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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Finger auf sie oder lachten. Die Zuschauer waren vor allem Mädchen, älter als Yasmin, gerade erwachsen oder Anfang zwanzig, alle gut gekleidet, mit modischen Haarschnitten, kurzen Röcken, gebügelten Blusen und glänzendem Haar. Sie starrten und redeten auch manchmal mit den Jungs, die sich in ihrer Aufmerksamkeit sonnten. Yasmin wusste alles über Jungs und Mädchen und wie sie aufeinander reagierten. Hatte sie nicht genau dieses Wissen als Malas Adjutant ständig eingesetzt?
    Immer mehr Mädchen gesellten sich zu den Jungs. Sie schlossen sich ihnen nicht an, standen aber in Grüppchen um sie herum und unterhielten sich. Bald darauf sah man auf den Bildern immer mehr Polizei, und Yasmins Hoffnung schwand so schnell, wie sie gekommen war. Mit ihrem strategisch geschulten Blick erkannte sie, dass die Polizisten sich zum Schlag positionierten. Sie schnitten den Demonstranten den Rückzug ab und nahmen sie in die Zange.
    Dann kamen immer weniger Bilder herein. Die Videos brachen ganz ab. Behandschuhte Hände griffen ins Bild, verdeckten die Linse, entrissen die Kameras ihren Besitzern. Das Letzte, was man hörte, waren Schreie, wütend, ängstlich, schmerzerfüllt …
    Der Ticker am unteren Bildschirmrand gab Vollgas. Die Streikenden berichteten vom Vormarsch der Polizei, und einen unwirklichen Moment lang kam es Yasmin so vor, als lese sie wieder über einen Kampf in einem Spiel, in irgendeiner Welt, die China bloß nachempfunden war und ihr so fremd erschien wie die von Zombie Mecha oder Mad Max . Doch es waren reale Menschen, die sich Gefechte mit der realen Polizei lieferten und mit realen Schlagstöcken verprügelt wurden. Vor ihrem geistigen Auge sah Yasmin die Menschen so plastisch wie in einem ihrer Spiele schreien, sich zusammenkrümmen und übereinander trampeln. Es war ein vertrauter Anblick, bloß dass es anstelle von Zombies junge, blasse Chinesen und hübsche, modisch gekleidete Chinesinnen waren, die unter den Hieben reihenweise zusammenbrachen.
    Schließlich rissen die Nachrichten ab. Alle vor Ort waren verstummt. Es waren aber noch viele Webblys aus anderen Ländern online, und jemand meinte, die chinesische Polizei könne die mobilen Endgeräte in einer Stadt oder einem Viertel einfach stilllegen, wenn sie wolle. Vielleicht waren die Leute also immer noch da, tippten mit, zeichneten alles auf. Vielleicht waren sie noch nicht alle verhaftet und abgeführt worden.
    Yasmin vergrub ihr Gesicht in den Händen und atmete schwer. Mrs. Dotta rief irgendetwas. Vielleicht war sie besorgt? So laut, wie Yasmin das Blut in den Ohren rauschte und das Herz in der Brust schlug, konnte sie es nicht sagen.
    Überall dort draußen kämpften Webblys für die Armen, und was hatte es genutzt? Was konnte ihre Solidarität schon ausrichten, wie den Leuten in China helfen? Wie konnten die Webblys ihr helfen, wenn sie Hilfe brauchte? Wo waren Schwester Nor und Justbob und der Mächtige Krang jetzt, wo Yasmin sie brauchte?
    Sie stolperte blinzelnd nach draußen ins Licht und dachte dabei an diese mageren chinesischen Jungen und die Polizei, die sie eingekesselt hatte. Auf einmal kamen ihr die vertrauten Gassen und Straßen Dharavis düster und beklemmend vor, so als würde sie von allen Seiten beobachtet, als drohte jeden Augenblick ein Angriff. Schließlich war sie nur ein kleines Mädchen, kein mächtiger Krieger oder General.
    Wie von selbst trugen ihre verräterischen Füße sie die Straße hinunter, um eine Ecke, hinter den Hof der Frauenbäckerei, wo die Papadams in der Sonne lagen, und schließlich zu dem neuen Café, in dem Mala und ihre Armee kämpften. Sie waren jetzt da drinnen und spielten. Ausgelassene Geräusche zogen wie Rauch oder ein verführerischer Essensduft, bei dem einem das Wasser im Mund zusammenläuft, durch die Luft.
    Was riefen sie da? Sie hatten eine Schlacht geschlagen – eine Schlacht in Mushroom Kingdom . Eine Schlacht gegen die Webblys. Selbstverständlich, schließlich waren sie die Besten. Wen sonst würde man anheuern, um die Armee der Webblys zu bekämpfen? Yasmin fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. Ihr war so, als verlöre sie den Boden unter den Füßen. Jetzt war sie wirklich ganz allein – die Feindin ihrer früheren Freunde. Niemand stand mehr auf ihrer Seite, außer ein paar weit entfernten Leuten in einem weit entfernten Land, die sie noch nie getroffen hatte und wahrscheinlich auch nie treffen würde.
    Entmutigt wandte sie sich ab und machte sich auf den Heimweg. Ihr Vater war

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