For the Win - Roman
wusste doch, dass du ein schlauer Junge bist.« Er wandte sich Matthews Freunden zu. »Euer kleiner Boss hier ist ein schlauer Mann. Mit ihm werdet ihr es noch weit bringen. Am besten, ihr hört auf ihn.«
Dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und ging mit seinen Männern davon.
Das Auto, das in ihren Wagen gepflügt war, gehörte einem sehr erschöpften, müden Briten, fett und glatzköpfig, mit zwei wütenden Kindern auf der Rückbank und einer wütenden Frau auf dem Vordersitz.
Er fluchte unablässig vor sich hin, was ganz ähnlich wie bei einem Amerikaner klang, bloß sagte er sehr viel öfter »bloody«, während er auf dem Gehweg neben dem Wrack des Huawei auf und ab lief. Seine Frau schrie, Ronald solle verdammt noch mal wieder ins Auto kommen, aber Ronald wollte nichts davon wissen.
Wei-Dong saß benommen auf dem schmalen Grünstreifen zwischen Straße und Gehweg in der Mittagssonne und wartete darauf, dass seine Sicht sich wieder klärte. Benny saß neben ihm und versuchte, sein Nasenbluten mit Kleenex-Tüchern zu stoppen. Er hatte sich an irgendwas Hartem gestoßen, als der Airbag seinen Kopf zur Seite schlug. Vorsichtig betastete Wei-Dong die eigene Nase, die ebenfalls stark geschwollen war. Seine Hände rochen nach frischem Plastik, dem Plastik des Airbags, aus dem er sich hatte befreien müssen.
Der fette Mann kauerte sich neben ihn. »Mein Gott, Kleiner, du schaust aus, als wärst du im Krieg gewesen. Du wirst aber schon wieder, oder? Könnte viel schlimmer sein.«
»Sir«, sagte Benny Goldberg, seine Stimme durch das Kleenex-Tuch gedämpft. »Bitte lassen Sie uns in Ruhe. Wenn die Polizei kommt, können wir reden, in Ordnung?«
»Natürlich, natürlich.« Seine Kinder schrien jetzt, brüllten auf der Rückbank etwas von Disneyland: Wann würden sie endlich dort sein? »Ruhe, ihr Monster!«, brüllte der Mann. Der Lärm ließ Wei-Dong zusammenzucken. Mit wackligen Beinen stand er auf.
»Setz dich, Leonard«, sagte sein Vater. »Du hättest gar nicht aussteigen sollen, und ganz sicher solltest du jetzt nicht herumlaufen. Du könntest eine Gehirnerschütterung oder eine Wirbelsäulenverletzung haben. Setz dich!«, wiederholte er, aber Wei-Dong musste von dem Grünstreifen runter, musste ein paar Schritte laufen, um die Übelkeit in seinem Magen loszuwerden.
Oh-oh. Er schaffte es genau bis zum Straßenrand und stützte sich auf das zusammengedrückte Heck des Huawei, von dem der Lack abblätterte. Kurz war er unsicher, ob er kotzen musste oder nicht. Dann legte sein Vater ihm die Hand auf die Schulter und stützte ihn. Ärgerlich schüttelte er sie ab.
Es waren Sirenen zu hören, die näherkamen. Wei-Dong sah, dass der fette Brite inzwischen eindringlich auf den guten Benny einredete, allerdings so leise, dass er nur ein paar Wörter aufschnappen konnte – Versicherung, Schuld, Urlaub – , und das alles in einem bittenden Tonfall. Sein Vater versuchte zwar, auch mal zu Wort zu kommen, aber der Mann redete einfach weiter drauflos. Wei-Dong hätte ihm sagen können, dass das keine gute Strategie war. Nichts brachte Benny, den Vulkan, sicherer zum Ausbruch. Und dann war es auch soweit:
» Halten Sie mal einen Moment die Klappe, okay? Halten Sie einfach nur DIE KLAPPE !«
Er war so laut, dass sogar die Kinder auf der Rückbank verstummten.
» SIE HABEN UNS GERAMMT , Sie gottverdammter Idiot! Wir werden uns den Schaden nicht teilen. Wir werden das nicht mit etwas Geld beilegen. Es ist mir egal , ob Sie einen Jetlag haben, es ist mir egal , dass Sie keine Extraversicherung für Ihren Leihwagen abgeschlossen haben, es ist mir egal , ob Ihnen das den Urlaub versaut. Sie hätten uns umbringen können, kapieren Sie das, Sie Idiot?«
Der Mann hob die Hände wie zum Schutz. »Guter Mann, Sie hatten mitten auf der Straße geparkt«, flehte er.
Alle schauten sie ihm zu: die Kinder und seine Frau, die Gaffer, die langsamer fuhren, um sich den Unfall anzusehen. Die beiden Männer hatten ihre ganze Aufmerksamkeit aufeinander gerichtet.
Mit anderen Worten: Niemand beobachtete Wei-Dong.
Er dachte an das Geräusch seines Headsets, wie es unter den Stahlkappen seines Vaters zermalmt wurde. Er hörte die näherkommenden Sirenen …
Und …
Ging.
Er stahl sich zu den Büschen rings um ein kleines Einkaufszentrum und eine Tankstelle, die Schultasche lässig über die Schulter geschlungen, als wollte er sich nur kurz orientieren. Dann hielt er auf eine Lücke in der Hecke zu, so eng, dass er sich kaum
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