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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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aufzugeben.
    Ermussteihrangesehenhaben,dasssiedasdachte,dennermachteeinenSchrittzurückundstreckteabwehrenddieHändehoch.»Nicht,dassichesnichteinesTagestunwürde.Ichsehenurnicht,wasesmirhierundjetztbringenwürde.Waswürdesichdennändern,wennichnichtmehrfürMalakämpfe?SieistbloßeinGeneralunterHunderten,undichbloßeineinzelnerKämpferinihrerArmee.Ich … «Erstockte. »Wieso alles aufgeben, wenn sich doch nichts ändert?«
    Yasmins Wut fraß an ihr wie Säure, doch sie biss sich auf die Zunge, weil eine leise Stimme in ihr sagte: Du bist vor allem deshalb so wütend, weil du dachtest, du hättest jetzt einen Gefährten, der dir Gesellschaft leistet. Leider hat er wohl nur jemanden zum Beichten gebraucht und deine Vergebung gesucht. Und so war es auch. Sie hatte sehr viel mehr mit ihrer Einsamkeit als mit seiner Feigheit (oder was immer ihn bremste) zu kämpfen.
    »Ich. Muss. Jetzt. Gehen«, sagte sie. Sie rang sich jedes einzelne Wort ab, zwang sich, die Wut in ihrer Stimme zu unterdrücken.
    Sie wartete nicht auf eine Reaktion, sondern drehte sich um und lief und lief, immer weiter durch die vertrauten Gassen Dharavis. Sie hatte kein bestimmtes Ziel, wollte einfach nur entkommen, ein angekettetes Tier, das seinen Hof abschreitet. In gewisser Hinsicht war sie das wirklich: gekettet an den Ort ihrer Geburt und ihr Leben. Ihre Familie hätte genauso gut reich sein können. Oder zu einer angesehenen Kaste gehören. Sie hätte in einem anderen Land geboren sein können – in Amerika, China, Singapur, all den fernen Orten. Doch sie war hier, und alles andere entzog sich ihrer Macht. Da draußen war eine ganze Welt, doch das Schicksal hatte sie hierher gesetzt.
    Sie würde an der Welt nichts ändern. Sie würde keinen dieser fernen Orte jemals sehen. Sie hatte bisher noch nicht einmal Dharavi je verlassen – bis auf das eine Mal, als ihre Mutter sie und ihre Brüder mit an den Strand genommen hatte. Dort war es heiß und sandig gewesen und das Wasser zu gefährlich zum Schwimmen. Also hatten sie nur eine Weile am Ufer gestanden. Dann waren sie durch eine Straße mit kleinen Geschäften gelaufen, in denen einzukaufen sie sich nicht leisten konnten, hatten auf den Bus gewartet und waren wieder nach Hause gefahren. Yasmin kannte all die vielen Universen der Spiele, aber sie hatte bisher noch nicht einmal Mumbai gesehen.
    Wohin jetzt? Sie war müde und hungrig, wütend und erschöpft. Nach Hause? Es war immer noch Nachmittag, also waren ihre Mutter und ihre Brüder alle arbeiten oder in der Schule. Diese Leere … Sie machte ihr Angst. Sie war es nicht gewohnt, alleine zu sein. Das war in Dharavi nicht normal. Sie war durstig, und der Wind blies ihr Plastikrauch in Gesicht und Augen, brannte ihr in Nase, Stirnhöhle und Hals. In Mrs. Dottas Café gab es Chai, und Mrs. Dotta würde ihr auch auf Kredit etwas zu trinken und einen Computerplatz geben, denn sie kämpfte verzweifelt gegen den Bankrott, seit die Armee nicht mehr kam.
    Mrs. Dottas dummer Neffe goss ihr widerstrebend eine Tasse Chai ein. Er hatte aus Malas Prügeln nicht das Mindeste gelernt, rückte einem immer noch auf die Pelle und stellte mit seinen Schlägerfreunden Mädchen nach. Sein Atem ging pfeifend, seit er Bekanntschaft mit Malas Fuß gemacht hatte. Yasmin wusste, dass er nichts lieber getan hätte, als sich an Mala zu rächen. Nach Einbruch der Dunkelheit traute sich Mala nur noch in Begleitung von drei oder vier der älteren Jungs nach draußen. Es brachte Yasmin zur Weißglut. Egal, wie weh Mala ihr getan hatte: Sie hatte das Recht, sich in ihrem Viertel zu bewegen, ohne diesen Idioten fürchten zu müssen.
    Sie setzte sich an einen Computer und loggte sich ein. Sie war sich sicher, dass Mrs. Dottas Neffe alle mögliche Badware einsetzte, um sie an ihrem Computer zu überwachen. Aber sie hatte sich in einem der Läden am Rand von Dharavi ein Security-Token gekauft, das wahre Wunder vollbrachte und sie jedes Mal mit einem neuen Passwort einloggte, sodass ihre Paypal- und Spieleaccounts alle geschützt waren.
    Geistesabwesend verfiel sie in ihre übliche Routine. Sie loggte sich bei Minerva ein und suchte in den Welten, in denen sie spielte, nach Missionen für sich. Doch es gab keine. Die Webbly-Feeds waren voller aufgeregter Nachrichten über den Streik in Shenzhen und Gerüchte über die Anzahl der Verhafteten und angebliche Schießereien. Hilflos sah sie das alles an sich vorbeirasen. Sie fragte sich, woher die Gerüchte stammten. Jeder schien mehr

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