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Forellenquintett

Titel: Forellenquintett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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bekommen hatte. Tatsächlich war sie noch da, und vermerkt war darauf auch die Nummer eines Mobiltelefons. Er nahm sein Handy und rief die Nummer an.
    »Willst du mir nicht sagen...«, setzte seine Mutter an.
    »Nein«, unterbrach er sie grob. Aber anstelle der Kommissarin meldete sich nur eine neutrale Stimme und bat ihn, eine Nachricht zu hinterlassen.
    »Na, denn nicht«, sagte er und sah seine Mutter an. »Fische hab ich übrigens keine.«
    Seine Mutter zuckte mit den Schultern und sah sich um. Dann griff sie hinter sich auf die Ablage der Bank und nahm den Notizblock und den Bleistift, die dort für Einkaufszettel bereitlagen, und schrieb ein paar Worte. Den Zettel legte sie schweigend auf den Tisch, stand auf und ging grußlos.
    Hoflach nahm noch einen Schluck, dann sah er sich den Zettel an.
    »Dragutinovic hat angerufen. Ist krank. Kann morgen nicht.«
    E r erwachte und lag in einem dunklen Zimmer, in einem breiten Bett, es roch nach frisch bezogener Bettwäsche, und wieder einmal hatte er die Orientierung verloren. Neben ihm war jemand. Tabea? Ganz sicher nicht. Wer dann? Er tastete nach ihr, seine Hand berührte einen warmen weichen Körper.
    »Hey«, sagte Stefanie, »willst du schon wieder?«
    Warum nicht, dachte er. Das Ding zwischen seinen Beinen begann sich zu regen, und in seinem Kopf setzte sich die Erinnerung an die letzten Stunden wieder zusammen. Dabei wollte er gar nicht so genau wissen, wie er in dieses Ehebett geraten war.
    »Das geht jetzt nämlich nicht«, fuhr Stefanie fort und stützte sich im Bett auf, »ich glaub, ich muss jetzt heim. Meine Mutter ist wahrscheinlich längst knülle, aber wenn ich morgen früh nicht da bin, wird sie zicken ohne Ende, das weiß ich schon jetzt. Und dann muss ich ja ins Geschäft, o Gott!« Sie ließ sich wieder fallen und lag rücklings auf dem Laken. »Ich weiß nicht, was ich deinem Alten erzählen soll...«
    Behutsam näherte er sich. »Nein«, sagte sie, hob die Hand und schob ihn weg. »Lass das. Sag mir lieber … Aber du redest ja nicht … Ich könnte deinem Vater sagen, wir sind auf der Promenade gewesen, waren wir ja auch, und dann, dann sind wir mit dem Zug nach Friedrichshafen und ins Kino gegangen und hätten ein Eis gegessen und den letzten Zug verpasst und seien zu Fuß zurück... Das geht aber nur, wenn du jetzt mitkommst und auch heimgehst, das wäre wahrscheinlich sowieso das Beste, wo gehst du eigentlich hin?«
    Er war aufgestanden und tastete sich zur Tür, weil er aufs Klo wollte. Plötzlich blieb er stehen und wandte sich um. Von draußen drang Motorengeräusch herein, ein Lichtschein huschte über das Fenster und ließ für einen Augenblick die Ritzen der Jalousie sichtbar werden. Der Wagen draußen hielt, durch die Nacht drang das Klappen des Garagentors, der Wagen fuhr wieder an, dann erstarb das Geräusch.
    Er hatte vergessen, dass er eigentlich pinkeln musste. Vorsichtig schlüpfte er in den Flur, schlich sich auf nackten Füßen zur Wohnungstür und zog sie einen Spalt auf.
    »Was machst du da?«, flüsterte neben ihm Stefanie. Ihr Körper roch nach Bett und Beischlaf.
    Die Treppenhausbeleuchtung flammte auf, erschrocken zog er seinen Kopf zurück und schloss behutsam wieder die Tür.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Stefanie. Er fasste nach ihrer Hand und drückte sie beruhigend. Dann legte er das Ohr an die Tür und lauschte. Er glaubte, das Betriebsgeräusch des Fahrstuhls zu hören, vielleicht war es auch nur eine Täuschung, er wartete, das Geräusch dauerte an, bis ein Einrasten hörbar wurde, der Fahrstuhl hatte aufgesetzt, die Türen gingen auf, und schwere Schritte näherten sich über den Flur, näherten sich, als gingen sie schnurstracks auf ihr Appartement zu. Ohne Vorwarnung brach Panik über ihn herein und nahm ihm den Atem, dann hielten die Schritte draußen an, jemand schloss die Wohnungstür neben ihnen auf, der Jemand ging hinein und zog die Tür geräuschvoll hinter sich zu.
     
     
     
    I m Wartezimmer des Krankenhauses Friedrichshafen saß im kalten Licht der Neonröhren ein einzelner Mann. Er trug einen dunklen Anzug und einen dunklen Mantel, Hut und Handschuhe lagen neben ihm. Er zeigte weder Müdigkeit noch Ungeduld, sondern wartete, wie jemand, der das Warten gelernt hat.
    Zeit verging. Irgendwann öffnete sich die Tür, eine Frau trat heraus, den rechten Arm in einer Schlinge, einen zerrissenen Mantel um die Schultern gelegt. Der Mann - der Leitende Polizeidirektor v. Oerlinghoff - stand auf, ging auf

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