For the Win - Roman
legt, oder?«
Es war ein schwacher Trost. An einem einzigen Morgen hatte Yasmin ihre beste Freundin und ihre Arbeit verloren. Sie fing wieder an, zur Schule zu gehen, aber sie lag um sechs Monate zurück, und der Schulleiter wollte, dass sie das Jahr wiederholte und gemeinsam mit den Jüngeren lernte. Sie fand das sehr beschämend, denn sie war immer eine gute Schülerin gewesen. Dazu war sie auch noch groß für ihr Alter und überragte die anderen um mehr als einen Kopf. Schließlich blieb sie der Schule wieder fern.
Ihre Eltern waren natürlich außer sich. Aber sie waren auch außer sich gewesen, als Yasmin der Armee beigetreten war. Ihr Vater hatte sie zehn Tage am Stück geschlagen. Doch Yasmin hatte sich zu weinen geweigert und sich nicht brechen lassen. Am Ende hatte sie ihren Dickschädel durchgesetzt. Natürlich hatte auch das Geld eine Rolle gespielt, das ihre Arbeit eingebracht hatte.
Mit ihren Eltern kam Yasmin schon klar.
Mrs. Dottas Internetcafé war ohne die Armee ein einsamer Ort. Mala hatte Mr. Banerjee den Wechsel aufgezwungen und es wie einen großen Sieg dargestellt. Yasmin nahm aber an, dass es nie so weit gekommen wäre, wenn Mrs. Dotta nicht selbst erpicht darauf gewesen wäre, die Armee und all die Umstände, die sie ihr und den normalen Kunden bereitete, loszuwerden.
Sie bezweifelte allerdings auch, dass Mrs. Dotta vorhergesehen hatte, was für Auswirkungen Malas Fernbleiben haben würde. Jedes Kind in Dharavi war der Armee gefolgt. Niemand unter 30 setzte mehr einen Fuß in Mrs. DottasCafé. Niemand außer Yasmin, die dort nun tagein, tagaus für die Arbeiter kämpfte.
»Du bist ziemlich gut«, meinte Justbob, Schwester Nors Lieutenant. Ihr Hindi war ganz furchtbar, deswegen unterhielten sie sich in gebrochenem Englisch, das sie beide kaum verstanden. Ihr Spiel war aggressiv und ganz schön waghalsig, völlig furchtlos, und manchmal stieß Justbob schreckliche tamilische und chinesische Schlachtrufe aus, über die Yasmin lachen musste, obwohl sich ihr dabei die HärchenaufdenArmenaufstellten.Justbobführtedieweltweite Armee, die für ihre Seite kämpfte und Arbeiter vor Leuten wie Mala schützte. Die Strategie überließ sie aber gerne Yasmin.
»Danke«, erwiderte Yasmin und stellte eine Schwadron für ein Täuschungsmanöver an der linken Flanke ihrer Einheit ab. Die rostigen Kampfwagen starrten nur so vor aufgeschraubten Maschinengewehren und Granatwerfern. Sie spielte dieser Tage vor allem Mad Max: Autoduel und Civilization und vermied Zombie Mecha und die anderen Spiele, in denen Mala und ihre Armee antraten. Autoduel war jetzt groß im Kommen, auch dank einer Reality- TV -Show, in der verrückte Weiße einander in der australischen Wüste mit Killerautos genau wie im Spiel bekämpften.
Die Gegner fielen auf die Finte herein und fuhren einen weiten Bogen, um ihre vorwärts gerichteten Waffen auf die flinken kleinen Motorrad-Scouts auszurichten. Sie mussten wie eine leichte Beute aussehen. Deshalb durften die schnellen Geländeräder nur leicht bewaffnet und gepanzert werden. Somit war jeder Fahrer auf Handfeuerwaffen beschränkt – meistens Uzis, die im Dauerfeuer Stahlmantelgeschosse in Richtung der gepanzerten Gegner verspritzten, welche das Feuer mit Gewehren und Granaten erwiderten.
Der Bogen führte sie jedoch in einen doppelten Minengürtel, den Yasmin vor Beginn der Schlacht heimlich gelegt hatte. Die Wagen gerieten außer Kontrolle und kollidierten, während Justbobs übrige Einheiten von links heranrauschten und sich ihr imposanter Schlachtwagen von der Rechtennäherte – einrumpelndes,zweigeschossigesWohnmobil mit dreifacher Panzerung, die nur von Schießscharten unterbrochen wurde. Dahinter stand eine Batterie von Flammenwerfern und Maschinenkanonen, die abgereicherte Uranprojektile verschossen und die gegnerischen Autos wie Butter zerschnitten. Dem Schlachtwagen zu entkommen, war an sich nicht schwer, doch die Gegner konnten nirgends mehr hin. Ein paar Minuten später kündeten nur noch ein paar Ölflecken, brennende Benzinlachen und verstümmelte Leichen von ihnen.
Yasmin zoomte heraus und jagte mit ihrem Kommando-Trike um eine Sanddüne, wo die Farmer weiter ihrer Arbeit nachgingen. Zum zehnten Mal an diesem Tag legten sie eine versunkene Stadt voll wilder Mutanten frei und plünderten deren reichhaltige Munitionsdepots und Schätze. Yasmin konnte sich kaum mit ihnen unterhalten, denn sie kamen aus Fujian in China und waren außerdem ziemlich beschäftigt. Sie
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