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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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langes, quäkendes Solo bis ins
Unerträgliche und brach es dann abrupt ab. In der plötzlichen Stille klang
seine Stimme voll und sehr viel pompöser als sonst über den Platz, als er das
Publikum begrüßte und den Auftritt von Juniper Kalendio und seiner dressierten
Bärin ankündigte.
    Juniper, Carmino und Mapoosa waren erst im
allerletzten Moment eingetroffen. Anscheinend hatten viele Zuschauer sie schon
auf ihrem Werbegang in der Stadt gesehen, denn sie wurden mit lärmendem Applaus
begrüßt. Die schwarz-weiße Mapoosa – ein seltsamer kleiner Bär, der die
verspielte Niedlichkeit eines Panda-Babys mit katzenhafter Geschmeidigkeit
vereinte – wusste, was von ihr erwartet wurde. Kaum hatte Juniper sie von der
Leine gelassen, schoss sie wie eine Kugel über den freien Platz. Von ihrem
Herrn angeleitet, gelang ihr eine Art Handstand auf einer kleinen Tonne. Zu
James’ Überraschung kam auch Carmino dazu – in Schwarz-Weiß gekleidet und mit
bemaltem Gesicht, als sollte er wie Mapoosas größerer Bruder wirken. Auf
Junipers Anweisung hin brachte er die Highlights aus seinem Parkour-Repertoire.
Mapoosa ahmte alles nach, soweit sie es eben konnte. Unter dem anfeuernden
Gebrüll des Publikums ging Carmino auf den Händen quer über den Platz und
wieder zurück, während Mapoosa hinter ihm her hopste. Die Salti, mit denen er
seine Show abschloss, wurden bei Mapoosa zu Purzelbäumen – und damit wollte sie
dann gar nicht mehr aufhören. Sie kullerte umher, bis es den beiden gelang, sie
einzufangen und auf die Hinterpfoten zu ziehen. Dann verbeugten sich alle drei
und kassierten den wohlverdienten Applaus. Wann hatten die das bloß geprobt?!
Das war ja schon fast eine richtige Zirkusnummer. Und als Carmino und Mapoosa
dann mit einem Hut durch die Reihen gingen, klimperten die Münzen. So weit
musste er die Leute auch kriegen! Und wenn er dafür bluten musste, verdammt –
mit einem Fünftel aus so einem Hut bekam man bestimmt ein Paar Schuhe!
    Aber jetzt war erst einmal Horgest dran. Der Chef
hatte ihm seine Lieblingsnummer – den Ringkampf mit todesmutigen Vollpfosten
aus dem Publikum – bis auf weiteres verboten, und so kombinierte er stattdessen
Demonstrationen seiner Kraft mit dem Feuerspucken. Den nötigen Brennstoff trug
der Künstler in einer kleinen Flasche am Lederschutz seines linken Unterarms –
verdammt gefährlich, aber so konnte er immer schon den nächsten Schluck in den
Mund nehmen, während das Publikum noch geblendet von der letzten Flamme war.
War schon wirklich beeindruckend, wie er da mithilfe einer Fackel eine
meterhohe Flamme über den Platz spuckte. James fühlte die Hitze des Feuers über
sich hinweg schlagen. Stanwell untermalte das Ganze mit dramatischem Getrommel.
So gut wie Firn, der Cheftrommler, war er nicht, aber Firn wollte seinen
eigenen Auftritt mit ruhigen Händen angehen. Klang nach Diva, aber im Moment
war James ihm für diese Umsicht ziemlich dankbar.
    Horgest war eben dabei, die Gewichte an einem schweren
Reifen in Brand zu spucken, den er selbst auf einer Stange kreisen ließ – da
stieß jemand grob gegen James’ Arm. Als er sich umsah, stand Pix neben ihm, und
ihm wurde plötzlich bewusst, dass er seit Rhondaport nicht mehr mit ihr
gesprochen hatte.
    „Was machst du denn hier? Sag bloß, du machst auch
mit!“
    Ohne das schwarze Make-up sah sie ganz anders aus, wie
ein schlecht gelauntes, dickliches, übermüdetes Kind. Die ganze aufgesetzte,
aggressive Coolness war weg. Vielleicht las sie so was in seinem Blick,
jedenfalls starrte sie ihn angriffslustig an. „Ich bin doch nicht bescheuert.
Also, du bist doch so was wie ein Arzt, richtig?“
    Das Publikum jubelte los, weil jetzt sämtliche
Gewichte des Reifens brennend über dem Feuerspucker wirbelten.
    „Medizinstudent! Noch nicht mal im dritten Jahr!“
    „Wie auch immer. Dem kleinen Scheißer von Nella geht’s
so richtig Scheiße“, unterbrach sie ihn in ihrem unverwechselbaren Stil. „Auf
den sollteste besser mal ’nen Blick werfen, sonst nippelt er noch ab.“
    „Was?“ In dem Radau und Geklatsche konnte er sie kaum
verstehen. Horgest ließ sich gerade zu einigen hochmütigen Verbeugungen herab.
Kleiner Scheißer? Nella? Dann fiel der Groschen. Sie musste von dem Baby reden,
das den ganzen Tag gebrüllt hatte. Und wer war Nella? „Das Baby, meinst du? Die
brüllen doch immer. Das sind Verdauungsstörungen. Das ist das unausgereifte –“
    „Spar dir den Müll. Der hat nichts mehr zum Verdauen
in sich

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