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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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drin. Jakobe hat ihn mit irgendwelchen Kräutern abgefüllt, aber die hat
er alle wieder rausgereihert. Und Nella ist nur noch am Flennen, und Jakobe
macht einen auf – ach, was weiß ich, labert von Kumatais Willen und Racht und
dieser ganzen Scheiße. Also, wenn du echt Arzt bist, dann komm jetzt mit und
guck dir das Balg an.“
    Horgest sammelte mit majestätisch-schwerfälligen
Bewegungen seinen Kram ein. Und der Chef trat vor und kündigte Firn Marrin, den
Meister der Messer, an. Der Meister erschien daraufhin zwischen den glitzernden
blauen Vorhängen, mit denen sie die Frontseite des Gilwisselwagens verhängt
hatten. Über der Weste trug er einen breiten Gurt, in dem seine Messer
steckten.
    „Hat das nicht noch ein paar Minuten Zeit? Ich bin
jetzt dran!“
    Sie grinste abfällig. „Ach ja, der Star-Auftritt als
Messerdummy! Verdammt schade, dass er dir nicht die Eier aufspießen kann, aber
ich sag dir, Nella ist am Ausrasten. Komm jetzt einfach mit, Mann! Ich halt das
Theater nicht mehr aus!“
    Firn fing mit Kleinigkeiten an. Warf die Flammen einer
Reihe Kerzen mit etwas aus, von dem man nicht mehr als ein Aufblitzen sah.
Musste ein Wurfstern gewesen sein, James hatte ihn gestern damit trainieren
sehen. Und was jetzt? Lampenfieber hin oder her, auf einmal war er richtig
scharf darauf, bei dieser Sache da vorne mitzumachen. Außerdem brauchte er die
Kohle!
    Aber Pix stand immer noch da. „Der findet einen
anderen Blödmann! Den mit dem Bär, oder besser noch Bagratuni, den Spasti.
Jetzt mach endlich!“
    Da war etwas in ihrer Stimme, das Dringlichkeit
signalisierte. Da brauchte jemand Hilfe. Und so folgte er ihr, gerade als Firn
sich dem Publikum zuwandte und der Chef zum Sprechen ansetzte. Sie bahnten sich
einen Weg zwischen Windywatt-Bewohnern hindurch, bis sie wieder auf der Straße
waren, die sich zum Platz unter der Brücke hinunterschlängelte. Aber entzückt
war er nicht. Wehe, wenn das kein wirklicher Notfall war!
    „Also, was ist nun mit dem Baby?“, fragte er unwillig
und hauptsächlich, um die weithin schallende Stimme des Chefs, die jetzt nach
Freiwilligen fragte, nicht mehr hören zu müssen. „Wie alt ist es überhaupt?“
    „Keine Ahnung. Klein. Es kotzt und brüllt. Na ja, seit
vorhin brüllt es nicht mehr, aber es sieht komisch aus.“
    Das klang nicht so gut. Das prickelnde Lampenfieber,
das ihn eben noch erfüllt hatte, erlosch. Stattdessen breitete sich auf einmal
ein kaltes Gefühl in seinem Magen aus. Er hatte keine Ahnung von kranken Babys!
Er war überhaupt nur ein blutiger Anfänger und hatte nicht die geringste Lust,
sich einzumischen.
    Doch da hatten sie den klammen, modrigen Winkel unter
der Brücke schon erreicht. Auch Brogue und John waren schon zum Lager
zurückgekehrt und standen mit einem alten Mann und dem Händler zusammen, sie
rauchten und unterhielten sich. Als James und Pix an ihnen vorbeigingen,
dröhnte James das Schlappen seiner behelfsmäßigen Sohle besonders laut in den
Ohren. John Montagu warf seine grauen Locken zurück und rief ihm etwas nach,
das die anderen mit murmelndem Gelächter quittierten. Vor dem dunkelroten
Wagen, in dem die Kalendio-Sippe lebte, blieb Pix stehen. Die Tür war
geschlossen, was an sich schon ungewöhnlich war.
    „He, warte doch. Die wollen bestimmt gar keinen
Fremden dabei. Ich meine, die kriegen solche Sachen doch sonst auch allein in
den Griff.“
    Pix drehte sich zu ihm um und lächelte höhnisch. „Bist
du eine feige Sau, Mann! Jetzt geh da rein und mach was, verdammt!“
    Sie blieb natürlich unten stehen. Lungerte herum und
betrachtete die rauchenden Männer mit gierigen Blicken. Da hatte sie allerdings
schlechte Karten. James hatte hier noch keine Frau rauchen sehen, die jünger
als ungefähr siebzig war.
    Von drinnen waren gedämpfte Laute zu hören, jemand
redete, etwas klackerte. Jemand weinte. Schließlich klopfte er an die Tür. Es
dauerte, bis geöffnet wurde. Dann stand Jakobe vor ihm und zog überrascht die
Augenbrauen hoch. Schwaden heißen Nebels drangen an ihr vorbei aus dem
Wageninneren.
    „Was gibt’s denn? Ist die Vorstellung schon vorbei?“
Unfreundlich war sie nicht, aber auf der Hut.
    „Ich –“
    „Er ist ’n Arzt! ’n Heiler … Medico – was weiß ich,
wie ihr das hier nennt!“, rief Pix hinter ihm. „Will sich das Baby mal
ansehen!“
    Misstrauisches Stirnrunzeln. „Ein Hakemi, meinst du?
Wie die aus dem Süden? Bist du so einer?“
    „Wer ist denn da, Jakobe?“ Junipers Mutter –

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