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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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unbedingt in ein Gespräch verwickeln. Dass sie alle auf einmal hier aufgetaucht sind, geradeals ich angefangen habe, mich etwas zu entspannen, und dass sie mich alle als totalen Außenseiter kennen und nun staunen, dass ich hier bin, ist mir auf einmal zu viel. Ich fühle mich wie das gejagte Wild in einem Albtraum, in dem es kein Entrinnen gibt. Ihre Worte hämmern gegen meinen Schädel. Das alles überwältigt mich, überschwemmt mich. Ich fühle mich wie ein Ertrinkender. Ihre Münder bewegen sich wie unter Wasser, sie öffnen und schließen sich. Ich kann die Fragezeichen auf ihren Gesichtern lesen, die meisten Fragen sind an mich gerichtet. Aber mich hat Panik ergriffen. Mein Verstand ist ausgeschaltet. Ich kann die Sätze nicht mehr voneinander unterscheiden: Alles ist zu einem einzigen Rauschen geworden. Ich schiebe meinen Stuhl zurück, stehe hastig auf, greife nach meiner Tasche und meinem Blazer. Dann murmele ich etwas von wegen, ich hätte mein Handy in der Schule vergessen, hebe kurz die Hand und stürme hinaus.
    Ich laufe eine Straße entlang, dann die nächste. Ich habe keine Ahnung, wo ich überhaupt bin, und auch nicht, wohin ich gehe. Ich habe das Gefühl, gleich in Tränen ausbrechen zu müssen. Ich gehe, so schnell ich kann, die Luft strömt rasselnd in meine Lungen, mein Herz pocht so heftig und wild, dass davon sogar der Verkehrslärm um mich herum übertönt wird. Als ich hinter mir schnelle Schritte auf dem Gehweg höre, trete ich automatisch zur Seite, um den Jogger vorbeizulassen. Aber es ist Maya, die mich am Arm fasst.
    »Bitte, Lochie, halt an, ich hab so schlimmes Seitenstechen.«
    »Was zum Teufel tust du hier, Maya? Geh zurück zu den anderen.«
    Sie fasst nach meiner Hand. »Lochie, warte –«
    Ich bleibe stehen, reiße meine Hand los und mache einen Schritt von ihr weg. »War von dir bestimmt gut gemeint, Maya, aber lass das in Zukunft lieber sein, hörst du? Lass mich lieber für mich sein.« Meine Stimme klingt gepresst. »Ich hab dich nicht um deine Hilfe gebeten.«
    »Hey, hey!« Sie kommt auf mich zu, streckt die Hand aus. »Ich hab da gar nichts einzufädeln versucht, Lochie. Das war alles Francies Idee. Ich habe nur mitgemacht, weil sie mir erzählt hat, dass du Ja gesagt hast.«
    Ich fahre mir durch die Haare. »Das war ein riesengroßer Fehler. Und dann bin ich auch noch so davongestürmt und hab dich vor deinen Freunden in Verlegenheit gebracht, und …«
    »Spinnst du jetzt?« Sie lacht, greift nach meiner Hand und schwingt meinen Arm hin und her, während wir gemeinsam weitergehen. »Ich bin froh, dass du gegangen bist! Da hatte ich einen Vorwand, um mich auch zu verabschieden.«
    Ich schaue auf die Uhr, meine Anspannung hat sich etwas gelöst. »Weißt du was? Wenn Mum heute mit Willa, Tiffin und Kit etwas unternimmt, haben wir ausnahmsweise mal den ganzen Abend frei«, sage ich und schaue sie fragend an.
    Maya streicht sich die Haare aus dem Gesicht und lächelt. Ihre Augen strahlen. »Du meinst also, wir sollten uns zur Abwechslung mal was gönnen? Wie wär’s mit einem Ausflug aufs Land?«
    Ich grinse. »Klingt verlockend … Trotzdem … wie wär’s vielleicht mit Kino?«
    Sie blickt zum Himmel. »Aber die Sonne scheint noch so schön. Als wäre immer noch Sommer!«
    »Dann schlag was anderes vor.«
    »Lass uns einen Spaziergang machen«, sagt sie.
    »Einen Spaziergang?«
    »Ja. Lass uns den Bus nach Chelsea Harbour nehmen. Ich hab Lust, dort am Fluss entlangzuspazieren und mir die Häuser der reichen und berühmten Leute anzusehen.«

Sechstes Kapitel
    Maya
    Wir spazieren in Chelsea an der Themse entlang. Der laue Abendwind streicht um meine nackten Beine. Die Sonne beginnt sich gerade erst orange zu verfärben, goldene Lichtflecken tanzen auf den Wellen des Flusses, die wie die Schuppen einer Schlange glitzern. Diese Momente eines Tages mag ich am liebsten. Wenn der Nachmittag noch nicht geendet und der Abend noch nicht begonnen hat. Wenn die Trägheit der Sonne die Stunden dehnt, bevor alles im Zwielicht der Dämmerung verblasst. Hoch über uns sind die Brücken mit Verkehr überladen – vollgestopfte Busse, ungeduldige Auto- und furchtlose Radfahrer, verschwitzte Männer und Frauen in Anzügen und Kostümen, die es nach Hause drängt –, und darunter ziehen die Fähren und Schleppboote an uns vorbei. Wir durchqueren die weiten, leeren Flächen zwischen den gläsernen Bürogebäuden, an hoch in den Himmel ragenden Gebäuden mit Luxuswohnungen vorbei.

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