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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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vor, als hätte sie wirklich eine Schwester.
    Sie unterhielten sich mit gesenkter Stimme, während sie am Hahn anstanden und etwas gupshup über ihre Familien austauschten. Malas Mutter hatte bei Mr. Bhatt einen Mann kennengelernt, dessen Eltern zwar schon vor einer Generation nach Mumbai gekommen waren, aber aus demselben Dorf stammten wie sie. Er war mit Geschichten über das Leben auf dem Dorf groß geworden und konnte Malas Mamaji stundenlang zuhören, wie sie ihm von diesem gelobten Land erzählte. Er war sanftmütig und hatte ein herzliches Lachen, und Mala mochte ihn. Yasmins Nani, ihre Großmutter, stand mit einem Heiratsvermittler in London in Kontakt und drohte damit, einen Ehemann für sie zu suchen. Ihre Eltern wollten zum Glück nichts davon wissen.
    Nachdem sie die Kannen gefüllt hatten, half Yasmin ihrer Freundin, sie zu ihr nach Hause zu tragen. Doch ehe sie dort ankamen, hielt sie Mala an. Sie standen im Schatten eines aufgespannten Tuchs, in das Arbeiter gebündelte Kartons vom zweiten Stock zu Trägern auf der Straße warfen. Da oben sollte irgendwann eine Fabrik entstehen, im Moment war es dort aber noch ziemlich ruhig.
    »Schwester Nor hat mich gebeten, mal mit dir zu reden, Mala.«
    Mala versteifte sich, und ihr Lächeln verschwand. Jetzt sprachen sie nicht mehr wie Schwestern. Der harte Ausdruck General Robotwallahs trat auf ihr Gesicht. »Was hat sie dir gesagt?«
    »Dasselbe, was sie dir gesagt hat, nehme ich an. Dass die Leute, gegen die wir kämpfen, ebenfalls Arbeiter sind, so wie wir. Kinder wie wir. Dass wir auch leben können, ohne anderen zu schaden. Dass wir uns mit ihnen zusammentun können und die Arbeiter überall … «
    Mala hob die Hand – der General bei der Einsatzbesprechung, der sich Ruhe verschafft. »Ich weiß, ich weiß. Und du findest also, dass sie recht hat? Willst du alles aufgeben und so weitermachen wie bisher? Zurück an die Schule, zurück an die Arbeit, zurück dazu, kein Geld und kein Essen zu haben, aber die ganze Zeit über Angst?«
    Yasmin konnte sich nicht entsinnen, die ganze Zeit Angst gehabt zu haben, und die Schule war an sich auch nicht so übel gewesen. »Mala«, sagte sie besänftigend. »Ich wollte bloß mit dir darüber reden. Du hast uns gerettet, die ganze Armee, hast uns aus Elend zu Wohlstand und Arbeit geführt. Aber wir schuften und schuften für Mr. Banerjee und seine Vorgesetzten, und unsere Eltern schuften für ihre Vorgesetzten, und die Kinder, die wir im Spiel bekämpfen, arbeiten auch für irgendwelche Vorgesetzten, und ich finde einfach … « Sie atmete tief durch. »Ich glaube, ich habe mehr mit den Arbeitern als mit den Bossen gemein. Und wenn wir uns zusammentun, können wir ja vielleicht ein besseres Geschäft für uns alle herausholen … «
    Malas Augen blitzten. »Du willst die Armee führen. Ist es das? Willst dich mit jedermann gut stellen, dich mit ihnen verbünden und dann gegen Mr. Banerjee und die anderen Bosse kämpfen? Oder gleich gegen die Leute, denen das Spiel gehört? Wie willst du denn kämpfen, kleine Yasmin? Willst du die ganze Welt verrückt machen, bis sie endlich fair und nett zu allen ist?«
    Yasmin wich zurück, dann holte sie Luft und sah dem General in die schrecklichen Augen. »Was ist denn Schlechtes dabei, die Menschen gut zu behandeln, Mala? Was ist so schlimm daran, sein Leben so zu führen, dass man anderen nicht damit schadet?«
    Malas Lippen verzerrten sich zu einem Ausdruck reinen Abscheus. »Kapierst du es denn nicht, Yasmin? Ist das so schwer zu verstehen? Schau dich doch um!« Sie schwang wild mit der Kanne und traf dabei fast eine alte Frau, die nur Zentimeter hinter ihr vorbeilief. »Schau dich um! Du weißt doch, dass es auf der ganzen Welt Leute mit schönen Autos und gutem Essen gibt, mit Dienern und Hausmädchen, oder nicht? Es gibt überall Menschen mit Toiletten , Yasmin, und fließendem Wasser , mit eigenem Schlafzimmer und einem weichen Bett darin! Glaubst du, dass diese Leute ihre weichen Betten und schönen Häuser und Autos für dich aufgeben? Und wenn sie es nicht aufgeben, woher soll es dann kommen? Wie viele Betten und Autos gibt es denn? Genug für uns alle? Es gibt einfach nicht genug für alle, Yasmin. Das bedeutet, dass es Gewinner gibt und Verlierer, so wie in jedem Spiel, und du musst dich entscheiden, ob du ein Gewinner oder ein Verlierer sein willst.«
    Yasmin murmelte irgendetwas.
    »Was?«, schrie Mala sie an. »Was sagst du, Mädchen? Sprich lauter, damit ich dich

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