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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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verletzt.“
    Die Seiltänzerin Haminta, schon in einem blauen Trikot
mit silbernen Flittersternen, hielt anscheinend eine Beruhigung für angebracht,
aber die brauchte James gar nicht. Seit drei Tagen provozierte ihn dieser Typ
jetzt ohne Ende – für wen hielt der sich eigentlich?! Er hätte noch viel
Unvernünftigeres getan, um Mr Boombastic endlich klarzumachen, dass ein Kramper
nicht unbedingt ein Weichei sein musste. Mal ganz abgesehen davon, dass er das
Geld dringend brauchte.
    Minuten später ging es also wieder auf den Galiziak.
Sie zogen mit dem Gilwisselwagen los, dem Bagagewagen, in dem außer Striegeln,
Schabracken und anderem Krempel für die Ponys auch Vorratssäcke, Requisiten,
Geräte und Werkzeug für Aufbau und Reparaturen sowie zwei Instrumente
aufbewahrt wurden: die große Trommel und ein riesiges, gewundenes Ding, das
einer Tuba ähnelte. Darüber hinaus war er das Heim der jukannai , der
unverheirateten jungen Männer der Truppe: An den Wänden der einen Wagenhälfte
stapelten sich die Schlafpritschen wie Etagenbetten übereinander; hier
schliefen Halfast und Horgest Montagu, Juniper und Stanwell Kalendio und Firn,
der weder ein Montagu noch ein Kalendio zu sein schien. Und zwischen den
Requisiten in den Regalfächern und einem Berg Heu darunter hatten neuerdings
auch Carmino und James ihre Schlafplätze. Der Gilwisselwagen, auf dessen
dunkelgrün gestrichenen Seitenwänden in großen silbernen Buchstaben die
Aufschrift „Stern von Montagu“ prangte, begleitete sie zu jeder Vorstellung. Da
hatte man alles Nötige beisammen, erklärte Halfast, und der Galiziak, mit dem
er gezogen wurde, war zusätzliche Werbung für sie, weil man Tretschlepper noch
sehr selten sah.
    Auf dem Marktplatz trennten sie zuerst mit kleinen
Fässern einen Bühnenbereich ab, wie James das schon in Rhondaport gesehen
hatte. Sie stellten einen knapp zwei Meter hohen dreifüßigen Ständer aus Balken
auf, beschwerten ihn mit Gewichten, bauten dann die Holzscheibe zusammen und
hängten sie daran auf. Das Ganze war schwer genug, um ein Ende des Seils zu
halten, auf dem Haminta ihre Show abzog. Er stieß die Scheibe an, die mithilfe
einer Kurbel auf der Rückseite gedreht werden konnte. So ein Ding hatte er
schon einmal in einem kleinen Zirkus in London gesehen. Es gab Griffe zum
Festhalten und kleine Holzkeile daran, auf die man als Messerdummy seine Füße
stellte.
    Ich muss total bekloppt sein, dachte er und ließ seine
Finger über die zahlreichen Kerben im Holz gleiten. Wenigstens waren keine
Blutflecken darauf. Als er aufsah, stellte er fest, dass Firn die Musterung mit
spöttischem Blick verfolgt hatte.
    „Kannst ruhig schlottern! Wie gesagt, das bringt mehr
Geld ein“, sagte er. „Und jetzt misch dich unter die Kramper, der Chef ruft
dich dann als Freiwilligen raus.“
    Schon seit einer Weile sammelten sich Zuschauer
jenseits der Fässchenbegrenzung, aber die interessierten sich vor allem für
Horgest, der vor ihnen auf  und ab stolzierte. Man konnte also unbemerkt
zwischen ihnen untertauchen. James blieb in der zweiten Reihe stehen und tat so,
als wäre er genauso gefesselt von Horgests Erscheinung wie alle anderen. Der
hatte seine Muskelpracht in ein martialisches Lederwams gezwängt und sein
gelblichblondes Haar, das ihm sonst bis auf die Schultern fiel, zu einem
kleinen Knoten gebunden. Er beachtete das Publikum überhaupt nicht und nahm
immer wieder kleine Schlucke aus einer Flasche. Da er nicht der Typ war, der sich
Mut antrinken musste, hatte das wohl mit dem bevorstehenden Feuerspeien zu tun.
Als er laut rülpste, applaudierten ein paar Jugendliche rings um James und
johlten. Ihm flatterte auf einmal der Magen. Verdammte Messerwerferei – er
hatte keine Lust, bei diesem Spielchen hier auch noch Federn zu lassen!
    Unter lauten Trommelschlägen traf schließlich die
Kapelle ein: Brogue samt missmutiger Miene und Banjo (oder was es auch sein
mochte), Halfast, fiedelnd was das Zeug hielt, John, fest im Griff seiner
Schlangentuba, Stanwell, der auf die große Trommel hieb, und der Chef mit einem
Dudelsack. Sie waren gut – drüben könnten sie auf Folkfestivals
auftreten, dachte er. Auch hier lockte die Musik immer mehr Leute herbei.
Zwischen den Häusern um den Marktplatz fing sich der Klang des Dudelsacks und
gellte in den Ohren. Oben aus den Windungen der Felsenstadt, die sich hinter
dem Rathaus in die Höhe schraubte, stob ein Schwarm Fledermäuse in den
dunkelnden Himmel hinaus. Der Chef steigerte ein

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