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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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spüre den Händedruck ihrer pummeligen Hand. Einen Augenblick hat es mir wortwörtlich die Sprache verschlagen. Ich habe einen Blackout und weiß nicht einmal meinen eigenen Namen. Dann zwinge ich mich zu lächeln, stelle mich vor und nehme ebenfalls Platz.
    Alison wühlt in ihrer großen Tasche herum. Schließlich befördert sie daraus eine Mappe, einen Stift und verschiedene Formulare hervor und redet währenddessen in einem fort. Sie fragt Lochan noch einmal nach Mum, ob sie tatsächlich geschäftlich unterwegs sei, was er bestätigt. Seine Stimme ist überraschend ruhig. Die Frau scheint mit seiner Antwort zufrieden zu sein, schreibt sich etwas auf und blickt dann mit einem breiten, aufgesetzten Lächeln wieder zu Lochan.
    »Ich habe schon mit Willa gesprochen. Was für ein nettes kleines Mädchen! Sie hat mir erzählt, dass sie mit Ihnen in der Küchewar, Lochan, als es passiert ist, und dass Sie, Maya, noch in der Schule gewesen sind. Ihre anderen beiden Brüder seien ebenfalls zu Hause gewesen.«
    Ich blicke zu Lochan, ich will ihm kurz in die Augen schauen. Aber er hat den Blick starr auf Alison gerichtet. »Ja.«
    Wieder ein falsches Lächeln. »Dann erzählen Sie mir doch vielleicht noch einmal kurz, wie der Unfall passiert ist.«
    Ich verstehe nicht. Es geht überhaupt nicht um Mum. Und bestimmt hat Lochan dem Arzt schon alles genau geschildert, als er mit Willa in die Notaufnahme gekommen ist.
    »G-gern. Natürlich.« Lochan beugt sich vor, die Ellenbogen auf die Knie gestützt, und fängt an, der Frau eifrig alle Details zu schildern. »Ich – ich bin in die Küche gekommen, und Willa war auf den Brettern des offenen Küchenschranks hochgeklettert, was sie nicht darf, und hatte sich dort auf die Zehenspitzen gestellt, um aus dem obersten Fach eine Packung mit Keksen zu holen. Sie streckte sich, um ranzukommen –« Er spricht hastig und abgehackt, wie vorhin auf dem Krankenhausflur, und stolpert fast über die Wörter, so schnell drängen sie aus ihm heraus. Ich spüre, wie angespannt er ist. Die Stelle unter seiner Lippe ist wieder entzündet.
    Alison nickt nur, schreibt noch mehr auf, blickt dann wieder hoch.
    »Ich – ich hab ihr gesagt, sie soll da runterkommen. Sie hat sich geweigert und mir erklärt, Kit und Tiffin hätten Kekse gegessen und die Packung dann extra weit oben in den Schrank gelegt, um sie zu ärgern.« Lochan holt Luft, starrt auf das Formular, das die Frau ausfüllt, als versuche er zu entziffern, was sie da aufschreibt.
    »Erzählen Sie weiter …«
    »Ich – ich hab noch mal wiederholt, was ich zu ihr gesagt habe, und –«
    »Was genau haben Sie denn zu ihr gesagt?« Die Stimme der Frau wird schneidender.
    »N-nur, eigentlich nur: Willa, komm runter!«
    »Haben Sie das gesagt oder gerufen?«
    Lochan scheint nur noch mit Mühe atmen zu können, aus seiner Kehle ist ein merkwürdiges kratzendes Geräusch zu hören. »Ähm … ja … ähm … das erste Mal habe ich es ziemlich laut gesagt, weil sie doch schon wieder da hochgeklettert war, obwohl sie weiß, dass sie es nicht darf, und … ähm … beim zweiten Mal, nachdem sie sich geweigert hatte runterzukommen, da … ja … da hab ich wohl gerufen.« Er blickt hoch und beißt nervös auf seine Lippe. Sein Atem geht hektisch und flach.
    Ich kann es nicht fassen! Diese Frau macht Lochan ein schlechtes Gewissen, weil er seiner kleinen Schwester laut zugerufen hat, sie solle vom Schrank runterkommen, da das gefährlich sei!
    »Und dann?« Die Frau mustert Lochan jetzt mit einem scharfen Blick.
    »Willa … sie – sie hat nicht gehorcht.«
    »Und was haben Sie dann getan?«
    Ein fürchterliches Schweigen herrscht im Zimmer. Was hast du dann getan?, wiederhole ich im Kopf. Ich würde mich so gern einmischen, aber ich habe Lochan versprochen, nichts zu sagen, und außerdem war ich ja auch nicht dabei. Verhört der Kinderschutzbund jeden Vater und jede Mutter, die ein verunglücktes Kind ins Krankenhaus bringen? Werden immer erst mal die Eltern verdächtigt? Müssen sie ihre Unschuld beweisen? Dasist doch lächerlich! Kinder fallen nun mal manchmal unglücklich und verletzen sich!
    Lochan antwortet nicht. Ich spüre, wie mein Herz stärker pocht. Bitte, werde jetzt nicht zu ängstlich und nervös!, flehe ich ihn innerlich an. Bitte erwecke jetzt nicht den Eindruck, als hättest du etwas zu verbergen!
    Lochan runzelt die Stirn, seufzt und kaut auf seiner Lippe, als versuche er, sich genau zu erinnern, und ich merke,

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