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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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zu wissen als sie. Wie war das möglich?
    Da erschien eine Nachricht auf ihrem Schirm. Sie kannte den Absender nicht, aber es war jemand aus dem inneren Kreis der Unterstützer. Das hieß, dass Schwester Nor, der Mächtige Krang oder Justbob persönlich ihn aufgenommen hatten. Jeder konnte sich den Webblys anschließen, aber dem inneren Kreis gehörten nicht viele an.
    > Hallo, kannst du das lesen?
    Es war ein vollständiger Satz, mit Interpunktion und allem. Die Frage aber war so überflüssig, wie man sich nur vorstellen konnte. Es war die Art von Nachricht, wie ihr Vater sie schreiben würde. Ihr war sofort klar, dass sie mit einem Erwachsenen redete, und zwar einem, der kein Spieler war.
    > ja
    > Unsere gemeinsame Freundin, S.N., hat mich gebeten, dichzu kontaktieren. Du befindest dich in Mumbai, richtig?
    Sie zögerte kurz. Das war wirklich eine ziemlich erwachsene, nicht-spielermäßige Art zu reden. Vielleicht jemand, der für die andere Seite arbeitete? Aber Mumbai war so groß wie die Welt. »In Mumbai« war kaum konkreter als »in Indien« oder »auf der Welt«.
    > ja
    > Wo bist du genau? Kann ich kommen und dich abholen? Ichmuss mit dir reden.
    > wir reden doch lol
    > Was? Ach so. Nein, ich muss mit dir REDEN . Es geht um etwas wirklich Wichtiges. S.N. hat ausdrücklich gesagt, dassich mich mit dir treffen soll.
    Sie schluckte ein paar Mal, leerte die letzten Reste ihres Chai.
    > o.k.
    > Hervorragend. Wohin soll ich kommen?
    Sie schluckte wieder. Damals am Strand hatte ihre Mutter ihr immer wieder eingetrichtert: Sag niemandem, dass du aus Dharavi kommst. Für jemanden aus Mumbai ist Dharavi wie die Hölle, der Ort der ewigen Qual, wo nur Monster leben. Dieser Erwachsene klang so förmlich. Vielleicht würde er Dharavi ja auch für die Hölle halten und sie in Frieden lassen.
    > dharavimädchen
    > Einen Moment.
    Es gab eine längere Pause. Sie fragte sich, ob er versuchte, Schwester Nor zu erreichen und ihr mitzuteilen, dass ihre Kriegerin in Wahrheit ein Slumkind war und sie sich besser jemand anderen suchen sollten.
    > Kennst du diesen Ort?
    Es war ein Bild der Moschee von Dharavi, hoch und eindrucksvoll, die sich über das ganze übrige Moslemviertel erhob.
    > klar!!
    > Ich bin in einer Stunde dort. So sehe ich aus.
    Ein weiteres Bild. Es war nicht der Anzugträger in mittleren Jahren, den sie erwartet hatte, sondern ein junger Mann, kaum älter als ein Teenager, mit kurzem, nach hinten gegeltem Haar. Er trug eine Lederjacke, schicke Jeans und schwarze Bikerboots.
    > Kannst du mir deine Handynummer geben? Ich rufe dich an, sobald ich dort bin.
    > lol
    > Entschuldigung?
    > dharavimädchen – kein handy
    Sie hatte ein Handy gehabt, als sie noch in Malas Armee gekämpft hatte. Alle hatten Handys gehabt. Doch das war das Erste gewesen, das sie aufgegeben hatte, als sie die Armee verließ. Sie hatte es noch in einer Schublade liegen, weil sie es nicht über sich brachte, es zu verkaufen, doch sie konnte es nur noch als Taschenrechner benutzen (zu ihrer Enttäuschung hatten sich alle Spiele abgeschaltet, sobald sie nicht mehr damit telefonieren konnte).
    > Tut mir leid. Natürlich. Dann treffen wir uns in etwa einer Stunde.
    Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sich heimlich mit einem Fremden zu treffen – so was endete in Geschichten immer mit einer schrecklichen Tragödie, mit Entehrung und Tod. Und in genau einer Stunde …

> moschee geht nicht
    In genau einer Stunde war das nachmittägliche Asr-Gebet, und die Moschee würde vor Freunden ihres Vaters nur so wimmeln. Wenn nur einer von denen sie mit diesem gegelten Fremden sah – einem Hindu, dem Rakhi-Band an seinem Handgelenk nach zu urteilen – , würde ihr Vater durchdrehen.
    > komm zum mahim bahnhof bei der absperrung
    Zu Fuß würde sie eine Stunde dorthin brauchen. Dafür war es ein sicherer Ort.
    Es gab eine Pause. Dann ein neues Bild: zwei Jungen, die auf einem der großen Zementblöcke vor dem Bahnhof saßen. Genau dort hatten auch sie und ihre Brüder gewartet, während ihre Mutter die Tickets besorgte.
    > Hier?
    > ja
    > Okay, gut. Ich komme mit einem Tata-620-Roller.
    Ein weiteres Bild, diesmal von einem liebevoll polierten Roller, grün, mit einem Tank in stolzem Lila. Es gab Tausende davon in Dharavi, meist im Besitz von Möchtegern-Rowdys, die ein bisschen Geld angespart hatten.
    > ich komme
    Sie reichte Mrs. Dottas Neffen ihre Tasse, ignorierte seine Grimasse und eilte nach draußen und dann nach Hause, um sich umzuziehen und ein paar

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