For the Win - Roman
Yasmin arbeitet … «
Mr. Honnenahalli schnaubte, seine Wangen zitterten. »Das ist keine Gewerkschaft, sondern ein Haufen spielender Kinder!«
»EssindzehntausendorganisierteArbeiter,diesolidarischfüreinandereinstehen«,korrigierteAshokihngeduldigwieeinLehrer.»InvierzehnverschiedenenLändern.SpielersindohnehininGildenorganisiert.DasistschonfastsowaswieeineGewerkschaft.SiemachensichSorgen,GewerkschaftsjobsinIndienannichtorganisierteArbeiterinVietnamzuverlieren?HierhabenSieeinenWeg,dieArbeiterinVietnammiteinzubinden!Firmensindlängstmultinational.WarumsolltendieArbeitersichdanochandieGrenzen halten? Sind Grenzen denn wirklich so wichtig?«
»Sehr wichtig sogar, wenn man sich ein einziges Pakistan teilt. Menschen sterben für Grenzen, mein Kleiner. Du kannst uns hier mit deiner Collegebildung lange was davon erzählen, dass Grenzen nicht so wichtig sind, aber das zeigt doch nur, dass du völlig den Draht zu den indischen Arbeitern verloren hast. Indische Arbeiter wollen indische Jobs, nicht Jobs für Chinesen oder sonst wen. Sollen die Chinesen sich doch selbst organisieren.«
»Das tun sie auch«, mischte Yasmin sich ein. »Sie streiken in China, in diesem Moment! Eine ganze Fabrik hat die Arbeit niedergelegt, und die Polizei hat sie niedergeknüppelt. Ich habe ihre Streikposten unterstützt!«
Mr. Honnenahalli wollte schon weiterpoltern, doch eines der alten Tantchen legte ihm die gebrechliche Hand auf den Arm. »Wie hast du denn von Dharavi aus die Streikposten in China unterstützt, mein Kind?«
Also erzählte Yasmin ihnen von der Schlacht um das Pilzkönigreich und den Kämpfen in Shenzhen – alles, was sie gesehen oder gehört hatte.
»Unorganisierte Streiks«, sagte Mr. Honnenahalli. »Was für eine Torheit! Keine Strategie, nichts. Diese Arbeiter sind zum Scheitern verurteilt und werden vielleicht nie mehr das Tageslicht sehen.«
»Nur,wennihreFreundeihnennichthelfen«,erwiderteAshok.»FreundewieYasminundihreGruppe.Siewollenetwassehen,fürdasArbeiterzukämpfenbereitsind?DannbesuchenSieeinInternetcafé.SehenSieselbst,werhierdenDrahtzudenArbeiternverlorenhat.Siekönnenüber›indischeArbeiter‹reden,sovielSiewollen,dochsolangeSiesichnichtmitallenArbeiternsolidarischstellen,werdenSienie Ihre wertvollen indischen Arbeiter schützen können.«
Allmählich schwand seine Geduld und die schulmeisterliche Gelassenheit. »Diese Arbeiter wurden von ihren Arbeitgebern schlecht behandelt, also sind sie in den Streik getreten. Ihre Jobs können einfach verlegt werden – nach Vietnam, nach Kambodscha, nach Dharavi – , und der Streik ist gebrochen. Erkennen Sie es denn nicht? Wir haben endlich dieselben Mittel wie die Bosse! Für einen Fabrikbesitzer sind alle Orte gleich, und es macht keinen Unterschied, ob die Hemden hier oder dort zusammengenäht werden, solange man sie hinterher ja noch verschiffen kann. Doch jetzt sind auch für uns alle Orte gleich! Wir können überall hin, einfach dadurch, dass wir uns an einen Computer setzen. Vierzig Jahre lang ist es für die Arbeiter immer schwieriger geworden. Jetzt ist es an der Zeit, das zu ändern.«
Yasmin grinste breit unter ihrem Schleier. Genau, Ashok, gib’s ihm! Doch dann sah sie die Gesichter der alten Leute im Zimmer: steinern und herzlos.
»Das sind schöne Worte«, meinte eines der Tantchen. »Wirklich. Es ist eine wunderbare Vision. Doch meine Arbeiter haben keine Computer. Sie gehen nicht in Internetcafés. Sie färben den ganzen Tag Stoffe. Wenn ihre Jobs ins Ausland abwandern, können sie sie nicht mit einem Computer zurückholen.«
»Sie können aber auch den Webblys beitreten!«, sagte Yasmin. »Das ist das Tolle daran. Über die Spiele kommt man überallhin, kann sich überall organisieren, und wo immer Ihre Arbeiter sind, sind auch die Webblys! Wir kommen an jeden Ort. Niemand kann uns daran hindern. Wir können überall Färber zusammenbringen – mithilfe der Spieler.«
Mr. Honnenahalli nickte. »Das dachte ich mir. Und wenn alles vorbei ist, organisieren die Webblys alle Arbeiter auf der Welt, und was wird dann aus unseren Gewerkschaften? Lösen sie sich einfach auf? Oder werden sie von euch geschluckt? Oh, ich verstehe sehr gut. Ein sehr geschickter Schachzug. Du bist sicher eine gute Spielerin bei den Webblys.«
Ashok und Yasmin wollten beide etwas auf den Vorwurf erwidern, doch dann hielten sie inne und tauschten Blicke. »Das ist nicht wahr«, sagte Yasmin. »Wir bieten nur unsere Hilfe an. Wir wollen niemanden
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