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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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einfach von irgendwem abgeholt werden.« Wieder die strenge Stimme, aber diesmal klingt sie leicht defensiv.
    »Ich muss unbedingt mit Miss Pierce sprechen«, sage ich so ruhig und beherrscht wie möglich. Aber inzwischen zittere ich am ganzen Körper.
    »Tut mir leid. Miss Pierce ist gegangen, nachdem die Kinder endlich abgeholt worden waren. Ich kann höchstens versuchen, sie auf ihrem Handy zu erreichen.«
    Ich kann kaum mehr atmen. »Bitte sagen Sie ihr, dass sie in die Schule zurückkommen soll. Ich muss dort unbedingt mit ihr sprechen.«
    Ich lege auf. Mum nimmt den Waschlappen von ihrem Gesicht und sagt: »Schätzchen, du klingst so durcheinander. Alles in Ordnung?«
    Ich renne in den Flur, schlüpfe in meine Schuhe, greife nach den Schlüsseln und dem Handy, drücke die Schnellwahltaste 1, während die Haustür hinter mir zufällt. Beim dritten Klingeln ist er dran.
    »Was ist passiert?«
    Im Hintergrund höre ich Gelächter und Rufe, als er das Klassenzimmer verlässt. Wir lassen beide unsere Handys immer eingeschaltet. Er weiß, dass ich nur in einem wirklichen Notfall während des Unterrichts anrufen würde.
    Hastig berichte ich ihm die Ereignisse der letzten fünf Minuten. »Ich bin jetzt auf dem Weg in ihre Schule.« Ein Schwerlaster drückt auf die Hupe, als ich mitten im Verkehr die Hauptstraße überquere.
    »Wir treffen uns dort«, sagt er.
    Als ich vor St. Luke’s stehe, sind die Tore geschlossen. Ich fange an, daran zu rütteln und zu zerren, bis der Hausmeister Mitleid mit mir hat und kommt, um aufzusperren. »Geht doch ganz leicht«, sagt er. »Kein Grund zur Panik.«
    Ich beachte ihn nicht weiter, renne zur Eingangstür und stoße sie auf. Und schon bin ich im Gebäude, schlittere durch die neonerleuchteten Gänge, die ohne das Durcheinander an Kindern fremd und surreal wirken, fast unheimlich. Ich entdecke am anderen Ende Lochan, der mit der Sekretärin spricht. Er muss den ganzen Weg hierher gerannt sein, genauso wie ich. Gott sei Dank, Gott sei Dank. Lochan wird wissen, was zu tun ist.
    Er hat noch nicht bemerkt, dass ich auch da bin. Ich verlangsame meine Schritte, um mit mehr Würde daherzukommen, ziehe meinen Rock zurecht, hole ein paarmal tief Luft und versuche, etwas ruhiger zu werden. Ich weiß inzwischen aus Erfahrung, dass man bei Gesprächen mit Autoritätspersonen keinesfalls wütend werden oder sich aufregen darf, denn dann behandeln sie dich wie ein Kind und wollen deine Eltern sprechen. Lochan hat ansich gearbeitet, um in solchen Situationen immer ruhig und beherrscht zu erscheinen und nicht ins Stottern zu kommen, aber ich weiß, welchen schrecklichen inneren Kampf das für ihn bedeutet. Als ich näher komme, merke ich, dass seine Hände hinter seinem Rücken unkontrolliert zittern.
    »Und Miss P-Pierce war die einzige Person, die gesehen hat, mit wem sie das Schulgebäude verlassen haben?«, fragt er gerade. Ich sehe, wie er sich zwingt, dem Blick der Sekretärin nicht auszuweichen.
    »Richtig«, sagt die schreckliche künstliche Blondine, die ich schon immer gehasst habe. »Und Miss Pierce würde nie –«
    »Aber – aber bestimmt gibt es doch noch eine andere Nummer, unter der man sie erreichen kann?« Lochans Stimme ist laut und klar. Nur ich höre ein leichtes Zittern heraus.
    »Ich sagte Ihnen doch schon, dass ich es versucht habe. Ihr Handy ist ausgeschaltet. Ich habe eine Nachricht für sie hinterlassen, dort und auf ihrem Aufrufbeantworter zu Hause.«
    »Bitte, können Sie weiter versuchen, sie zu erreichen?«
    Die Sekretärin murmelt etwas und verschwindet wieder in ihrem Büro. Ich berühre Lochans Hand. Er zuckt zusammen, als hätte ihn ein Blitz getroffen. Unter seinem scheinbar ruhigen Äußeren ist er genauso panisch wie ich.
    »Sie redet dauernd von einer Betreuerin«, sagt er mit gepresster Stimme, während er ein paar Schritte zurück in den Flur macht und nach meiner Hand greift. »Hat Mum dir jemals irgendwas erzählt? Gibt es eine Frau, die die beiden regelmäßig abholt?«
    »Nein!«
    »Wo ist Mum jetzt?«
    »Auf dem Sofa mit einem nassen Waschlappen auf der Stirn«, flüstere ich. »Als ich sie gefragt habe, wo Tiffin und Willa sind, hat sie geantwortet, sie hätte gedacht, wir seien an der Reihe.«
    Lochan ringt heftig nach Atem. Er steht in seinem Schulhemd vor mir, ohne Krawatte. Seine Schultasche und sein Blazer sind nicht zu sehen. Ich brauche einen Augenblick, bis ich begreife, dass er den Eindruck erwecken will, er sei kein Schüler

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