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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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vermutlich sowieso nicht mehr
gereicht.
    Es war zu spät, um in der Stadt noch frische Lebensmittel
zu kaufen, und es war auch nicht genug Geld für eine anständige Portion von dem
Shervis da, auf das nicht nur Horgest scharf war. Halfast hatte eine große
Kruke in einer Kneipe am Marktplatz abfüllen lassen, und davon bekam jeder, der
bei der Vorstellung mitgemacht hatte, einen Becher eingeschenkt. Shervis war
Bier, und es schmeckte wohl ganz ordentlich. James hätte zu gern auch eins
gehabt nach diesem Tag, aber ihm blieb nur ein gieriger Blick auf die
schäumenden Becher und das trostlose Abendessen – lauwarmer Zemmes mit einer
fettigen, versalzenen Soße, in der noch ein paar Fetzen Wildschwein schwammen.
    Er schlang seine Portion herunter, ohne sich an der
Diskussion über den Auftritt zu beteiligen, zumal ihm nicht entging, dass die
anderen ihn mit einer gewissen Verlegenheit zu übersehen versuchten. Die
glaubten anscheinend alle, dass er vorhin gekniffen hatte. Das trug nicht
gerade dazu bei, seine Stimmung zu verbessern, aber er hatte auch keine Lust,
denen die Sache zu erklären. Stattdessen begoss er seinen Ärger mit einem
Becher widerlich schmeckendem Makave nach dem anderen. Jakobe musste ihm immer
wieder nachschenken, obwohl sie so aussah, als würde sie ihm das Zeug am liebsten
ins Gesicht schütten.
    Über ihnen verloschen nach und nach die Lichter von
Windywatt, und zwischen den Felsen zog feuchte Kälte vom Fluss herauf. Er sah
noch einmal im Kalendio-Wagen vorbei, als Jakobe beim Spülen war und ihm somit
nicht dazwischenfunken konnte. Der kleine Piro hatte sich tatsächlich stillen
lassen und war dabei erschöpft eingeschlafen. Bisher war alles dringeblieben.
Er schärfte Nella ein, das Baby immer wieder zum Trinken anzulegen und ihn zu
holen, wenn etwas nicht stimmte. Und dann war Schlafenszeit.
    Der Boden war hart und felsig, und überhaupt war auch
zu wenig Platz, um draußen zu liegen, sodass diesmal wohl oder übel alle in den
Wagen schlafen mussten. Er versuchte es gar nicht erst, sondern ging wieder
draußen herum, misstrauisch beäugt von Triv, der Wachhündin, die die Fremden
noch nicht akzeptiert hatte. Auch Brogue und Stanwell, die die erste Nachtwache
hatten, musterten ihn verwundert, als er zum dritten Mal an ihnen vorbeikam.
Schließlich setzte er sich wieder an die Mauer, sah eine Weile dem fremden
Händler dabei zu, wie er seine Stiefel bürstete, und dann hinauf zu der
schmalen Brücke, die hoch über ihnen genau durch den Mond schnitt. Seuchenmond ,
hatte er jemanden sagen hören – Pellicano war das gewesen, am letzten Abend.
Nicht gerade aufmunternd. Ihm fiel überhaupt nichts Aufmunterndes ein. Keine
Schuhe. Dafür Spott, Hohn und Drohungen, und dann noch die Frage, ob das Kind
wieder in Ordnung kommen würde – das war die Ausbeute dieses Abends.
    „Sie haben ihm Ibuprofen gegeben, Barrett?
Einem Säugling ?! Ohne genaue Anamnese ?!! Ein Erwachsenen -Präparat
noch dazu?!!!“, kreischte Schwester Chudderleys Stimme in seinem Kopf. Er
seufzte.
    Dann tauchte plötzlich jemand aus der Dunkelheit auf. „Na,
kannst du auch nicht schlafen?“, fragte Haminta, die Seiltänzerin, und setzte
sich neben ihn.
    Ganz schön offensiv für hiesige Verhältnisse. Da
konnte man bloß hoffen, dass ihre Familie schon schlief und das nicht mitkriegte.
„Ist zu eng im Wagen.“
    Von irgendwoher kam auch der große, weiße Hund zu
ihnen und legte sich vor ihren Füßen nieder. Sie klopfte ihm den dicken Pelz am
Hals. „Schneemann, mein Alter … ungemütlich hier, was?“ Wie alle in ihrer
Familie war sie groß, aber anders als ihre blonden Brüder Halfast und Horgest
hatte sie dunkles Haar und ein schmales Gesicht, wie ihre Mutter Raween. „Piro
geht’s ja besser –“, wandte sie sich wieder an ihn. „Stimmt es, dass du ein
Hakemi bist?“
    „Nicht so ganz“, murmelte er. Hoffentlich fing die
jetzt nicht an, ihn auszufragen. Besser, er brachte sie ihrerseits zum Reden.
„Wie alt ist Nella eigentlich? Und wer ist Piros Vater?“ Das mochte ja
indiskret sein, aber es lenkte sie sicher von ihm ab.
    „Nella ist sechzehn. Und ihr Mann ist Eske Tirp,
Jujunas Sohn. Sie haben ihn im Winter ins Gefängnis gesperrt, nach Tulsa. Weil
er im Wald da oben in Maikonnen einen Hirsch erlegt hat. Das ist da verboten.“
Sie schnaubte verächtlich. „Als wenn es da nicht genug für alle gäbe! Aber
Nella ist ihren Mann los und Piro seinen Vater, und sie muss wieder bei ihrer
Familie im Wagen

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