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Forellenquintett

Titel: Forellenquintett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Jachimczak nach einer kurzen Pause. »Und den Grund kennen wir auch: Crystal. Oder Ice. Polnisch Kompott. Methamphetamin. Nennen Sie es, wie Sie wollen. Synthetische Drogen aus polnischen Labors. Offenbar wollen die deutschen Gangs den Handel an sich ziehen.«
    Tamar griff nach dem Glas und trank, fast mechanisch, einen Schluck Bier. Da hält dir jemand ein Stöckchen hin, ging es ihr durch den Kopf. Sei ein braves Hündchen und spring. »Gibt es Hinweise, dass Milena Kwiatkowski mit so was zu tun gehabt hat?«
    Jachimczak legte den Kopf schief und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Wollten Sie mich das wirklich nur in Bezug auf die Kwiatkowski fragen?«
    Er will das Hündchen auch noch dressieren, dachte Tamar. Nett. »Also gut. Hat in der Wohnung Thalmann irgendjemand mit Drogen zu tun gehabt, sei es meine Freundin Hannah, sei es Milena, sei es sonst jemand?« Sie lächelte dünnlippig. »Vielleicht sollte ich hinzufügen, dass auch ich mich dort aufgehalten habe. Vor einigen Wochen war das.«
    Jachimczak hob entschuldigend beide Hände. »Wenn wir hier ein Problem sehen würden, hätten wir dieses Gespräch so nicht geführt. Milena Kwiatkowski scheint clean gewesen zu sein, und in der Wohnung Ihrer Freundin gibt es auch sonst keine Hinweise auf Drogen. Für das eine bestimmte Medikament, das offenbar auch Ihnen aufgefallen ist, gibt es eine ärztliche Verschreibung.« Er ließ die Hände wieder sinken. »Damit sind wir aber wieder...« Er unterbrach sich, von irgendwoher hörte man gedämpft das Anrufsignal eines Mobiltelefons, er griff in seine Jackentasche, holte das Gerät heraus und sah auf das Display. »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick«, sagte er dann und stand auf. Noch im Gehen meldete er sich, nicht mit seinem Namen, sondern mit einer knappen Floskel, die nach »Ja, bitte?« klang.
    Tamar lehnte sich zur Seite. Durch das Fenster sah sie, dass Jachimczak auf die andere Straßenseite gegangen war, etwas abseits von den Ständen des Trödelmarktes. Er schien zuzuhören, nicht selbst zu sprechen.
    Sie drehte sich wieder um. Auf dem Tischchen mit der gesprungenen Platte lag noch immer der Prospekt mit dem Monatsprogramm des Jazzclubs, ein kaum erkennbares Foto zeigte die dunkelhäutige Leadsängerin der Gruppe aus St. Germain-des-Prés, auf einem anderen sollte eine Tabea Tausendblum zu erkennen sein, offenbar eine Solistin, die in der vergangenen Woche hier gastiert hatte. Mit den Namen, die mit Ta beginnen, kann es eine auch übertreiben, dachte Tamar.
    Wieder warf sie einen Blick nach draußen. Der polnische Kollege telefonierte noch immer. Warum auch nicht? Dies hier war sein Fall. Sie war nur ein Zaungast, und doch! Vorhin, als sie über die Drogen gesprochen hatten, hatte sie eine Lektion erteilt bekommen. Die Lektion war, dass es keineswegs nur um Milena ging. Und sie, Tamar, war keineswegs nur ein Zaungast.
    »Sie entschuldigen«, wiederholte Jachimczak, der zurückgekommen war und sich wieder setzte. »Der Anruf eines Kollegen.«
    Tamar nickte, mit dem höflichen und zurückhaltenden Gesichtsausdruck eines Menschen, der akzeptiert, wenn ihn etwas nichts angeht.
    »Vermutlich hat es nichts mit unserem Fall zu tun«, fuhr er fort. »Aber auf dem Schwarzen Markt sinkt der Preis für Methamphetamin.«
    »Ja?« Tamar bemühte sich, Interesse zu zeigen.
    »Das bedeutet, dass ein größerer Transport nach Westen abgegangen ist. Und vor allem, dass er auch durchgekommen sein muss. Die Nachfrage aus Deutschland wird sich in den nächsten Wochen abschwächen.«
    »Sind solche Operationen klug?«, fragte Tamar. »Ich meine: klug aus der Sicht der Dealer?«
    »Warum nicht. Wenn jemand den Kleinhandel unter seine Kontrolle bringen will. Und wenn er das Risiko kalkulieren kann.« Jachimczak hob seine Hand mit einer Geste, als wolle er das Weitere nun ihr zuschieben. »Vielleicht sprechen Sie einmal mit einem Ihrer Kollegen vom Rauschgiftdezernat in Dresden.«
    »Gerne. Wenn ich ihm erklären kann, was meine Fragen mit unserem Fall zu tun haben.« Mit unserem Fall? »Mit dem Fall Milena Kwiatkowski.«
    »Ich danke Ihnen«, antwortete Jachimczak. »Sie bringen mich in die Realität zurück.« Er machte eine kurze Pause. »Was sollte ich über den Zuhälter der Milena Kwiatkowski wissen?«
    »Er heißt Berisha«, antwortete Tamar. »Vermutlich ist er fünfundvierzig Jahre alt, genau wissen wir es nicht. Er ist ein Albaner aus dem Kosovo, und im Krieg mit den Serben will er schon ein halbes Dutzend

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