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Forbidden

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Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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angefangenhat. Dass sie in dem Alter von zu Hause ausgezogen ist und ihre Eltern um nichts mehr gebeten hat. Wenn ich sie dann daran erinnere, dass sie damals keine drei jüngeren Geschwister hatte, für die sie sorgen musste, jammert sie mir nur vor, dass sie nie Kinder haben wollte, dass sie das nur aus Liebe zu unserem Vater mitgemacht hat, der immer noch ein Kind wollte und noch eines, bis er schließlich genug von uns allen hatte und davongelaufen ist, um es woanders noch einmal zu versuchen, mit einer neuen Frau. Ich erkläre ihr dann, nur weil unser Vater uns verlassen habe, gebe ihr das nicht das Recht, uns ebenfalls zu verlassen. Aber das dringt nicht richtig zu ihr durch, sie entgegnet dann nur, dass sie meinen Vater nie geheiratet hätte, wenn sie nicht mit mir schwanger gewesen wäre. Ich weiß, sie sagt das immer in betrunkenem Zustand und voller Wut auf meinen Vater, aber ich weiß auch, dass es wahr ist. Deshalb hat sie auch etwas gegen mich, viel mehr als gegen die anderen. Das ist schon seit meiner Geburt so. Regelmäßig kommt sie mir auch mit ihrer Tirade, wie sie vierzehn Stunden täglich schuftet, damit wir alle ein Dach über dem Kopf haben, und dass sie ja nicht viel mehr von mir verlangt, als täglich nach der Schule ein paar Stunden auf meine Geschwister aufzupassen. Wenn ich sie dann darauf hinweise, dass die Situation zwar so war, unmittelbar nachdem unser Vater uns verlassen hatte, dass die Wirklichkeit inzwischen aber völlig anders aussieht, fängt sie an herumzubrüllen, dass sie auch das Recht auf ein eigenes Leben habe. Schließlich weiß ich mir nie anders zu helfen, als indem ich sie erpresse: Nur die Drohung, dass wir alle mit Koffern in der Hand bei Dave auftauchen würden, bringt sie dazu, mit dem nötigen Haushaltsgeld rauszurücken. In vieler Hinsicht bin ich ja froh, dass sie aus unserem Leben so ziemlich verschwunden ist.Trotzdem bedeutet das, dass die Frage nach der Zukunft, nach unserer Zukunft, nun schwer auf meinen Schultern lastet.
    Ich kann nicht schlafen, und deshalb stehe ich irgendwann am frühen Morgen auf und gehe in die Küche hinunter, wo ich mich daranmache, die an Mum adressierten Briefe zu öffnen, die sich nun schon seit Wochen stapeln. Als ich damit durch bin, ist der Küchentisch komplett mit Rechnungen, Kreditkartenquittungen und Zahlungsaufforderungen bedeckt … Maya streicht mir über den Nacken. Ich zucke zusammen.
    »Ich wollte dich nicht erschrecken.« Sie zieht einen Stuhl heran, stemmt ihre nackten Füße gegen meine Stuhlkante und umschlingt mit den Armen ihre Knie. In ihrem Nachthemd, mit ihren langen offenen Haaren, erinnert sie an Willa. Sie schaut mich mit denselben großen, unschuldigen Augen an. Ihre Schönheit überwältigt mich immer wieder.
    »Du sieht genauso aus wie Tiffin, wenn er ein Spiel verloren hat und ein tapferes Gesicht aufsetzt, als würde ihm das nichts ausmachen«, sagt sie mit einem Lächeln.
    Ich lache verlegen auf. Manchmal kann es ganz schön stören, meine Gefühle vor ihr nicht verbergen zu können.
    Auf das Lachen folgt ein ungemütliches Schweigen.
    Maya streichelt meine Hand. »Erzähl mir, was ist los?«
    Ich schüttle den Kopf und weiche ihrem Blick aus. »Ach, nichts weiter, nur Gedanken über die Zukunft, wie das alles weitergehen soll und solche Sachen.«
    Obwohl sie weiter lächelt, bemerke ich einen ernsten Ausdruck in ihrem Gesicht. Offensichtlich hat sie darüber auch nachgedacht. »Ein großes Thema für drei Uhr morgens. Und wie weit bist du gekommen?«
    Ich zwinge mich, ihr in die Augen zu schauen. »Ungefähr von jetzt bis zum Zeitpunkt, an dem Willa zur Uni geht oder zu arbeiten anfängt.«
    »Ich finde, du überspringst da so einiges!«, ruft Maya lebhaft. Sie scheint ganz klar beschlossen zu haben, mich aus meiner grüblerischen Stimmung zu reißen. »Willa ist nämlich zu größeren Dingen bestimmt. Vor ein paar Tagen habe ich sie nachmittags noch mit nach Belmont genommen, weil ich dort was vergessen hatte, und alle waren ganz hin und weg von ihr! Mein Kunstlehrer hat gesagt, wir sollten sie bei einer Kinder-Modelagentur unter Vertrag nehmen lassen. Also, wenn du meine Meinung wissen willst, wir sollten jetzt in sie investieren, und wenn sie dann achtzehn ist, wird sie ein berühmtes Model sein und uns unterstützen! Und dann erst Tiffin. Trainer Simmons soll gesagt haben, dass er noch nie einen so begabten Neunjährigen erlebt hat! Und du weißt doch, wie viel Fußballer verdienen!« Sie lacht.

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