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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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echt was getan?«
    »Nein!« Lochan wirkt auf einmal richtig schockiert. »Natürlich nicht, Tiff. Niemals! Ich würde niemals einem von euch wehtun! Nie!«
    Tiffin scheint nicht ganz überzeugt, aber er beugt sich wieder über seinen Teller und isst weiter. Willa sagt nichts und leckt konzentriert alle ihre Finger sauber. In ihren Augen steckt ein stummer Groll.
    Lochan setzt sich nicht wieder hin. Er steht etwas verloren da, kaut auf seiner Unterlippe herum, in seinem Gesicht arbeitet es. Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück und lange nach seinem Arm. »Er wollte dich nur provozieren, wie immer …«
    Er antwortet nicht, stattdessen holt er noch einmal tief Luft, schaut mich dann an und fragt: »Würdest du das hier für mich übernehmen?«
    »Na klar.«
    »Danke.« Er ringt sich ein aufmunterndes Lächeln ab und geht hinaus. Ein paar Minuten später höre ich, wie seine Zimmertür sich schließt.
    Irgendwie kriege ich es hin, dass Tiffin und Willa ihre Portionen aufessen. Lochans fast unberührten Teller stelle ich in den Kühlschrank. Wenn Kit noch was will, soll er meinetwegen das alte Brot aus dem Küchenschrank haben. Willa stecke ich in die Badewanne, und den protestierenden Tiffin zwinge ich unter die Dusche. Nachdem ich das Wohnzimmer gesaugt habe, beschließe ich, dass es ihnen nicht schaden kann, heute einmal früh ins Bett zu gehen. Auf Tiffins wütenden Protest, dass noch nicht mal die Sonne untergegangen ist, reagiere ich nicht. Als ich beiden in ihrem Etagenbett einen Gutenachtkuss gebe, legt Willa die Arme um meinen Hals und drückt mich einen Augenblick fest an sich.
    »Warum hasst Kit Lochie?«, flüstert sie.
    Ich löse mich etwas aus ihrer Umarmung, um ihr in die Augen schauen zu können.
    »Kit hasst Lochie nicht, mein Schatz«, sage ich. »Er hat in der letzten Zeit nur manchmal schlechte Laune.«
    Vor lauter Erleichterung fängt sie zu weinen an. »Dann mögen sie sich also?«
    »Natürlich mögen sie sich. Und wir mögen alle dich.« Ich küsse sie noch einmal auf die Stirn. »Und jetzt gute Nacht!«
    Ich konfisziere Tiffins Gameboy und lasse die beiden noch ein Hörbuch anhören, dann gehe ich ans andere Ende des Flurs, woeine Leiter zum schuhschachtelgroßen Speicher hinaufführt, und brülle zu Kit hinauf, dass er die Musik leiser drehen soll. Nachdem er sich im letzten Jahr immer wieder bitter darüber beschwert hatte, sich das Zimmer mit seinen jüngeren Geschwistern teilen zu müssen, hatte Lochan ihm dabei geholfen, den vorher ungenutzten winzigen Speicherraum von all dem Müll leer zu räumen, den frühere Bewohner des Hauses dort hinterlassen hatten. Zwar ist es zu niedrig, um aufrecht stehen zu können, aber es handelt sich um Kits eigenes Reich, sein kleines privates Nest, wo er die meiste Zeit verbringt, wenn er zu Hause ist. Die schrägen Wände hat er schwarz angestrichen und mit Postern von Rockstars behängt. Über die knarzenden Bodenbretter ist ein alter Perserteppich gelegt, den Lochan bei irgendeinem Trödler aufgetrieben hat. Man kommt nur über eine steile Leiter hinauf, und Tiffin und Willa ist es strengstens verboten, dort hochzuklettern, weshalb es sich für Kit um den perfekten Rückzugsort handelt. Die Musik verblasst zu einem monotonen Bass, als ich endlich die Tür zu meinem Zimmer hinter mir zuziehe und mit meinen Hausaufgaben anfange.
    Im Haus ist Ruhe eingekehrt. Das Hörbuch dauert auch nicht mehr lange, und auf einmal erfüllt Stille die Luft. Mein Wecker zeigt zwanzig nach acht. Das goldene Licht des Spätsommers geht rasch in Dämmerung über. Es wird dunkel, die Straßenlampen schalten sich ein und werfen ein leichenblasses Licht auf das Übungsbuch, das vor mir aufgeschlagen liegt. Ich mache eine Textaufgabe zu Ende und merke danach, dass ich schon eine ganze Weile auf mein eigenes Spiegelbild im dunklen Fenster starre. Einem plötzlichen Impuls folgend, stehe ich auf und gehe auf den Flur hinaus.
    Mein Klopfen ist zaghaft. Ich wäre an seiner Stelle wahrscheinlich aus dem Haus gerannt, aber Lochan ist anders. Er ist viel reifer, viel vernünftiger als ich. Kein einziges Mal in all den Nächten, seit Dad uns verlassen hat, ist er davongerannt – nicht einmal, als Tiffin sich die Haare mit Sirup vollgeschmiert hatte und dann ums Verrecken nicht in die Badewanne wollte, und auch nicht, als Willa stundenlang heulte, weil im Kindergarten jemand ihrer Puppe einen Irokesenschnitt verpasst hatte.
    Doch in der letzten Zeit lief es immer häufiger nicht gut.

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