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Forellenquintett

Titel: Forellenquintett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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meinte Kubitschek und stoppte den Wagen vor dem Eingang zum Garten des Wirtshauses ab.
    Rösner war dabei, die Kaugummikugel in den Aschenbecher zu streifen. »Geht grad nicht«, sagte er. Der Kaugummi war an der Hand kleben geblieben.
    Die beiden Polizisten stiegen aus. Eine stämmige Frau aus der Gruppe kam ihnen entgegen, Rösner erkannte sie, es war die Wirtin.
    »Da hinten ist geschossen worden«, sagte sie und deutete nach links, »irgendwo in den Gärten.«
    Rösner schüttelte den Kopf. »Sie haben aber nicht angerufen? Uns ist nur gesagt worden, da laufe ein Hund frei herum, ein Kampfhund … Ist vielleicht auf den geschossen worden?«
    Ein Mann im Trachtenanzug mischte sich ein. »Von einem Hund wissen wir nichts. Aber die Schüsse, die sind da hinten gefallen, es waren mehrere Schüsse sogar, ich zeig es Ihnen … Übrigens, Kilgus ist mein Name.«
    »Ist gut«, sagte Rösner, und Kubitschek wandte sich zum Streifenwagen, um Taschenlampen zu holen.
    »Das hab ich doch gleich gewusst!«, krähte eine Stimme, und ein alter Mann mit wirren grauen Haaren und einem fleckigen Gesicht drängte sich zu Rösner und zeigte auf Kubitschek. »Wenn’s knallt, dann kneift der Freund und Helfer. Dann hat er Schiss. Dann kraucht er wieder in sein Auto, der Freund...«
    »Ich darf Sie bitten, Herr Hirrlinger«, sagte Rösner, »auf Ihre Worte zu achten.«
    Kubitschek hatte die Taschenlampen geholt und gab eine davon Rösner, der sie mit der linken Hand nahm, weil er in der rechten noch immer die Kaugummikugel hielt. Eine sehr groß gewachsene Frau in einem wehenden Umhang kam ihnen entgegen.
    »Beeilen Sie sich«, sagte sie, »ein Mensch ist in großer Gefahr.«
    «Hörst du das«, sagte Hirrlinger und zupfte Kubitschek am Ärmel. »Große Gefahr! Da musst du ganz schnell einen großen dicken Strafzettel schreiben!«
    »Sie duzen mich bitte nicht«, sagte Kubitschek.
    Rösner schnippte die Kaugummikugel weg. Sie flog höher, als er gedacht hatte, und traf Hirrlinger direkt am Auge.
     
     
     
    I rgendwo war geschossen worden, das konnte eigentlich nicht wahr sein, nicht in Aeschenhorn … Er stieß mit dem Pick-up auf die Straße zurück, dabei erfassten die Scheinwerfer den Landrover, dessen Fahrer in exakt dem gleichen Augenblick gewendet hatte und ihm nun entgegenkam. Hoflach blendete auf, aber der Rover wich nur aus und fuhr an ihm vorbei, mit bereits hoher Geschwindigkeit, wie es ihm schien, er hatte nicht einmal das Nummernschild sehen können.
    Ohne nachzudenken, legte er den Rückwärtsgang ein, stieß auf den Parkplatz zurück, schlug das Steuer ein und folgte dem Landrover, dessen Rücklichter er freilich schon nicht mehr sehen konnte. Er fuhr durch den Nebel, sich mühsam danach orientierend, was er links und rechts der Straße erkennen konnte, gleich musste die Stoppstelle kommen, aber dann wäre er fast in eine Hauseinfahrt eingebogen. Schließlich doch die Einmündung und nirgends ein Landrover, mit Blaulicht kam ihm ein Streifenwagen entgegen, also hatte er vielleicht doch nicht für die Katz telefoniert.
    Sollte er weiterfahren zur Bundesstraße?
    Unsinn, dachte er, wenn er dorthin abhaut und weg sein will, dann hältst du ihn nicht auf. Schon gar nicht mit deinem Hilfslastwagen. Und wenn er doch nicht die Bundesstraße genommen hat? Dann war er über die Ringstraße am Bahnhof vorbeigefahren und weiter zum Fluss, was immer er dort wollte.
    Er bog rechts ab, trüb lag auf der anderen Straßenseite der Bahnhof, wer wollte auch dort sein um diese Zeit! Wie geisterhaft verlassen dieser ganze Ort sein kann, dachte er, als er am Terrassenbau vorbeifuhr, ein Gespensterdorf, seltsame Frauen, die durch die Hintertür verschwinden, Hunde mit Schweinsköpfen und dazu Schüsse aus dem Dunkel, Schultes, dein Städtchen graust mir! Die Sicht wurde schlechter, er musste langsamer fahren, weil er das Gefühl für Orientierung und Entfernung verloren hatte, plötzlich waren Rücklichter vor ihm, er trat auf die Bremse, die Rücklichter waren relativ hoch und strahlten ziemlich großkotzig durch den Smog, ein Landrover also, japanisches Modell, so etwas sah er auf einen Blick, langsam näherte er sich, um das Nummernschild zu erkennen, aber in diesem Augenblick öffnete sich die Fahrertür, ein Mann sprang heraus und schob die Absperrung beiseite, die vor die Abzweigung zum Uferweg gestellt war, sprang wieder in den Rover und steuerte das Fahrzeug über Lehm und aufgeschütteten Kies.
    Die Leute vom Kies-Kilgus werden

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