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Forellenquintett

Titel: Forellenquintett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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sich freuen, dachte Hoflach. Er legte wieder den Gang ein, bog dann aber nach links auf den Parkplatz oberhalb der Aeschenbrücke ab, wendete dort und blieb mit laufendem Motor, aber ausgeschalteten Scheinwerfern an der Auffahrt stehen, die zurück auf die Straße führte.

Dienstag, 11. Oktober
    L angsam, mit der linken Hand den Maschendraht abtastend, schob sich Tamar an dem Zaun entlang. Ein paar Meter entfernt tastete sich der Lichtkegel einer Taschenlampe zwischen den Bäumen hindurch, es musste eine starke Lampe sein, aber wer immer sie handhabte, war vorsichtig, offenbar ahnte er nicht, dass sie die Pistole weggeworfen hatte … Ein Drahtende ritzte ihre Hand, sie tastete den Draht ab, er war um zwei Metallstäbe gewickelt, ebenso ein zweiter Draht weiter unten, in Höhe ihrer Knie. Behutsam wickelte sie den Draht auf, er war gar nicht so dünn und schwer zu biegen. Der Strahl der Taschenlampe streifte das Gebüsch, hinter dem sie stand, tastete nach links und kehrte dann zurück. Sie kniete sich nieder und löste den zweiten Draht.
    Der Lichtstrahl wanderte nach rechts, erfasste einen Bretterverschlag, Schritte näherten sich und gingen an dem Gebüsch vorbei zum Verschlag. Tamar zog vorsichtig an dem einen Metallstab, er bewegte sich, Draht knarrte rostig, der Lichtstrahl zuckte zum Gebüsch zurück, Tamar zwängte sich zwischen den beiden Metallstäben durch, vor ihr war der Weg, der eigentlich nur eine Baustelle war, und dahinter die Böschung. Vorsichtig, um nicht einzuknicken, ging sie auf dem schmalen Grünstreifen zwischen Zaun und aufgeschüttetem Fundament, wieder hielt sie mit der linken Hand den schmerzenden rechten Arm.
    Hinter sich hörte sie, wie jemand durch das Gebüsch brach, aber offenbar an der falschen Stelle, und am Drahtzaun rüttelte. Wie viel Zeit hatte sie noch? Sie ging, so schnell und lautlos es ihr möglich war, rennen konnte sie nicht, die Erschütterung war nicht zu ertragen, sollte sie über die Böschung klettern und durch den Fluss auf die andere Seite waten? Für einen Augenblick schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, sie würde sich einfach ins Wasser werfen und vom Fluss hinuntertreiben lassen, aber der Wasserstand war zu niedrig.
    Sie warf einen Blick zurück. Kein einzelner Lichtkegel mehr, sondern Motorengeräusche und Scheinwerfer, die eine Lichtwand durch den Nebel schoben. Noch hatte sie einen kleinen Vorsprung, sie wandte sich wieder nach vorne, sie musste nun doch versuchen zu rennen, aber mit einem Mal war ein schwarzes aufragendes Hindernis vor ihr, sie wollte noch ausweichen, aber ein harter Schlag riss ihr rechtes Schienbein nach hinten, sie stürzte nach vorn und schrie auf, gerade noch konnte sie den Fall mit der linken Schulter abfangen.
    Für einen Augenblick lag sie wie betäubt zwischen Lehm und Kies, unfähig oder unwillig zur geringsten Bewegung, dann sah sie, dass Lichtflecken um sie herumtanzten und den Bagger abtasteten, über dessen Raupenkette sie gestolpert war. Der Lichtkegel kehrte zu ihr zurück, erfasste ihre Beine und wanderte nach oben und verweilte auf dem verletzten Arm, den sie schützend nach oben hielt. Sie war geblendet und hilflos. Das war es also, dachte sie.
    »Frau Wegenast«, sagte eine Stimme, »was ist mit Ihnen passiert?«
    Immer näher kam das Motorengeräusch. Die Lichtwand erfasste die Bäume über ihr.
    »Mach die Taschenlampe aus!«, schrie Tamar mit einer Stimme, die ihr fremder war als alles, was sie je gehört hatte. Sie stützte sich mit dem linken Arm auf, zog die Knie an und richtete den Oberkörper auf, so dass sie neben dem Bagger zu knien kam. Marlen Ruoff stand noch immer neben ihr, zu ihr gebeugt, die Taschenlampe auf den Boden gerichtet. »Geh zurück!«, flüsterte Tamar und tastete in dem aufgewühlten Erdreich nach einem Stein, »in Deckung!«
    Schritte näherten sich. Marlen Ruoff richtete die Taschenlampe nach vorne, der Lichtstrahl erfasste eine Gestalt, einen Mann, der sich nur noch wenige Schritte vor dem Bagger befand, und blendete ihn. Schützend hielt er eine Hand vor die Augen. In der anderen trug er einen Schlagstock.
    »Polizei!«, rief Marlen, »bleiben Sie stehen, werfen Sie den Schlagstock weg!« Tamar stand schwankend auf, mit dem Rücken zum Bagger. Von der Böschung herab warf sich ein zweiter Mann auf Marlen, packte sie am rechten Arm und riss sie zu Boden. Mit einem dumpfen Dröhnen schlug die Taschenlampe auf seinem Kopf auf. Der Mann mit dem Schlagstock rannte auf Marlen zu, aber als er

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