Forbidden
Ich hab ihnen erzählt, sie sei geschäftlich unterwegs, aber sie wollten unbedingt ihre Telefonnummer. Ich hab ihnen die von ihrem Handy gegeben, und da war immer nur die Mailbox und –«
Ich ziehe mein Handy heraus. »Ich rufe sie bei Dave an. Und ich werde es auch im Pub versuchen und auf Daves Handy –«
»Das nützt nichts.« Lochan wirkt noch resignierter. »Sie ist … da ist sie nicht …«
Ich starre ihn an.
Er schluckt und tritt ans Fenster, ich spüre, wie erschöpft und mutlos er ist. »Sie – sie ist mit ihm weggefahren. Sie machen zusammen ein paar Tage Urlaub, irgendwo in Devon. Mehr scheint Daves Sohn auch nicht zu wissen. Er hat nur gesagt … er hat gesagt, dass sie wahrscheinlich Sonntag wieder zurück sind.«
Ich starre ihn weiter an, mein Puls schlägt schneller. »Sie ist die ganze Woche weg?«
»Offensichtlich. Luke scheint auch nicht mehr zu wissen – oder es ist ihm egal. An ihr Handy geht sie schon seit Tagen nicht mehr. Entweder ist der Akku leer, oder sie hat es extra ausgeschaltet.« Lochan lehnt sich an die Wand, als wäre er zu schwach, um sich noch aufrecht halten zu können. »Ich hab versucht, sie anzurufen, wegen der Rechnungen. Gestern nach der Schule bin ich dann bei Dave vorbei, aber da war nur Luke, und er hat es mir erzählt. Er ist dort mit seiner Freundin, solange sein Vater weg ist. Ich wollte dich nicht damit belasten –«
»Du hattest nicht das Recht, es mir nicht zu sagen!«
»Ich weiß, aber ich dachte, wir können daran sowieso nichts ändern …«
»Und was jetzt?« Ich kann mich nicht länger beherrschen und brülle fast. Ein Kopf wird aus einer Tür gesteckt. Ich versuche, in gedämpfterem Tonfall zu sprechen. »Muss sie jetzt im Krankenhaus bleiben, bis Mum kommt, um sie abzuholen?«, zische ich.
»Nein, nein …« Lochan will mir die Hand auf die Schulter legen, und wieder schüttle ich sie ab. Ich bin wütend auf ihn, weil er mich zu beschwichtigen versucht, weil er mich wie ein Kind behandelt, weil er dauernd nur wiederholt, dass alles in Ordnung ist.
Bevor ich ihn noch weiter ausfragen kann, kommt ein untersetzter, glatzköpfiger Arzt durch die Doppeltür, stellt sich mir als Dr. Maguire vor und führt uns in ein kleines Zimmer. Wir nehmen auf Plastikstühlen Platz, und Dr. Maguire zeigt uns die Röntgenbilder von Willas Schulter, vorher und nachher, erklärt uns alles. Seine Stimme klingt freundlich. Er teilt uns im Wesentlichen mit, was Lochan mir auch schon erzählt hat, und versichert uns, dass Willas Schulter ihr noch ein paar Tage wehtun wird und dass sie in der Zeit den Arm in der Schlinge tragen sollte. Nach einer Woche müsste alles wieder ganz normal sein. Er sagt uns, dass sie jetzt munter ist und gerade ein Abendessen bekommt und wir sie mit nach Hause nehmen können, sobald sie fertig ist.
Wir können sie mit nach Hause nehmen. Ich spüre, wie erleichtert ich bin. Wir stehen alle auf, und Lochan bedankt sich bei Dr. Maguire, der freundlich lächelt, wiederholt, dass wir Willa mit nach Hause nehmen können, sobald sie fertig ist, und uns dann fragt, ob er jetzt Mrs Leigh zu uns hereinschicken kann. Lochan legt die Hand gegen die Wand, als wolle er sich daran abstützen, und nickt hastig. Als der Arzt gegangen ist, nagt er nervös an der Unterlippe.
»Mrs Leigh?«, frage ich.
Er wendet sich zu mir, ich höre, wie schnell sein Atem geht. »Sag nichts, okay? Sag einfach nichts.« Er spricht leise und hastig. »Überlass das Reden mir – wir dürfen nicht riskieren, uns zu widersprechen. Wenn sie dich etwas fragt, komm mit unserer üblichen Geschichte von wegen, sie sei geschäftlich unterwegs, und sag ansonsten die Wahrheit: dass du noch in der Schule warst und erst nach Hause gekommen bist, als es schon passiert war.«
Ich schaue Lochan verwirrt an. »Ich dachte, es wäre alles in Ordnung.«
»Ist es im Prinzip auch. Das – das ist nur eine Formsache … bei dieser Art von Verletzung. Offensichtlich muss da irgendein Bericht angefertigt werden –« Bevor er weitersprechen kann, klopft es, und eine dicke Frau mit dunkelblonder Haarmähne betritt das Zimmer.
»Hallo, miteinander! Der Doktor hat bestimmt schon gesagt, dass ich noch mal vorbeischaue. Ich bin Alison vom Kinderschutzbund.« Sie reicht Lochan die Hand.
Mir entfährt ein Laut, den ich mit einem Hüsteln kaschiere.
»Lochan Whitely. Sehr erfreut.«
Er hat es gewusst!
Dann wendet sie sich an mich, was ich allerdings nur verschwommen wahrnehme. Ich
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