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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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seiner rechten Hand auf die Sessellehne. »Es ist wirklich nicht sonderlich einleuchtend. Wir graben das Gold aus irgendeinem Loch aus und stecken es in ein anderes, einen Tresor, und nennen es dann Geld. Es kommt einem wie ein Witz vor.
    Trotzdem wissen alle, dass Gold wertvoll ist. Wie haben sie das bitte schön vereinbart? Da wird es dann richtig interessant, denn Gold und Geld sind wirklich eng miteinander verflochten. Ursprünglich war Geld bloß ein leichterer Weg, Gold zu transportieren. Die Regierung füllte irgend so ein Loch mit Gold, druckte ein paar Scheine und erklärte: ›Dieser Schein ist soundsoviel Gramm Gold wert.‹ Statt also schweres Gold zum Einkaufen mit uns herumzuschleppen, konnten wir von nun an leichtes Papiergeld benutzen.
    Ist schon komisch, nicht? Was nützt einem Gold? Nun, es begrenzt die mögliche Menge an Geld, die eine Regierung herstellen kann. Wenn sie mehr wollen, müssen sie sich von irgendwo auch mehr Gold besorgen.«
    »Wieso ist es so wichtig, wie viel Geld ein Land druckt?«
    »Na ja, stell dir mal vor, die Regierung beschließt, für jeden Bürger Indiens zehn Millionen Rupien zu drucken. Dann wären wir doch alle reich, oder nicht?«
    Yasmin dachte kurz nach. »Nein, natürlich nicht. Alles würde teurer werden, oder?«
    »Sehr gut«, lobte er sie im Ton eines Oberlehrers. »Das nennt man Inflation: Mehr Geld im Umlauf macht alles teurer. Wenn sich die Inflation gleichmäßig vollzieht, ist es eigentlich auch nicht so schlimm. Angenommen, dein Lohn verdoppelt sich über Nacht, alle Preise aber auch – dann wärst du auf der sicheren Seite, denn du könntest immer noch so viel kaufen wie vorher, obwohl es jetzt doppelt so viel ›kostet‹. Es gibt bloß eine Schwierigkeit dabei. Weißt du auch, welche?«
    Sie überlegte. »Keine Ahnung.« Sie grübelte weiter, und Ashok nickte ihr aufmunternd zu, als ob es etwas ganz Offensichtliches wäre. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Ich gebe dir einen Tipp«, sagte er. »Die Ersparnisse.«
    »Die Ersparnisse«, überlegte sie. »Die würden sich nicht mit den Löhnen verdoppeln, oder?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich sehe aber nicht, warum das so schlimm sein sollte. Wir haben uns zwar auch was zurückgelegt, das sind aber nur ein paar Tausend Rupien. Bei doppelten Löhnen hätten wir das doch schnell wieder drin.«
    Er schaute überrascht drein, dann lachte er. »Entschuldigung«, sagte er. »Du hast ja recht. Nur gibt es Leute, Firmen und Regierungen, die sehr viele Ersparnisse haben. Reiche Leute verfügen vielleicht über viele Millionen. Und diese Sparvermögen wären über Nacht nur noch die Hälfte wert. Vielleicht hat ein Krankenhaus Geld gespart, um einen neuen Flügel zu bauen. Die Regierung oder eine Gewerkschaft hat Rücklagen, um die Renten davon zu bezahlen. Was würdest du machen, wenn du dein ganzes Leben lang gearbeitet hast, um mal eine Rente von zweitausend Rupien im Monat zu kriegen, und ein Jahr, bevor es so weit ist, halbiert sie sich auf einmal?«
    Yasmin kannte niemanden, der eine Rente bekam, aber sie hatte schon davon gehört. »Keine Ahnung«, erwiderte sie. »Dann müsste ich wohl arbeiten gehen.«
    »Du machst mir das nicht gerade leicht«, bemerkte Ashok. »Lass es mich mal so ausdrücken: Es gibt einen Haufen reicher, mächtiger Leute, die sehr, sehr wütend wären, wenn die Inflation sie auf einmal um ihre Ersparnisse bringen würde. Für Regierungen sind Inflationen aber trotzdem sehr verführerisch. Stell dir zum Beispiel vor, dass du einen teuren Krieg führst. Da musst du Panzer kaufen, Soldaten bezahlen, Flugzeuge in den Himmel schicken und dafür sorgen, dass der Nachschub an Raketen nicht abreißt. Das ist richtig teuer. Du musst es irgendwie bezahlen. Du könntest dir das Geld natürlich leihen und dann … «
    »Regierungen leihen sich Geld?«
    »Aber sicher! Sie sind schreckliche Bettler. Sie leihen sich Geld von anderen Regierungen, von Firmen und sogar von ihren eigenen Bürgern. Wenn es aber nicht danach aussieht, dass du deinen Krieg gewinnen kannst – oder nur um den Preis, dass du danach selbst am Boden liegst – , wird dir kaum jemand freiwillig Geld dafür leihen. Regierungen sind aber nicht angewiesen auf freiwillige Zahlungen, oder?«
    Yasmin ahnte, worauf er hinauswollte. »Sie können einfach Steuern erheben.«
    »Ganz genau. Wenn du nicht ein so sichtlich vernünftiges Mädchen wärst, würde ich dir zu einer Karriere als Wirtschaftswissenschaftlerin raten. Okay,

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