Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Forellenquintett

Titel: Forellenquintett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
Vom Netzwerk:
ungewöhnlich hässlicher Hund, so groß wie ein ausgewachsenes Schwein, mit einem keilförmigen Kopf, und er keuchte, als wollte er sich in seinem Halsband erdrosseln. Der Mann schrie ein Kommando und brachte den Hund zum Stehen, dann bückte er sich und löste die Leine von der Halskette, und das Tier schoss zu dem Fußweg und verschwand darin.
    Du hast dich geirrt, dachte Hoflach. Das sind keine Leute von einem Inkasso-Büro. Er holte sein Handy heraus und wählte den Notruf.
    »Bitte die Polizei«, sagte er, als sich endlich jemand gemeldet hatte.
     
     
     
    D ie Scheinwerfer tauchten Zäune und Astwerk in ein grelles Licht. Tamar ging langsam rückwärts, sich von Baum zu Baum tastend. Das hechelnde Tier war den Fußweg entlanggerannt, hatte dann kehrt gemacht und war auf halber Höhe schnüffelnd stehen geblieben. Auf halber Höhe? Das war die Stelle, an der sie über den Zaun gestiegen war.
    Wieder schrie die heisere, abgerissene Stimme ein Kommando, sie hörte ein Scharren und einen Aufprall, dann sah sie im Dunkel ein schattenhaftes massiges Wesen, das sich innerhalb des Zauns zur Straße bewegte, dort hechelnd und keuchend einen kurzen Augenblick verharrte. Hinter sich ahnte Tamar weitere Bäume und Strauchwerk, sinnlos, dort Schutz suchen zu wollen, sie stemmte sich mit dem Rücken gegen einen Baumstamm, breitbeinig, die Waffe gesenkt, in beiden Händen haltend, aber dann war das Hecheln bereits ganz nah, unmittelbar vor ihr, sie riss die Waffe hoch, einen Augenblick lang sah sie gar nichts, dann sprang sie ein Schatten an, sie schoss, ein- oder zweimal, sie spürte einen Schlag, zunächst nichts als einen Schlag, dann jagte ein betäubender Schmerz durch ihren rechten Arm, der nach unten gerissen wurde, als gehöre er ihr nicht mehr, aber irgendwie schaffte sie es, die Waffe in die linke Hand zu bekommen, noch einmal schoss sie, wie oft noch? Das Tier jaulte auf, Tamars rechter Arm wurde losgelassen, brüllend lief ein Mann durch den Garten auf sie zu, wie irr tastete der Lichtkegel einer Taschenlampe sich durch Nebel und Baumstämme.
    Tamar drehte sich um und lief weiter, in die Dunkelheit hinein, nur ein paar Schritte, denn so konnte sie nicht weiterlaufen, nicht mit dem pochenden Schmerz im Arm. Sie warf die Pistole weg und hielt mit der linken Hand den Arm und erreichte das Ende des Gartens, zwängte sich durch Gebüsch und stand vor einem mannshohen Drahtzaun, unmöglich, hinüberzugelangen.
     
     
     
    D u siehst doch, da ist niemand«, sagte Rösner und schob den Kaugummi in die andere Backentasche.
    »Das kann man von hier aus gar nicht sehen«, erwiderte Kubitschek. »Wir sollten bei der Zentrale nachfragen, wer hier der Hausmeister ist.«
    »Das werden die gerade wissen.«
    »Doch«, sagte Kubitschek. »Vor einem Jahr ist hier eingebrochen worden, ziemlich große Sache. Und seither ist da eine Rufnummer hinterlegt.«
    »Nett«, bemerkte Rösner. »Und dann sollen wir uns alle einhundertsiebenunddreißig Appartements aufschließen lassen oder wie viele das sind.«
    »Der Hausmeister müsste auf einen Blick sehen«, sagte Kubitschek, »welcher Stromzähler läuft.«
    »Die werden da gerade groß Geräte einschalten. Die liegen im Bett und machen sich’s warm, warum auch nicht.«
    Blechern rief die Zentrale nach ihnen. Kubitschek meldete sich.
    «Da ist ein Notruf aus Aeschenhorn, Altes Schulhaus. Angeblich hat da jemand einen Kampfhund auf Leute gehetzt.«
    »Verstanden«, sagte Kubitschek und ließ den Wagen an. »Erst ein entlaufenes Pärchen, jetzt ein frei laufender Köter, was glauben die, was wir sind?«
    »Ich mag keine Hunde«, bemerkte Rösner, nahm den Kaugummi aus seinem Mund und packte ihn sorgsam in seine Folie ein. »Hab ich noch nie gemocht.«
    »Altes Schulhaus«, sagte Kubitschek, »wo soll das sein?«
    »Fahr geradeaus weiter und bei der nächsten Einmündung links«, antwortete Rösner, der begonnen hatte, Kaugummi und Folie zu einer Kugel zu verarbeiten.
    »Blaulicht?«
    »Ich hab’s nicht eilig«, meinte Rösner. »Hunde hab ich noch nie...«
    »Das können wir jetzt aber allmählich auswendig«, unterbrach ihn Kubitschek, blinkte und bog ab. Ein Wagen kam aus der Gegenrichtung, gefährlich nahe, aus dem Nebel tauchte ein einzelnes Licht auf, ein beleuchtetes Wirtshausschild, eine Gruppe von Leuten stand auf der Treppe und sah ihnen entgegen.
    »Ein Kampfhund läuft da aber nicht herum«, sagte Rösner und setzte sich die Dienstmütze auf.
    »Lad trotzdem mal durch«,

Weitere Kostenlose Bücher