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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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schnell .
    Und man musste wirklich sehr, sehr schnell sein. Wenn man die anderen Arbitragehändler schlagen wollte, musste man schneller sein als ein Gedanke – im wörtlichen Sinn. Arbitragehandel war keine Angelegenheit wachsam den Bildschirm verfolgender Menschen. Alles geschah automatisch. Kleine Händlerbots durchstreiften die weltweit vernetzten Marktplätze auf der Suche nach Preisunterschieden, kauften und verkauften in weniger als einer Mikrosekunde. Ein gutes Arbitragehaus führte täglich eine Milliarde oder mehr Transaktionen durch und machte bei jeder davon ein paar Cent Gewinn. Eine Milliarde mal ein paar Cent war eine Menge Geld. Mit einem schnellen Computercluster, einem guten Programmierer und einer heißen Internetverbindung konnte man täglich zehn oder zwanzig Millionen Dollar einfahren. Zumindest, bis alle anderen genauso schnell waren – dann stand man wieder am Anfang. Oder versuchte, einen besseren Bot zu züchten.
    Es war aber immer noch ein gutes Geschäft. Schließlich nutzte man ja lediglich den Umstand aus, dass irgendjemand etwas kaufen und jemand anderes etwas verkaufen wollte. Nicht schlecht, wo doch die Weltwirtschaft es nicht mal gemerkt hätte, wären alle Arbitragehändler über Nacht ganz einfach verschwunden. Kein Mensch wollte oder brauchte diese »Dienstleistung«. Es war bloß eine tolle Methode, um reich zu werden.
    Das Beste an Arbitrage war, dass man absolut keine Ahnung von seinen Produkten zu haben brauchte. Ob es nun um Bananen oder eine Vorpal Blade ging: Wichtig war bloß, dass jemand mehr dafür zu zahlen bereit war, als jemand anderes dafür verlangte. Das war schon allein deshalb praktisch, weil bei einem Geschäft, das in weniger als einer Mikrosekunde über die Bühne ging, keine Zeit mehr blieb, sich erst die nötige Expertise anzugoogeln.
    Und die Ware konnte schon ziemlich seltsam sein. Vieles davon existierte nicht mal – Vorpal Blades, Grabthars Hammer, das Gold aus tausend erfundenen Ländern.
    Doch die Leute tauschten nicht nur Gold – die Götter der Spiele handelten mit allen möglichen lustigen Währungen.
    Etwa Svartalfheim-Warriors -Papiere im Wert von hunderttausend Gold, zahlbar in sechs Monaten. Also nicht mal echtes Pseudo-Gold – sondern das Versprechen auf Pseudo-Gold, irgendwann in der Zukunft. So was konnte am Markt die erstaunlichsten Blüten treiben. Aber vielleicht zahlte ein Händler ja irgendwann fünf Prozent mehr dafür, als es gestern noch wert war. Falls das Spiel binnen der nächsten sechs Monate beliebter wurde, stieg ja auch der Wert der Güter im Spiel.
    Oder der Händler spekulierte darauf, dass die Götter der Spiele die Preise anhoben oder es schwerer machten, Schätze zu heben, damit nicht mehr so viel Gold im Umlauf war und alle außer den absoluten Hardcorespielern das Handtuch warfen.
    Oder er war schlicht ein Idiot.
    Vielleicht hielt er aber auch alle anderen für Idioten und hoffte, dass er morgen schon zehn Prozent mehr für seine Papiere bekommen würde, einfach, weil er doch so viel schlauer als die anderen war.
    Es ging aber noch besser:
    Wenn Coca-Cola zum Beispiel jemandem Svartalfheim-Warriors- Papiere im Wert von hunderttausend Gold anbot, fällig in sechs Monaten, dann konnte es ja durchaus sein, dass der Konzern bis dahin pleite ging. Also kaufte man sich am besten irgendwo eine Versicherung, beispielsweise für $ 1,50. Wenn der Konzern nun seine Schuld beglich, konnte der Versicherer seine $ 1,50 behalten und der Versicherte seinen Profit. Wenn der Konzern aber pleite ging, musste der Versicherer seinem Kunden den vollen Betrag erstatten. War der mehr als $ 1,50, verlor er dabei.
    Im Prinzip also eine Versicherung wie jede andere auch: Wenn man eine Lebensversicherung abschloss, schloss man ja auch eine Wette darauf ab, mit welcher Wahrscheinlichkeit man bald ins Gras biss, und die Versicherer verlangten genug Geld, dass sie im Schnitt Profit damit machten. Hätte der Versicherer Svartalfheim Warriors also auf dem absteigenden Ast gesehen, hätte er besser $ 10 oder gleich $ 100 verlangt.
    Was aber, wenn noch eine dritte Partei ins Spiel kam? Angenommen, da saß jemand am Rand des Spielfelds, der gar nicht mehr wusste, wohin mit seinem ganzen Geld, und kriegte jetzt mit, wie jemand für $ 1,50 eine Versicherung abschloss. Und angenommen, er war vom Typ her ein Leichenfledderer und ging nun zum selben Versicherer und sagte: »Wie wär’s? Ich will dieselbe Wette eingehen wie der von eben. Ich geb dir $

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