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Forellenquintett

Titel: Forellenquintett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Seite gezeichnet werden müssten. Aus Gründen einer klaren Trennung der Verantwortlichkeiten können die Vereinigten Sparkassen hier nur eine Zwischenfinanzierung anbieten.«
     
     
     
    A us Westen waren neue Wolken gekommen, und es hatte wieder zu regnen begonnen. Durch die Wohnstraße im Friedrichshafener Stadtteil Manzell rollte langsam ein Wagen, dessen Fahrer nach einer Hausnummer Ausschau hielt. Dann hatte er sein Ziel gefunden, der Wagen, ein gepflegter älterer Daimler, hielt am Straßenrand vor einem Block mit Appartements, an dessen Hauseingang zwei Frauen warteten.
    Der Mann, der ausstieg, um den Daimler herumging und die beiden rechten Wagentüren öffnete, war klein und beleibt, bewegte sich aber behände und sah den Frauen beim Einsteigen mit einem Blick zu, der nur dann schwer zu deuten war, wenn man seinen eigentlichen Beruf nicht kannte. Mit einer Geste, als wäre er ein Kavalier älterer Schule, schloss er hinter der Frau, die im Fond Platz genommen hatte, die Wagentür. Die Frau, die vorne eingestiegen war, hatte die Tür selbst zugezogen. Der Mann stieg wieder ein, der Daimler löste sich vom Gehsteig und schwenkte auf die Straße ein.
    »Andere Frau nicht von Hund bisse?« Mit dem Kopf deutete Ramiz auf Marlen, die neben ihm saß.
    »Nein«, antwortete Tamar aus dem Fond.
    »Kann spreche?« Wieder deutete Ramiz auf die Frau neben ihm.
    »Ja«, kam die Antwort. »Sie ist eingeweiht.«
    »Gucke nach Chauffeur von Mann mit kaputte Hand«, berichtete Ramiz. »Isse kein anderer Mann suche. Nix suche. Isse Landratsamt.« Während des Fahrens drehte er den Kopf und blickte nach hinten zu Tamar.
    »Landratsamt?«, fragte Marlen.
    »Wo Auto anmelde«, bestätigte Ramiz. »Oder wo...« - er hob die Stimme etwas, als müsse er ein besonders schwieriges und wichtiges Wort aussprechen - »Aufenthaltsgenehmigung kriege.«
    »Er wird eine Demonstration angemeldet haben«, sagte Tamar.
    »Wieso eine Demonstration?«, fragte Marlen.
    »Eine Demonstration gegen Polizeiwillkür und gegen das Totschießen von Neonazis«, antwortete Tamar. »Aber sag mir lieber, wo es hier ein Kaufhaus gibt? Am besten eines mit einer Tiefgarage.«
    D as Wasser dort«, sagte Kubitschek und deutete zu dem Regal in Wallisers Rücken, »das kocht.«
    »Ach ja. Hab ich ganz drauf vergessen«, sagte der Hauptkommissar und stand mühsam auf. Er drehte sich um und zog den Stecker des Tauchsieders aus der Dose und goss sich einen Kamillentee auf. »Willst du auch einen Tee?«, fragte er, über die Schulter blickend.
    Kubitschek lehnte dankend ab.
    »Also«, sagte Walliser und kehrte an seinen Schreibtisch zurück. »Das war ja kein so toller Tag für dich.« Den großen Porzellanbecher hielt er in beiden Händen, als müsse er sich daran wärmen.
    »Nein«, sagte Kubitschek und musste niesen.
    »Erkältet hast du dich auch noch«, fuhr der Hauptkommissar fort. »Zum einen kommt immer noch was anderes. So ist das nun mal. Aber zu deiner Aussage. Die hast du ja schon gemacht …«
    »Und mehr sag ich auch nicht.«
    »Da ist nur ein kleines Detail«, meinte Walliser, »und du bist auch gar nicht davon tangiert. Sowieso macht dir hier niemand einen Vorwurf.«
    »Das hab ich schon gemerkt, wie mir niemand keinen Vorwurf nicht macht«, widersprach Kubitschek. »Mit den Fingern zeigt ihr auf uns, auf den Rösner und auf mich.«
    »Also ich zeig auf niemand, schon gar nicht mit dem Finger«, beharrte Walliser. »Aber sag mal, dieser Fußabdruck in der Eingangshalle - wie deutlich hast du den gesehen?«
    »Ein Fußabdruck«, sagte Kubitschek, »ist ein Fußabdruck. Du siehst den Absatz, dann nichts, wo der Steg ist, und dann die Sohle. Das ist da, oder es ist nicht da.«
    »Abdrücke sind manchmal verwischt.«
    »Der Abdruck war nicht verwischt«, beharrte Kubitschek. »Der Mann, der den Schuh getragen hat, war vorher durch lehmigen Boden gelaufen. Ich würde mit Halbschuhen da nicht gehen. Die kriegst du doch nie mehr sauber.«
    »Moment«, sagte Walliser. »Du sagst, der Mann der das getragen hat … Wieso ein Mann, wieso Halbschuhe?«
    »Das musst du doch auf einen Blick sehen, dass das ein Herrenschuh war, und zwar ein Schuh und kein Stiefel«, antwortete Kubitschek und sah ihn verständnislos an. »Die Spurensicherung hat das doch fotografiert.«
    »Hat sie nicht«, sagte Walliser.
    »Ja so«, antwortete Kubitschek gedehnt. »Und jetzt soll ich euch den Abdruck malen, oder wie? Aber das kannst du dir selber vorstellen, wie der ausgesehen hat.

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