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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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meinem Kopf zu verbannen. Ich will auch nicht darüber nachdenken, ob mir das wirklich gefällt. Kit mit einem Mädchen. Er ist doch erst dreizehn.
    Ich seufze wieder. »Ich hab noch nie jemanden geküsst – im Gegensatz zu den meisten Mädchen in meiner Klasse«, sage ich leise. Ich streiche mit den Fingern durch das lange Gras.
    Er wendet sich mir zu. »Tatsächlich?«, fragt er. »Mach dir nichts draus. Du bist doch erst sechzehn.«
    Ich ziehe einen Halm heraus und sage trotzig: » Schon sechzehn und noch nie geküsst worden … Und du – hast du schon einmal –?« Ich breche mitten im Satz ab, weil mir klar wird, wie absurd diese Frage ist. Auf die Schnelle fällt mir nichts anderes ein, was ich fragen könnte; aber es ist sowieso schon zu spät: Lochan krallt die Finger in die Erde, seine Wangen brennen.
    »Ja, richtig!« Er stößt ein verächtliches Lachen aus, meidet meinen Blick, starrt auf seine Hand, mit der er die Erde aufwühlt. »Als … als würde das bei mir jemals passieren!« Er lacht noch einmal auf und schaut mich dann flehentlich an, als wollte er, dass ich in dieses Lachen einstimme – und gleichzeitig kann ich den Schmerz in seinen Augen erkennen.
    Unwillkürlich rücke ich näher, am liebsten hätte ich nach seiner Hand gegriffen und sie fest gedrückt. Ich hasse mich in diesem Moment für meine Gedankenlosigkeit. »Lochie! Das wird nicht immer so sein«, flüstere ich. »Eines Tages –«
    »Ja«, sagt er. »Eines Tages.« Er zwingt sich zu einem Lächeln, das locker wirken soll. »Ich weiß.« Er zuckt abschätzig mit den Achseln.
    Wieder breitet sich Schweigen zwischen uns aus. Ich blicke zu ihm hoch. Die Sonne ist jetzt schon fast verschwunden. »Denkst du überhaupt manchmal daran?«
    Er zögert, seine Wangen brennen immer noch, und einen Moment lang glaube ich, dass er mir keine Antwort gibt. Er pflügt immer noch durch die Erde, meidet immer noch meinen Blick. »Natürlich.« Es ist so still, dass ich beinahe glaube, mich verhört zu haben.
    Ich blicke ihn eindringlicher an. »Und mit wem?«
    »Da war nie wirklich jemand …« Er schaut immer noch nicht auf, aber obwohl er sich immer bedrängter und unwohler zu fühlen scheint, versucht er nicht, das Gespräch zu beenden. »Ich glaube nur, dass es irgendwo jemanden geben muss –« Er schüttelt den Kopf, als hätte er auf einmal das Gefühl, bereits zu viel gesagt zu haben.
    »Ja, ich auch!«, rufe ich. »Irgendwo in meinem Kopf habe ich das Bild von dem perfekten Jungen. Aber ich glaube nicht, dass es ihn wirklich gibt.«
    »Manchmal –«, beginnt Lochan, bricht jedoch ab.
    Ich warte. »Manchmal …?«, fordere ich ihn auf, den Satz zu vollenden.
    »Manchmal wünsche ich mir, alles wäre anders.« Er holt tief Luft. »Ich wünschte, alles wäre nicht so schwer.«
    »Ich weiß«, sage ich leise. »Das wünsche ich mir auch.«

Siebtes Kapitel
    Lochan
    Es wird Herbst. Die Luft wird kühler, die Tage werden kürzer, graue Wolken und Dauerregen wechseln sich ab mit einem blauen, aber kalten Himmel und heftigem Wind. Willa verliert ihren dritten Zahn. Tiffin unternimmt den Versuch, sich selbst die Haare zu schneiden, nachdem eine Vertretungslehrerin ihn für ein Mädchen gehalten hat. Kit wird für drei Tage von der Schule verwiesen, weil er beim Rauchen von Shit erwischt worden ist. Mum fängt an, ihre freien Tage mit Dave zu verbringen, und an den Tagen, an denen sie arbeitet, übernachtet sie häufig bei ihm in seiner Wohnung über der Kneipe, um sich das tägliche Hin-und-her-Fahren zu sparen. Die wenigen Male, die sie noch nach Hause kommt, ist sie selten lange nüchtern, und Tiffin und Willa haben es aufgegeben, sie zu bitten, dass sie doch mit ihnen spielt oder sie ins Bett bringt. Wenn es dunkel ist, trage ich regelmäßig die leeren Flaschen zum Altglascontainer.
    Die Mühle dreht sich immer weiter, auch in der Schule. Es ist viel zu viel zu tun und viel zu wenig Zeit dafür: Die Hausaufgaben und Prüfungen häufen sich, ich vergesse, einkaufen zu gehen, Tiffin braucht eine neue Hose, Willa neue Schuhe, Rechnungen müssen bezahlt werden, Mum verliert schon wieder ihre Kreditkarte. Sie zieht sich mehr und mehr aus dem Familienleben zurück, und Maya und ich teilen uns schweigend die Aufgaben:Sie putzt, hilft den Kleinen bei den Hausaufgaben, bringt sie jeden Abend ins Bett; ich kaufe ein, koche, kümmere mich um die Geldangelegenheiten, hole Tiffin und Willa von der Schule ab. Was wir beide aber nicht mehr

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