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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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1,50, und wenn der andere sein Geld kriegt, kannst du die behalten. Wenn der Konzern aber absäuft, zahlst du ihm und mir die Schadenssumme.« Im Wesentlichen also ein Pokerspiel: Lag er mit seiner Wette daneben, brachte ihm das gar nichts. Waren die Wertpapiere von Coke aber wirklich nichts wert, bekam er einen Haufen Geld.
    Und das Beste überhaupt: Er konnte seine Wette verkaufen .
    Nur rasch hübsch eingepackt und einen Dummen gesucht, der bereit war, dafür mehr als $ 1,50 zu zahlen. Wenn der sich nun selbst einen Dummen suchte, die Wette wieder verkaufte und das immer so weiterging, dann hingen an den 100000-Gold-Papieren, die irgendwann mal für $ 15 verkauft worden waren, bald $1000 an Wetten mit dran.
    Genau damit handelten Arbitragehändler. Sie schleppten keine Bananen von Herrn Satt zu Frau Hungrig, nein, sie kauften und verkauften Wetten auf Versicherungspolicen auf der Grundlage des in Aussicht stehenden imaginären Goldes.Und das nannte sich dann ehrliche Arbeit.
    Netter Job – wenn man ihn hatte.
    Matthew Fong und seine Angestellten spielten die ganze Nacht und auch den nächsten Tag und farmten so viel Gold sie konnten, solange das Level es noch hergab. Sie schliefen schichtweise, und wenn irgendwer den Fehler beging, sie zu fragen, was sie da taten, wurde er einfach vereinnahmt und zum Mitmachen gebracht.
    Meister Fong leerte ihre Accounts derweil so schnell, wie sie sich füllten. Er wusste, sobald die Götter der Spiele Wind von der Sache bekamen, würden sie eingreifen, ihre Accounts sperren und alles Gold in ihrem Inventar einkassieren. Der Trick war, dafür zu sorgen, dass bis dahin nichts mehr da war, was man ihnen abnehmen konnte.
    Also besuchte er die Foren der großen Online-Makler. Das war schon keine Grauzone mehr, sondern tiefster Schwarzmarkt, und man musste jemand Wichtigen kennen, um überhaupt dort reinzukommen. Matthews Kontakt war ein magerer, zittriger Typ aus Sichuan, der sich selbst »Cobra« nannte und schon mehrere Zähne verloren hatte. Er war es auch gewesen, der Matthew vor vielen Monaten mit Boss Wing zusammengebracht hatte. Cobra arbeitete für jemanden, der für jemanden arbeitete, der wiederum für eines der großen Kartelle arbeitete. Diese Kartelle waren straff organisierte kriminelle Vereinigungen, die alle nötigen Kanäle besaßen, um Spielgold in echtes Geld zu verwandeln.
    Cobra hatte Matthew einen Nutzeraccount und eine kurze Einweisung gegeben, wie er sich in diesen Kreisen zu verhalten hatte. Während die Nacht voranschritt, machte Matthew sich mit dem Interface vertraut und stellte dann ihr Gold zur Hälfte des Preises ein, zu dem es auf den offiziellen und jedermann zugänglichen Boards an die Gweilos verkauft wurde.
    Er wartete und wartete, aber niemand wollte sein Gold. Jede Spielwelt war in viele einzelne Server unterteilt, und wenn man sich anmeldete, musste man angeben, auf welchem Server man spielen wollte. Sobald man seine Wahl getroffen hatte, saß man dort fest – man konnte mit seinem Charakter nicht einfach durch Parallelwelten wandern. Das komplizierte die Geschäfte: Wenn ein Gweilo Gold für seinen Toon auf Server A kaufen wollte, musste er auch einen Farmer finden, der sein Gold dort erwirtschaftet hatte. Wenn man sein ganzes Gold auf Server B gefarmt hatte, hatte man Pech.
    Und hier kamen die Makler zum Zug: Sie kauften Gold von allen Parteien und hielten es in einem Netzwerk verschiedener Accounts in Bewegung. Millionen von Toons auf der ganzen Welt tauschten in unregelmäßigen Intervallen kleinere Goldbeträge, um die Sniffer zu täuschen – kleine Programme, die unablässig Jagd auf Farmer und Makler machten, um Geldwäsche im Spiel zu unterbinden. Die Makler nahmen Gold von Server A und bezahlten einen Käufer auf Server B aus einem anderen Account, wobei sie sich selbst ein Stück vom Kuchen abschnitten.
    Solche Filter zu umgehen war eine Wissenschaft für sich, an der man in der wirklichen Welt jahrzehntelang gebastelt hatte, ehe sie in die Welt der Spiele übersiedelte. Wenn ein großer Pensionsfonds in der wirklichen Welt Google-Aktien im Wert von einer halben Million kaufen möchte, ist das Letzte, was er will, dass jemand davon Wind kriegt. Sonst könnte ihm ja jeder die Aktien vor der Nase wegschnappen, ihren Preis hochsetzen und ihn erpressen.
    Also musste man, wenn man viel kaufen oder eine Menge Geld verschieben wollte, einen Weg finden, der für die Sniffer unsichtbar war. Die Transaktionen durften statistisch nicht

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