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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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übernehmen.«
    »Du vielleicht nicht, jemand anders aber vielleicht schon«, gab Mr. Honnenahalli zurück. »Kannst du für alle sprechen? Du hast gesagt, du hast diese Schwester Nor nie getroffen. Und ihre Helfer ebenso wenig, diesen mächtigen Was-auch-immer und Justbob.«
    »Ich habe sie sogar sehr häufig getroffen«, widersprach Yasmin leise.
    »Oh, natürlich. Im Spiel. Wie geht noch gleich dieser alte Witz aus Amerika? ›Im Internet weiß niemand, dass du ein Hund bist.‹ Vielleicht sind deine Freunde ja alte Männer oder kleine Kinder. Vielleicht sitzen sie in Dharavi, ein Internetcafé neben deinem. Das Internet ist voller Lügen, Tricks und Schmutz, kleine Schwester … «
    Yasmin versteifte sich. »Schwester« genannt zu werden, war eine Sache, aber »kleine Schwester« war nicht gerade freundlich. Es war herabwürdigend.
    »Und wer weiß, ob du nicht auf einen solchen Trick hereingefallen bist?«
    Ashok hob die Hand. »Vielleicht ist das alles hier ja nur ein Traum. Vielleicht existieren Sie alle nur in meiner Einbildung. Warum sollten wir überhaupt an irgendwas glauben, wenn dies die Standards sind, an denen wir uns messen müssen? Ich habe Schwester Nor häufig gesprochen, und auch viele andere Mitglieder der IWWWW . Sie, Mr. Honnenahalli, repräsentieren zwei Millionen Arbeiter. Wie viele von denen haben Sie getroffen? Woher sollen wir wissen, dass die real sind?«
    »Das führt uns alles nirgendwohin«, bemerkte eines der Tantchen. »Es war sehr nett von dir, dich mit uns zu treffen, Ashok, und von dir auch, Yasmin. Es war sehr höflich, dass du uns über diese Vorgänge in Kenntnis gesetzt hast. Vielen Dank.«
    »Warten Sie«, sagte Ashok. »Das kann doch nicht alles gewesen sein! Wir kamen her, Sie um Hilfe zu bitten – um Solidarität . Wir hatten gerade unseren ersten Streik, und unsere Führungsriege ist offline und verschwunden … «
    Yasmin horchte auf. Was bedeutete das?
    »Und wir brauchen Hilfe: einen Streikfonds, behördlichen und rechtlichen Beistand und … «
    »Das kommt überhaupt nicht infrage«, unterbrach ihn Mr. Honnenahalli.
    »Ich fürchte, ich muss ihm recht geben«, sagte Mr. Phadkar. »Es tut mir leid, Bruder. Unsere Satzung gestattet es uns nicht, uns in die Angelegenheiten anderer Gewerkschaften einzumischen. Schon gar nicht, wenn es sich um Organisationen wie eure handelt.«
    »Es geht auch gar nicht«, pflichtete eines der Tantchen ihm bei und presste die Lippen bedauernd zusammen. »So was können wir einfach nicht tun.«
    Ashok ging an den Kessel zurück und begann, neuen Chai aufzubrühen. »Dann tut es mir leid, Ihre Zeit in Anspruch genommen zu haben«, erwiderte er. »Uns fällt schon etwas ein.«
    Sie starrten einander an. Gleich darauf erhob sich Mr. Honnenahalli mit einem Schnaufen, schnappte sich die pralle Aktentasche zu seinen Füßen und verließ den Wohnwagen. Mr. Phadkar schenkte den beiden Frauen ein warmes Lächeln, winkte Yasmin zögerlich zu und folgte ihm. Yasmin wich seinem Blick aus. Eine der alten Frauen stand auf und wollte Ashok noch etwas sagen, doch er zuckte nur die Schultern. Danach half sie ihrer Kollegin auf die unsicheren Beine. Zum Abschied drückten sie Yasmin noch kurz die Schulter, dann gingen sie.
    Sobald die Tür sich wieder geschlossen hatte, drehte Ashok sich um und zischte einen Fluch . Yasmin hatte beim Spielen oder in den Gassen Dharavis schon Schlimmeres gehört, und aus dem Mund dieses gepflegten jungen Manns klang es beinahe lustig. Doch sie hörte auch, wie ihm fast die Stimme versagte, als kämpfte er gegen Tränen an, und da verging ihr das Lachen. Sie befreite ihr Gesicht aus dem Hidschab, um in der schwülen Luft etwas Kühlung vom Ventilator zu bekommen. Dann ging sie zu Ashok, nahm eine Tasse entgegen und nippte hastig. Der warme Tee war eine Wohltat für ihren trockenen, kratzenden Hals. Ohne den Hidschab vor dem Gesicht konnte sie den Gestank nach alter Betelnuss riechen und sah, dass die Leisten der verschrammten Wände vor alter Spucke ganz rosa waren.
    »Ashok«, sagte sie mit derselben Stimme, mit der sie in der Armee ihre Kämpfer zur Ordnung gerufen hatte. »Ashok, sieh mich an. Was war der Sinn dieses … dieses Treffens ? Weshalb war ich hier?«
    Er setzte sich in Mr. Phadkars Sessel und nippte seinen Chai.
    »Ich fürchte, ich habe es ganz schön vermasselt«, bemerkte er.
    »Ashok«, sagte sie mit strenger Stimme. »Klagen kannst du später noch. Jetzt rede. Wozu hast du mich gerade durch halb Mumbai

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