Mietbulle der Schule, Officer Turner, sowie die Schulpsychologin, Ms. Ramirez. Ihre Gesichter waren so steinern wie die Präsidentenköpfe von Mount Rushmore, Gesichter ohne jede

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