Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
Zaun!“
    „Kantabre!“, bestätigte der Chef, und das klang sehr
erleichtert. „Ich fahre voraus und verhandle mit dem Winkelmeister. Brogue,
John – bringt mir die Truppe bis vor den Zaun und wartet da auf mich!“
    „Mit dem Winkelmeister ?“, wiederholte Stanwell,
als der Chef seinen Gilwissel antrieb und sie in einer Staubwolke zurückließ.
    „So nennen sie hier den Bürgermeister“, erklärte
Halfast. „In Orolo gilt nur der rechte Winkel als sichere Form, der und der
Kreis. Der Winkelmeister wacht darüber, dass beim Bauen nur das richtige
Winkelmaß verwendet wird, und deshalb –“
    „Mann, hast du etwa ein Buch über die Bekloppten von
Orolo, oder woher weißt du das alles?“
    „Bestimmt gibt’s Bücher, aber das hab ich von jemandem
gehört. Irgendein Händler in Rhondaport.“
    „Weißt du auch, was diese Dinger da sollen?“ Juniper
wies auf die dürren, überlangen, aber annähernd menschenähnlichen Figuren, die
überall zwischen den Büschen auf den Feldern standen. „Habt ihr mal die
Gesichter gesehen?“
    Halfast nickte. „Gelichterscheuchen. Für die Gesichter
verwenden sie Schweineblut.“
    „Müsste das die Viecher nicht noch anziehen?“
    „Ich frag mich, ob das so ’ne gute Idee war mit
Orolo“, murmelte Stanwell.
    Ihre Schatten fielen meterlang vor ihnen über die
Straße und die Sonnenstrahlen trafen gerade die obersten Zaunspitzen, als sie
endlich so weit herangekommen waren, dass man Einzelheiten erkennen konnte:
einen dünnen Turm, der jenseits des Zaunes aufragte, und die hohen, mit
seltsamen Gebilden bekrönten Stangen, die in unregelmäßigen Abständen zwischen
die Zaunpfähle eingelassen waren. Der Wind zerrte an flatternden Wimpeln und
brachte die Schellenbäume auf anderen Stangen zum Klingeln. Der Wind musste es
auch sein, der die unheimlichen Töne hervorbrachte, die jetzt an ihre Ohren
drangen.
    „ Sikka darra – was ist das?“
    „Skorpione“, erwiderte Carmino, etwas verzagter als
sonst. „Das sind die Skorpione da oben.“ Er zeigte zu den schwarz glänzenden
Tieren hinauf, die auf einigen Standarten thronten. In acht Metern Höhe erhoben
sie die stachelbewehrten Schwänze drohend über ihre Körper und ließen dabei ein
eigentümlich sirrendes Pfeifen ertönen.
    „Die müssen hohl sein“, meinte Halfast bewundernd.
„Sind wie Pfeifen geschnitzt, versteht ihr.“
    „Ach … die sind aus Holz? Ich dachte … die sehen so
echt aus!“, murmelte Carmino.
    „He, ihr da vorne! Anhalten! Wir warten hier!“ John
Montagu kutschierte seinen Wagen heran, und der Rest der Truppe folgte. Dann
standen alle Wagen still, und die Leute betrachteten schweigend den monströsen
Zaun, hinter dem sich Kantabre verbarg. Minutenlang war nichts zu hören außer
dem unheimlichen Pfeifen und dem Klimpern der Schellen.
    James wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Zahllose
kleine Mücken hatten sich unter dem Rand des Tuches verfangen, in den neuen
Schuhen (und den durchgelaufenen Tennissocken noch von drüben ) hatte er
sich blutige Blasen gelaufen, und sein Durst erreichte allmählich ganz neue
Dimensionen. Den anderen ging es schätzungsweise genauso. Nur John Montagu
zündete sich wie üblich einen seiner kleinen braunen Zigarillos an, lehnte sich
gegen den Zaun und rauchte seelenruhig unter den sirrenden Skorpionen.
    „Wo bleibt jetzt der Chef?“, maulte Horgest los und
riss sich den Hut vom Kopf, um sich Luft zuzufächeln. Die blonde Haarmatte klebte
ihm schweißnass am Kopf. Kleine Rinnsale liefen über sein Gesicht, das James
mit den wie aus Stein gehauenen Konturen immer ein bisschen an einen
Comic-Superhelden erinnerte.
    „Wieso stehn wir hier rum? Wo ist das Stadttor?“
    „Hört auf zu meckern, Nicholas will, dass wir hier
warten, also warten wir hier!“ Brogue nannte seinen Bruder nie Chef .
    „Da ist er doch schon wieder.“ Mit dem Zigarillo
deutete John nach vorne.
    „Wir haben Glück!“, verkündete der Chef, als er seinen
Wagen nahe genug herankutschiert hatte. „Wir dürfen innerhalb des Zauns lagern,
und was noch besser ist: Sie wollen eine richtige Vorstellung – jetzt .
Bevor die Sonne untergeht. Also, macht euch fertig!“
    „Was? Sofort? Aber wir haben nicht mal –“
    „Wir sind den ganzen Tag –“
    „Ruhe! Für alles andere ist später Zeit genug – aber
wenn wir noch eine Vorstellung bringen wollen, dann nur jetzt. Die Leute
verziehen sich in ihre Häuser, sobald die Sonne untergeht. Also legt los! Zehn
Minuten

Weitere Kostenlose Bücher